Der Kinderdieb
niedergemäht. Wir haben ihr Öl verschüttet und sie bei lebendigem Leibe verbrannt!« Ein teuflisches Grinsen trat auf Peters Züge. »Ihre Schreie … sie klangen so
süß
. Dieser Tag gehört der Dame.« Peters Lächeln verblasste. »Aber es werden noch Teufel vermisst.« Er wandte sich von Tanngnost ab. »Verteilt euch«, rief er. »Haltet Augen und Ohren offen.«
Die Teufel und Elfen drängten sich zwischen die Felsen, während Peter ruhelos von einem Vorsprung zum nächsten wanderte und den Waldrand nach Anzeichen von Sekeu und ihrem kleinen Trupp absuchte.
Warum brauchen sie so lange?
, überlegte er und sah zu der schwarzen Rauchsäule hinüber, die zu den grauen Wolken aufstieg.
Was für ein Sieg
, dachte er. Er konntenoch immer nicht glauben, dass sie die Fleischfresser zurückgeschlagen hatten. Peter blickte zu seinem alten Freund Drael hinüber.
Die Elfen sind auch gekommen. Sie haben unter meiner Führung gekämpft. Wir hören nicht auf. Wir schlagen noch heute Nacht wieder zu. Wir überfallen ihre Feste. Lassen ihnen keine Ruhe, bis sie alle tot sind.
»Es gibt Probleme!«, rief Huck und zog sein Schwert.
Peter schoss sofort zu Huck hinüber, der sich über eine steile Kante beugte. Die anderen Teufel und Elfen eilten ebenfalls herbei. Dort, um die Ecke, kam ein Trupp Barghests zwischen den Bäumen hervor und hielt direkt auf sie zu.
Barghests, hier?
, überlegte Peter.
Das ergibt keinen Sinn
. Dann sah er die drei Mädchen.
»Hexen«, zischte Peter und zog sein Schwert. »Wenn sie Ärger suchen, dann kriegen sie welchen!«
»Warte«, erwiderte Tanngnost. »Dort ist Blutrippe, und …«
Peter sah genauer hin. Zwischen den Bäumen entdeckte er Nick und dann Leroy und Blutrippe. Sie trugen Sekeu, und der blutdurchtränkte Stofffetzen um ihr Bein war unübersehbar, ebenso wie die Art und Weise, in der ihr Kopf schlaff zur Seite hing.
Nein
, dachte er.
Nicht Sekeu. Nicht nach allem, was wir gemeinsam durchgestanden haben
. Peter steckte sein Schwert weg, sprang von dem Felsen und rannte auf die Neuankömmlinge zu. Er rannte direkt an den Barghests vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Dann erreichte er Sekeu und blieb stehen.
Leroy und Blutrippe legten ihren schlaffen Leib behutsam auf den Boden.
Sie ist so blass
. Peter warf Blutrippe einen Blick zu. »Wie schlimm ist es?«
Blutrippe wollte eine Antwort herausbringen, doch dann schüttelte er nur den Kopf.
»Sie stirbt«, sagte eine der Schwestern.
»Ja, wir können ihren Tod schon riechen. Es wird nicht mehr lange dauern«, fügte die zweite hinzu.
»Armes kleines Schätzchen«, ergänzte die dritte trocken und wickelte sich eine lange weiße Haarsträhne um den Finger.
Peter ging neben Sekeu auf die Knie und nahm ihre Hand. Er besah sich die Wunde.
So viel Blut
. Dann berührte er Sekeu mit den Fingern an der Wange, und ihre Lider hoben sich flatternd.
»Sekeu«, sagte er. »He, halt durch.«
»
Abraham
«, flüsterte sie kraftlos.
Peter begriff, dass Abraham nicht bei den anderen war.
»Er hat mutig gekämpft … mich gerettet«, sagte sie. »Und Nick auch … er ist mir zur Seite gestanden.«
Peter sah, dass es Sekeu große Mühe bereitete, zu sprechen. »Psst«, machte er daher nur und berührte ihre Lippen.
Sekeu schloss die Augen. Heiße Tränen ließen Peters Sicht verschwimmen.
Tanngnost kam herbei, kniete sich neben ihn und betrachtete Sekeu.
»Hilf ihr«, flehte Peter. »Tu etwas. Du kannst das doch. Mit deinen Tränken. Deiner Medizin.
Tu etwas.
«
Der alte Troll schüttelte den Kopf. »Sie hat zu viel Blut verloren, Peter. Wir können nichts mehr für sie tun.«
Alle schwiegen.
»Doch, das können wir«, sagte Peter entschlossen. »Wir können sehr wohl etwas für sie tun.« Er nahm Sekeu in die Arme und erhob sich. »Die Dame. Die Dame kann sie retten.«
»Man hat uns gesehen«, sagte Drael und deutete auf die grünen Feen, die in den Wald der Dame davonflitzten.
»Peter«, sagte Tanngnost, als sie den Cusithbach überquerten und den Wald betraten, »das ist närrisch. Das weißt du.«
»Närrisch«, wiederholte eines der Mädchen.
»Es wird allseits zu Tod und Verstümmelung führen«, fügte die Zweite hinzu.
»Ein Heidenspaß«, meinte die Dritte.
Peter beachtete die Schwestern nicht, hielt Sekeu fest gegen seine Brust gedrückt und ging festen Schritts weiter.
Tanngnost schaute hinter sich zu den Teufeln, Elfen, Hexen und Barghests.
Ein ganz schöner Aufzug
, dachte er. Ein solcher Trupp
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