Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
Vom Netzwerk:
schallen hörte.
    Grille und Danny schlossen zu Nick auf. Danny schwitzte und atmete so schwer, dass Nick sich fragte, ob er noch lange durchhalten würde. Seine Panda-Katzen-Gesichtsbemalung war verlaufen und passte gut zu dem gramvollen Ausdruck in seinen Augen.
    »Ich hab genug«, hechelte Danny. »Mir reicht’s. Ich hab genug von dieser ganzen blöden Kacke.«
    »Halt durch, Dannylein«, sagte Grille aufgekratzt, als ob sie gerade ein großes Abenteuer erleben würden. Sie tätschelte ihm den Rücken. »Du machst das bestens.«
    Danny starrte sie an, als hätte sie den Verstand verloren, und wandte sich dann Nick zu. »Nick«, keuchte er. »Wenn du so weit bist, dass du nach Hause gehst … denk dran, mich mitzunehmen. Ich mein’s ernst.«
    Nick erkannte, dass Danny es tatsächlich ernst meinte: Der Junge klang, als würde er jede Sekunde anfangen zu heulen.
    »Ich will hier nicht sterben«, brummte Danny. »Ich will nur nach Hause.«
    »Was ist da draußen passiert?«, erkundigte Grille sich bei Nick.
    Der antwortete nicht. In seinem Bauch brannte immer noch das Fieber, und Mordgelüste zerwühlten ihm die Eingeweide, genau wie morgens, wenn er von seinen Albträumen erwachte.Nur ließ das Brennen diesmal nicht nach – wenn überhaupt, wurde es schlimmer. Sein Schädel begann zu pochen.
    »He, Nick«, sagte Grille vorsichtig. »Alles klar?«
    Nick wünschte, sie würde ihn in Ruhe lassen. Er brauchte etwas Zeit für sich, Zeit, um sich über ein paar Dinge klar zu werden, damit er wieder richtig denken konnte.
    Grille setzte erneut dazu an, etwas zu sagen, doch dann beschleunigte sie ihre Schritte, holte zu Leroy auf und fing an, ihn auszufragen. Leroy erzählte ihr nur zu gerne seine Version davon, wie er die Fässer umgestoßen und die Fleischfresser bei lebendigem Leib verbrannt hatte.
    Was ist mit der Stelle, an der du dich im Sumpf versteckst, während Abraham getötet wird?
Nick spürte, wie die Hitze in seinem Bauch aufloderte. Die Wut stieg erneut in ihm auf, und er merkte, wie sie in seiner Kehle pulsierte.
Es hat sich so gut angefühlt
, dachte Nick,
als ich dem Fleischfresser den Schädel eingeschlagen habe. Wie sein Gehirn auf mich gespritzt ist. So was von gut.
Er starrte auf Leroys Hinterkopf.
Wie würde es sich wohl anfühlen, Leroy den Schädel einzuschlagen?
    Der junge Teufel ließ sich immer noch ausgiebig darüber aus, wie er die Fässer umgestoßen hatte.
    Er ist weggelaufen
, dachte Nick.
Er ist weggelaufen und hat mich zum Sterben zurückgelassen. Er ist weggelaufen. Er ist einfach abgehauen.
Der Gedanke brannte in seinem Schädel und bahnte sich schließlich einen Weg nach draußen. »Er ist weggelaufen«, knurrte Nick.
    »Wie?«, fragte Grille.
    »Er ist
weggelaufen.
«
    Leroys Augen blitzten vor Wut.
    »Er ist weggelaufen und hat sich versteckt.«
    Leroy schubste Nick. »Halt lieber deine verschissene Klappe!«
    »Du hast uns zurückgelassen.«
    »Ich hab gesagt, halt deine verschissene Klappe.« Leroy wollte Nick erneut schubsen, als ihn plötzlich jemand am Arm packte und herumriss. Der Junge stolperte und wäre beinahe hingefallen.
    »Erzähl’s ihnen, Leroy«, sagte Blutrippe. »Erzähl ihnen, wo du warst, als Abraham im Sterben lag.«
    Leroy blickte sich um wie ein Hund im Käfig, unfähig, irgendjemandem in die Augen zu sehen.
    »Ein Schwert«, sagte Blutrippe. »Ein einziges zusätzliches Schwert hätte Abraham vielleicht gerettet.«
    Leroy schüttelte den Kopf und öffnete den Mund, sagte jedoch kein Wort. Er wich vor Blutrippe zurück, fort von all den unbarmherzigen Blicken. Offenbar wusste er nicht, was er tun sollte, und schließlich ließ er sich zu den Barghests zurückfallen.
    Plötzlich verspürte Nick ein Stechen in der Wunde an seiner Seite. Er legte die Hand an den Schnitt und spürte warme Nässe. Als er die Hand fortnahm, musste er einen Aufschrei unterdrücken. Das Blut,
sein
Blut, war dunkel, fast
schwarz
.
Was geschieht hier?
, fragte er sich. Eine andere Stimme, die nicht besonders nett war, sagte:
Du weißt genau, was hier geschieht
. Das Pochen in seinem Schädel war inzwischen zu einem schmerzhaften Hämmern geworden. Er stolperte und wäre hingefallen, hätte ihn nicht jemand ergriffen und einen Arm um ihn gelegt.
    »Langsam, Nick.«
    Durch einen nassen Schleier sah Nick Blutrippes breites Grinsen.
    Dann verblasste das Grinsen plötzlich. »He, Mann, alles klar?«
    »Ja«, sagte Nick. »Mir geht’s … gut.«
    Blutrippe warf einen Blick auf Nicks

Weitere Kostenlose Bücher