Der Kinderdieb
Caliburn wurde von Avallach geschmiedet und dem Gehörnten überreicht, damit er Avalon an seiner statt bewacht und Fremdlinge abwehrt.«
»Das
weiß
ich«, brummte Peter.
»Seine Berührung bedeutet den Tod. Nur die Angehörigen der alten Geschlechter können es führen. Und von denen ist wer genau übrig?«
Peter zuckte mit den Schultern.
»Stell dich nicht an wie ein schwachköpfiger Trottel«, sagte Tanngnost. »
Ulfger
. Nur
Ulfger
ist noch übrig. Nicht einmal die Elfen können das Schwert berühren, ohne gebrannt zu werden. Und jemand von unreinem Blut, jemand wie du? Es würde dich von innen heraus in Flammen aufgehen lassen!«
Peter runzelte die Stirn.
»Ob es dir nun gefällt oder nicht, wir brauchen Ulfger. Deshalb müssen wir unser Bestes tun, um ihn davon zu überzeugen, sich uns anzuschließen.«
»Tja, ich weiß nur, dass
du
der schwachköpfige Trottel bist, wenn du irgendwelche Hoffnungen in ihn setzt. Ulfger ist ein Feigling. Es wird genau wie in der Neckerbucht.«
»Nein, er ist kein Feigling. Er ist in der Vergangenheit gefangen. Ulfger hat die Muskelkraft seines Vaters geerbt, aber nicht dessen Willensstärke. Er kann sich nicht über den Geist seines Vaters erheben. Es war nicht seine Entscheidung, nicht an der großen Schlacht teilzunehmen. Sein Vater hat ihn schwören lassen, dass er die Dame und ihren Garten vor allem, was geschehen möge, beschützen werde. Daran hält sich Ulfger bis heute, deshalb verlässt er ihren Wald auch nicht. Selbst jetzt, wo die Zerstörung Avalons kurz bevorsteht, glaubt er, dass es seine Pflicht sei, bei der Dame zu bleiben.«
Peter stieß ein hässliches Lachen aus. »Er versteckt sich hinter seiner Pflicht wie hinter der Schürze seiner Mutter.«
»Das mag sein, doch …«
Peter hob eine Hand und legte den Kopf schief. »Sie sind da.«
Auf der Anhöhe stand Ulfger, flankiert von zwölf Elfen mit schmalen Augen, die allesamt mit Schwertern und Speeren bewaffnet waren. Die Lederkleidung der Elfen war waldfarben und abgetragen, doch Ulfger trug noch immer seine goldrote Tunika. Sie war inzwischen ein wenig fadenscheinig, aber nach wie vor prangte der schwarze Elchkopf auf der Brust.
»Ein Unruhestifter und ein Menschengeborener«, rief Ulfger. »Keiner von beiden ist hier willkommen. Für Eindringlinge in den Wald der Dame gibt es nur eine Strafe … den
Tod
.«
KAPITEL 14
Clan
Nick schluckte einen Löffel Grütze und verzog das Gesicht. Sein Hals war immer noch wund, doch der Troll hatte recht behalten. Abgesehen von dem Pochen in seinen Schläfen fühlte er sich besser. Grille und Danny verzogen beim Essen ebenfalls die Gesichter, aber sie alle waren so hungrig, dass sie keinen Bissen übrig ließen.
Ihre Wunden waren nach wie vor kein schöner Anblick, doch Sekeu hatte irgendeine stinkende Salbe darauf gerieben, und die Rötungen und Schwellungen gingen langsam zurück.
»Was wisst ihr über die Fleischfresser?«, fragte Nick.
»Nicht viel«, antwortete Grille. »Sie sagen mir einfach nichts. Außer, dass wir mehr erfahren, wenn wir dafür bereit sind.«
»Was soll das heißen?«, sagte Nick. »Mir gefällt diese ganze Geheimniskrämerei nicht. Stört euch das denn gar nicht? Ich meine …«
Leroy stellte seine Schüssel auf den Tisch und ließ sich neben Nick nieder. »Verrückter Tag, was?«, sagte er gut gelaunt, beinahe fröhlich.
Nick wandte sich angewidert ab und starrte in seine leere Schüssel. Eine ganze Weile lang sprach keiner ein Wort.
Grille seufzte. »Abraham hat mir erzählt, was du getan hast, Leroy.« Sie streckte die Hand aus. »Danke.«
Der Junge strahlte und schüttelte Grille die Hand. »Ach, verdammt, das war halt einfach alles total irre.«
Danny richtete seine Brille und bog nachdenklich an dem kaputten Gestell herum. Er streckte nicht die Hand aus, docher sagte ebenfalls: »Danke.« In Nicks Ohren klang es, als ob er es ernst meinte.
»He«, sagte Leroy. »Ich weiß, dass ich manchmal echt gemein bin. Aber … könnt ihr mir vielleicht einfach trotzdem … also, eigentlich will ich damit sagen, dass ich echt gerne noch mal von vorn mit euch anfangen würde, Leute. Was meint ihr? Freunde?«
Grille und Danny zögerten einen Augenblick, nickten einander zu und sagten schließlich beide: »Freunde.«
Nick blieb still.
»Ich bin jetzt ein Teufel. Teufel kümmern sich umeinander.« Leroy streckte Nick die Hand entgegen. »Hab ich recht?«
Der schaute ihn nicht an, sondern stocherte einfach nur mit dem
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