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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Wald brachen, mit ihren schweren Leibern das Unterholz niederwalzten und schnell aufholten.
    Der Boden unter ihren Füßen wurde weicher, verwandelte sich in Schlamm, und dann platschte Nick bei dem verzweifelten Versuch, mit den anderen mitzuhalten, plötzlich durch knöcheltiefes Sumpfwasser. Die von der Geißel geplagten Bäume rückten näher heran, und ihre moosbewachsenen Äste verdeckten den Himmel. Blutrippe führte sie auf einen schmalen Pfad, auf dem der Boden fester war, und sie schlängelten sich um trügerische, brackige Schlammtümpel.
    Der Pfad führte sie zu einer Böschung aus bröckligem Lehm und herabhängenden Wurzeln. Blutrippe, Abraham und Sekeu sprangen, hielten sich an den Wurzeln fest, kraxelten hoch und verschwanden über der Kante. Leroy rannte die Böschung hinauf und packte ebenfalls eine Wurzel, die jedoch ausriss undihn rückwärts gegen Nick prallen ließ. Beide stürzten ins knietiefe Sumpfwasser.
    Nick gab sich Mühe, auf die Füße zu kommen, doch seine Beine hatten sich in dornigem Gestrüpp verfangen. Als er um sich zu treten begann, verfing er sich nur noch mehr. Er krallte die Hände ins schlammige Ufer, doch die nasse Erde glitt ihm durch die Finger. Da packte ihn etwas am Bein. Einen schrecklichen Moment lang befürchtete Nick, dass ihn irgendein Sumpfmonster erwischt hatte, bevor ihm klar wurde, dass es Leroy war. Der panisch um sich schlagende Leroy krallte sich an Nick fest und krabbelte über ihn hinweg, wobei er ihn in den Schlamm und mit dem Gesicht unter Wasser drückte. Leroy stemmte ihm den Fuß gegen die Schulter und stieß sich ab. Nick bekam den Kopf gerade noch rechtzeitig über Wasser, um zu sehen, wie Leroy ein Büschel Sumpfgras umfasste und sich aus dem Schlamm zog.
    Nick streckte den Arm aus. »Leroy! He, Leroy!«
    Aber der blickte sich nicht zu Nick um. Er starrte mit schreckgeweiteten Augen durch die Bäume, zu den brüllenden Männern zurück.
    »LEROY!«
, schrie Nick, während er versuchte, sich aus dem klebrigen Schlamm zu ziehen.
»HILFE!«
    Leroy sah zu Nick, und einen Moment lang verschwand die Angst von seinem Gesicht, ein boshafter Ausdruck trat in seine Augen, und seine Lippen formten sich zu einem hässlichen Grinsen. Er kam auf die Beine und kraxelte die Böschung hoch. Sekeu wartete oben, und Leroy hätte sie beinahe umgestoßen, als er an ihr vorbeistürmte. Sekeu starrte zu Nick hinunter.
    Nick hörte die Rufe der sich nähernden Männer.
»HE! HILFE!«
, schrie er und winkte Sekeu zu, und dann sah er es in ihrem Gesicht: Sie würde ihm nicht helfen.
    Sekeu wandte sich ab. Dann hielt sie inne, und Nick beobachtete, wie ihre Miene sich wandelte: Plötzlich wirkte siebeinahe wütend, allerdings nicht auf ihn, sondern eher auf sich selbst. Mit einem einzigen Sprung setzte sie die Böschung hinab, riss ihr Schwert aus der Scheide, rannte ins schlammige Wasser und zerrte an Nick, während sie gleichzeitig auf die Sumpfranken einhackte. Sie sagte etwas zu ihm. Nick glaubte zu hören: »Ich will hoffen, dass du es besiegst«, doch in all der Aufregung wusste er nicht, was sie meinte. Dann war er frei, und sie platschten hektisch aus dem Brackwasser.
    Nick hatte als Erster festen Boden unter den Füßen. Er drehte sich um, um Sekeu zu helfen, und sah, wie der Speer direkt auf sie zuflog. Bevor er auch nur schreien konnte, traf das Geschoss Sekeu, bohrte sich tief in ihren Oberschenkel und ließ sie zu Boden gehen. Mit einem schmerzerfüllten Aufschrei umklammerte sie ihr Bein. Nick erkannte sofort, dass die Spitze sich durch ihren Oberschenkel gebohrt hatte. Er sah ihr Muskelgewebe wie ein Stück rohen Schinken offenliegen. Blut füllte die Wunde und strömte an ihrem Bein hinab.
    Sechs Männer kamen mit hassverzerrten Gesichtern durch die Bäume gerannt und fuchtelten mit ihren Macheten und Äxten.
    Sekeu riss sich den Speer mit einem schmerz- und wuterfüllten Schrei aus dem Bein und schleuderte ihn wuchtig und treffsicher zurück. Er flog über das Sumpfland, traf den ersten Mann in die Brust und ließ ihn ins Brackwasser stürzen.
    Nick packte Sekeu und zog sie auf die Knie hoch. Sie gab sich Mühe, zu stehen, doch sie fiel und riss Nick mit sich zu Boden.
    »VERSCHWINDE HIER!«
, schrie sie und stieß Nick von sich.
    Er taumelte zurück und begriff entsetzt, dass er sie hierlassen musste, dass er sie zurücklassen musste, obwohl sie umgekehrt war, um ihn zu holen …
dass er es musste. LAUF!
, schrie die Stimme in seinem Kopf.
LAUF!
Aber er lief

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