Der Kinderdieb
Felsvorsprung und ging den Pfad entlang auf Ulfger zu.
»Sei vorsichtig, junger Peter«, warnte Tanngnost.
Peter schritt kühn an Ulfger vorbei und direkt auf die Front der Elfen zu. »Hat die Leibgarde der Dame etwa auch aufgegeben? Gibt es niemanden, der mit den ungezähmten Kindern vom Teufelsbaum gegen die Feinde der Dame antritt?« Er wartete, schaute von einem Gesicht zum nächsten und senkte dann die Stimme. »Morgen zu Beginn der Dämmerung sind die Teufel am roten Felsen. Wir werden versuchen, die Fleischfresser aus dem Flüsterwald zu vertreiben. Wenn wir allein gegen sie kämpfen müssen, tun wir das. Aber denkt dran, wenn wir fallen …
dann fallt auch ihr.
«
Die Gesichter der Elfen verrieten nichts, zeigten keinerlei Regung.
Ulfger klatschte und lachte. »Jetzt verstehe ich. Du bist hergekommen, um uns mit deinen Späßen zu unterhalten. Es sei denn, du glaubst wirklich, dass es in den Reihen der Leibgarde der Dame einige Idioten gibt, die so dumm sind, einem kleinen Jungen in die Schlacht zu folgen, einem Kind, das Kriegsherr spielt.«
»Das spielt?« Peter grinste. »Bedauerlicherweise kann der Sohn des Gehörnten nicht mal von sich behaupten, dass er im Spiel gegen die Fleischfresser kämpft.«
Ulfgers Lachen verstummte. Seine Miene wurde hart undder Blick seiner dunklen Augen kalt. »Nur wegen der Milde meines Vaters wirst du heute verschont, Kümmerling. Doch bei meinem Namen, wenn ich dich noch einmal in diesen Wäldern sehe, wird es für dich kein Wortgeplänkel geben, sondern nur einen schnellen Tod.« Ulfger wandte sich ab und ging den Pfad zurück. Die Elfen verharrten noch einen Moment und starrten Peter aus ihren schmalen, kalten Augen an, dann verschwanden auch sie den Pfad hinauf.
Es klopfte dreimal laut an die Tür. Die Teufel hielten in ihren Beschäftigungen inne, schauten einander an und richteten ihre Blicke dann auf die Tür.
Ein großer Junge namens Bär öffnete das Guckloch, und ein breites Grinsen trat auf sein Gesicht. Er schob den Riegel beiseite und zog die runde Tür nach innen auf. »Nun, nun«, sagte er. »Seht mal, was der Teufel mit nach Hause gebracht hat!«
Peter stürmte an ihm vorbei in die Mitte der Halle und hielt sein Messer in die Höhe.
»DAS BLUT IST DER CLAN, UND DER CLAN IST DAS BLUT! HEIL DEM HERRN DES TEUFELSBAUMS!«
Die Teufel ließen alles stehen und liegen, sprangen auf und riefen.
»DAS BLUT IST DER CLAN, UND DER CLAN IST DAS BLUT!«
Dann rannten sie auf Peter zu.
Nick spürte die Aufregung, als wäre die Luft elektrisch aufgeladen. Die Teufel sprangen um Peter herum und krakeelten, als wäre er der leibhaftige Messias. Selbst die sonst so reservierte Sekeu strahlte wie ein Schulmädchen.
Der große, schwerfällige Troll trat leise hinter Peter ein und schloss die Tür. Niemand schien ihn zu bemerken oder sich für ihn zu interessieren. Er ging um die versammelten Kinder herum und ließ sich auf einer Bank in der Nähe des Wurzelwerks nieder. Das lange Gesicht in die großen Hände gestützt,saß er da. Er wirkte in sich zusammengesunken, geschlagen.
Peter wollte etwas sagen, doch die Kinder redeten alle durcheinander. Er hob eine Hand und wartete, dass es still im Raum wurde.
»Ihr wisst sicher alle, dass die Lage inzwischen verzweifelt ist. Die Fleischfresser brennen den Flüsterwald nieder. Es ist an der Zeit für kühnes Handeln, für mutige Taten.«
Die Mienen der Versammelten wurden ernst.
»Deshalb bin ich persönlich in den Wald der Dame gegangen. Ich habe Tanngnost davon überzeugt, dass es an der Zeit ist, unseren alten Groll zu begraben und die Clans zusammenzuführen.«
Der Troll verdrehte die Augen.
Peter schlug sich auf die Brust. »Ich habe mich in den Wald der Dame gewagt und bin allein Ulfger und seiner Elfenhorde gegenübergetreten, mit nichts als meinem Messer. Ich habe Ulfger herausgefordert und ihn gefragt, ob er den Mut hat, mit uns zusammen gegen die Fleischfresser zu kämpfen.«
Die Teufel hielten den Atem an und beugten sich vor.
Peter spuckte auf den Boden. »Der
Feigling
hat sich geweigert.«
Einige Kinder stießen Buhrufe aus, andere riefen: »Wir brauchen ihn nicht!«, doch Nick entdeckte auch mehrere besorgte Gesichter.
»Habt keine Angst. Denn ich habe einen Plan.« Ein teuflisches Lächeln trat auf Peters Züge. »Einen verdammt fiesen Plan. Ein ruhmreicher Tag erwartet die Teufel, das verspreche ich euch.« Er hob sein Messer über den Kopf und rief: »
DENN WER SIND DIE WAHREN HÜTER DER
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