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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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nicht erwarten, den Jungen in zwei Hälften zu zerteilen. Er ging einen Schritt auf den Felsen zu, auf dem Peter breitbeinig und mit in die Hüften gestemmten Händen stand und finster zu ihm herabstarrte.
    »Ich habe dich gewarnt, Kümmerling«, sagte Ulfger. »Jetzt hole ich mir deinen Kopf.«
    Tanngnost schob sich zwischen sie. »Lord Ulfger, dürfte ich …«
    Peter zog sein langes Messer. »Komm und hol mich, du einohriges Stück Scheiße!«, rief er und stieß ein wildes Krakeelen aus.
    »Peter!«, schrie Tanngnost und warf dem Jungen einen finsteren Blick zu. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn Peter es sich nicht zur Aufgabe gemacht hätte, potenzielle Verbündete an alte Demütigungen zu erinnern.
    »Darauf kannst du dich verlassen«, grollte Ulfger und spie auf den Boden.
    »Wir sind nicht hier, um zu kämpfen!«, schrie Tanngnost und fragte sich, wie die Lage so schnell außer Kontrolle hatte geraten können.
    »PACKT IHN!«,
brüllte Ulfger.
    Die Elfen zogen ihre Schwerter.
    »NARREN!«,
donnerte Tanngnost und schmetterte seinen Stab auf den Boden. Seine mächtige Stimme hallte durch den Wald. »Ihr mit eurem kindischen Gezänk. Es ist kein Wunder, dass wir diesen Krieg verlieren! Und jetzt steckt eure Schwerter weg, allesamt!«
    Die Elfen zögerten und sahen zu Ulfger hinüber.
    Der richtete den Blick seiner dunklen Augen auf Tanngnost. »Vergiss nicht, wo dein Platz ist, alter Ziegenbock. Du erteilst hier keine Befehle.«
    »Vergib mir, Lord Ulfger«, sagte Tanngnost und deutete eine Verbeugung an. »Doch bitte hör mich an.«
    »Ich habe genug von deinen Ränken, deinen Verzerrungen und deinen Halbwahrheiten.«
    »Die Fleischfresser brennen den Flüsterwald nieder«, sagte Tanngnost.
    Selbst die steinernen Mienen der Elfen verrieten Überraschung.
    »Lügner«, sagte Ulfger. »Der Flüsterwald kann nicht brennen.«
    »Such dir einen Aussichtspunkt, dann kannst du das Feuer selber sehen.«
    Ulfgers Augen verengten sich.
    »Dass Peter mit nicht mehr als einem Messer bewaffnet herkommt, ist Beweis genug«, sagte Tanngnost. »Glaubst du wirklich, er würde dieses Risiko eingehen, wenn die Lage nicht aussichtslos wäre? Wenn die Dame nicht in unmittelbarer Gefahrschweben würde? Ganz zu schweigen davon, dass er seinen Stolz und seinen alten Groll überwindet, um mit dir zu reden?« Der Troll holte tief Luft. »Es fehlt ihm vielleicht an diplomatischem Geschick, aber er hat sein Schwert und sein Leben der Dame geweiht. Wenn er bereit ist, solche Risiken auf sich zu nehmen, kannst du uns dann nicht wenigstens anhören?«
    »Nun gut, dann sag, was du zu sagen hast«, räumte Ulfger ein. »Danach entscheide
ich
, ob er lebt oder stirbt.«
    Tanngnost umklammerte seinen Stab fester und gab sich alle Mühe, seine Wut im Zaum zu halten. »Nein, Lord Ulfger«, sagte er ruhig. »Nicht heute. Muss ich dich daran erinnern, dass es dein Vater war, der ihm einen Platz in Avalon zugesprochen hat? Er hat sich dieses Recht mit seinem Blut und dem Blut seines Clans verdient. Wenn du ihm hier und jetzt, unter diesen Umständen, ein Leid antust, wäre das nichts anderes als Mord.«
    Zorn loderte in Ulfgers Augen. »Sag, was du zu sagen hast, und dann Schluss damit«, grollte er.
    »Setz den gehörnten Helm auf«, sagte Tanngnost. »Nimm deinen rechtmäßigen Platz ein und führe uns in die Schlacht. Die Fleischfresser sind geschwächt. Mit dem Schwert deines Vaters an der Spitze können wir sie in den Nebel treiben. Die Leibgarde der Dame, die Teufel, sogar die Hexe und ihre Horde, sie alle werden sich um den gehörnten Helm scharen. Sie werden
dir
folgen, Ulfger.
Dir!
«
    Ulfger zuckte zusammen und trat einen Schritt zurück. Er blickte sich gehetzt um, fast wie ein Tier auf der Suche nach einem Fluchtweg. »Der Flüsterwald geht mich nichts an«, brummte er.
    »Glaubst du vielleicht, dass sie beim Flüsterwald haltmachen?«
    Ulfger schwieg einen Moment lang. »Ich bin der Dame verpflichtet. Ich werde meinen Posten nicht wegen der Launen zweier dahergelaufener Eindringlinge verlassen.«
    »Du verkriechst dich hinter lange toten Schwüren!«, rief Peter von dem Felsvorsprung herab.
    Ulfger warf dem Jungen einen wütenden Blick zu.
    »Wenn du schon von deiner Pflicht redest, dann nimm das Schwert«, sagte Peter. »Kämpfe gegen die Feinde der Dame, bevor es zu spät ist.«
    »Tu nicht so, als hättest du auch nur das Recht, zu mir zu sprechen, Kinderdieb«, zischte Ulfger.
    Peter steckte sein Messer ein, sprang von dem

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