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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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»Danke.«
    Peters Lächeln kehrte groß und breit zurück. »Klar doch«, antwortete er und ging zu Danny hinüber, um ihm mit seinem Gürtel zu helfen.
    Nick hielt die Klinge hoch und warf erneut einen verstohlenen Blick in den Spiegel. Er kam zu dem Schluss, dass ihm das, was er da sah, gefiel, und zwar sehr. Einen Augenblick lang gestattete er es sich, die finsteren Gedanken und Ängste zu vergessen, und erfreute sich einfach daran, wie cool er in dem seltsamen ledernen Teufelsanzug mit den eingenähten Stiefeln und dem hohen, gegürteten Bund aussah, mit den verklebten, aufgestellten Haaren, der verschmierten Kriegsbemalung im Gesicht und einem verdammten Elfenschwert namens Maldiriel.
So was von cool
.
    »Los geht’s!«, rief Peter, und die Teufel traten nacheinander zur Tür hinaus.
    Nick gönnte sich noch einen letzten verstohlenen Blick in den Spiegel. Er konnte immer noch nicht glauben, was er da sah. Er hielt sich seinen blauen Hasenfuß an die Lippen und folgte dann eilig den anderen.

TEIL 3
Die Fleischfresser

 

     
KAPITEL 16
Flammen
     
    Sie wanderten schweigend den Pfad entlang. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach – es war die alterslose Stille von Kriegern, die ihren Frieden mit der Angst machten, während sie in die Schlacht zogen.
    Nick blickte zu Blutrippe hinüber. Blutrippe blinzelte ihm zu, und sein beständiges Lächeln wuchs zu einem schalkhaften Grinsen. Nick schaute hinter sich, zu der Handvoll Teufel, die die Nachhut bildeten, und jedes einzelne Gesicht erwiderte seinen Blick voller Zugehörigkeitsgefühl und Kameradschaft. So etwas hatte Nick noch nie erlebt, und so ungern er es auch zugab, langsam machte es ihm Spaß, ein Teufel zu sein. Er fragte sich sogar, ob das der Grund war, warum so viele Leute Mannschaftssportarten mochten, dieses Gefühl, sich gegen einen gemeinsamen Feind um die Fahne zu scharen.
    Während sie bergab zwischen grauen und sterbenden Bäumen hindurchzogen, veränderte sich der Wald um sie herum. Der Boden unter ihren Füßen wurde aschefarben und feucht, der tiefhängende Nebel dichter. Die Bäume schienen zu schrumpfen und sich unter ihrem eigenen Gewicht zu beugen, und ihre schartigen Äste krallten sich in den Himmel wie die Arme Ertrinkender.
    Nach einem etwa einstündigen Fußmarsch stieg Nick ein scharfer Brandgeruch in die Nase.
Qualm, Feuer
, dachte er.
Die Fleischfresser können nicht weit sein
. Plötzlich wurde ihm der Ernst der Lage bewusst. Es war eine Sache, auf eine Strohpuppe einzuschlagen und so zu tun, als ob man gegen Monster kämpfte,aber es war etwas ganz anderes, zu wissen, dass es Monster nicht nur wirklich gab, sondern dass sie ganz in der Nähe waren – Monster, vor denen sogar Blutrippe und Sekeu sich in Acht nehmen mussten.
    Mit einer Handbewegung bedeutete Peter den Teufeln, sich um ihn zu sammeln. Er legte einen Finger an die Lippen und flüsterte: »Wir müssen leise sein. Achtet auf meine Handzeichen. Und bleibt in der Nähe.«
    Nicks Herzschlag beschleunigte sich, und er musste sich zwingen, ruhig zu atmen.
Wie nah sind sie?
, fragte er sich. Er ließ den Blick in alle Richtungen huschen und gab sich Mühe, den Bodennebel mit den Augen zu durchdringen. Jeder verrottende Busch oder Baumstumpf kam ihm auf einmal wie ein Ungeheuer vor. Nick schloss die Hand fest um Maldiriels Griff und fragte sich einmal mehr, wie es sein würde, einem echten Gegner mit dem Schwert gegenüberzutreten. Er betete, dass er es nicht würde herausfinden müssen.
    Peter hob die Hand, und sie hielten an. Er schlich voraus und kundschaftete das Gelände aus, bevor er den Teufeln bedeutete, ihm zu folgen. Schweigend schoben sie sich durch dichtes Unterholz, bis sie einen steilen Hang hinab in ein Tal sehen konnten. Peter signalisierte ihnen, in Deckung zu bleiben.
    Nick ließ den Blick über das verbrannte und misshandelte Land schweifen, das unter den dicken, tiefhängenden Wolken lag. Das Blut gefror ihm in den Adern, als er sie im Tal entdeckte –
die Fleischfresser
. Von seiner Position aus erschienen sie als kaum ameisengroße Punkte, die sich in der Nähe der brennenden Bäume bewegten. Sein Mund wurde trocken, während er beobachtete, wie sie zwischen den dichten schwarzen Rauchwolken umherliefen.
    Er schaute zu Peter. Der beobachtete mit grimmiger Miene jede Bewegung der Fleischfresser.
Es ist seltsam, ihn so ernst zuerleben
, dachte Nick. Keine Spur von jungenhaftem Schalk. Was Nick sah, wirkte wild und furchteinflößend

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