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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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tödlich
.
     
    Peter holte tief Luft.
So viele
. Mit so vielen hatte er nicht gerechnet – er konnte mindestens sechzig oder siebzig Fleischfresser ausmachen. Sicher waren es noch mehr, und irgendwo unter ihnen befand sich der Kapitän. Eine direkte Attacke würde ihnen einen noblen Tod bescheren, aber Peter hatte kein Interesse am Sterben. Er wollte die Fleischfresser aus dem Flüsterwald vertreiben und Avalon retten. Er gab sich alle Mühe, seine Verzweiflung nicht zu zeigen. Wenn er vor den Teufeln den Mut verlor, konnte nichts sie mehr retten. Er begriff nun, warum Tanngnost sich so sehr darum bemüht hatte, die Clans für einen koordinierten Angriff zusammenzubringen. So ungern er auch nur daran dachte: Wenn Ulfger mit Caliburn in die Schlacht gezogen wäre, hätten sie den Kapitän und seine Fleischfresser noch heute in den Nebel treiben können.
    Peter stellte fest, dass er mit den Zähnen knirschte. Er holte tief Luft und atmete dann langsam aus. Jetzt war nicht die Zeit, darüber nachzudenken, was hätte sein können. Er musste sich konzentrieren. Auf die eine oder andere Art mussten sie diese Dämonen aufhalten.
    Da, die Fässer
. Er beobachtete, wie die Gestalten zwischen zwei Fässern und den Bäumen hin und her marschierten. Er schob sich näher an den Hang und kniff die Augen zusammen.
Also ist es doch Öl
. Er nickte bei sich. Vielleicht gab es dann
doch
noch eine andere Möglichkeit.
    Peter bedeutete den anderen, sich zurückzuziehen. Sie sammelten sich in einem kleinen Hohlweg. Peter ging in die Hocke, und der Rest folgte seinem Beispiel.
    »Wir sind hinter dem Öl her«, sagte er gedämpft. »Der Flüsterwald ist selbst nach den Maßstäben Avalons kein gewöhnlicher Wald. Die meisten Bäume dort sind lebendig, und jederhat seinen eigenen Geist. Sie sehen, hören und flüstern miteinander.«
Und vor langer Zeit, bevor die Fleischfresser kamen, haben sie einander sogar Lieder gesungen. Schönere Musik gab es nicht
. »Unter ihrer dicken Borke befinden sich Fleisch und Blut. Diese Bäume brennen nicht einfach so, wenn man sie anzündet. Die Fleischfresser bestreichen sie mit Öl, um sie in Brand zu setzen. Sie verbrennen sie
bei lebendigem Leibe
. Inzwischen können sie nicht mehr viel Öl haben, nicht nach all den Jahren. Offenbar sind sie so verzweifelt, dass sie ihre letzten Reserven einsetzen. Wenn wir diese Fässer umstoßen und ihr Öl auskippen, dann setzen wir dem Brand im Flüsterwald ein Ende. Wir haben nicht genug Teufel, um uns durch so viele Fleischfresser durchzukämpfen, also machen wir Folgendes: Wir lenken sie mit einem Angriff durch unseren Haupttrupp von dem Öl ab und schicken eine kleine Gruppe in ihr Lager, um die Fässer umzustoßen.«
    Er holte tief Luft und sah sich um.
    »Der Kapitän kennt unsere Tricks. Er wird sich nicht so leicht reinlegen lassen. Wir müssen einen ernsthaften Angriff wagen, sonst wird er uns nicht folgen. Er weiß, dass wir im Wald im Vorteil sind, und wird uns dorthin nur widerstrebend folgen. Also müssen wir am Rand des offenen Felds kämpfen und versuchen, die Fleischfresser in den Wald zu locken. Wir schlagen zu und ziehen uns zurück, immer wieder, so vermeiden wir es, all unsere Kräfte in die Schlacht zu werfen. Auf diese Art wird keiner von uns dem anderen große Verluste beibringen können, und genau das ist mein Ziel. Denkt dran, es geht nur darum, sie lange genug abzulenken, damit unsere Einsatzgruppe ins Lager eindringen, an den zurückgebliebenen Wachen vorbeikommen und die Fässer umstoßen kann.
    Sekeu, du leitest die Einsatzgruppe. Blutrippe, Abraham, Leroy und Nick, ihr geht mit ihr.«
    Peter bemerkte die bangen Mienen von Leroy und Nick.Er sah ihnen direkt in die Augen und lächelte zuversichtlich.
Sie müssen merken, dass du an sie glaubst, sonst glauben sie nicht an sich selbst
. Doch eine düstere Stimme in seinem Hinterkopf wusste, dass die Sache gefährlich werden würde, dass er zwei zu den Fässern schickte, damit wenigstens einer durchkam. Er machte sich wenig Hoffnungen, dass auch nur einer von beiden zurückkehrte.
    »Ihr kämpft nicht, solange ihr nicht dazu gezwungen seid. Eure Rolle besteht darin, euch ganz auf die Fässer zu konzentrieren. Sekeu, Abraham und Blutrippe kümmern sich um mögliche Wachen. Nick, Leroy, ich überantworte euch die wichtigste Aufgabe bei dieser ganzen Operation. Ich hätte mich nicht für euch entschieden, wenn ich nicht wüsste, dass ihr es schaffen könnt. Habt ihr verstanden?«
    Nick

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