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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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hatte sich seit den Zeiten des Gehörnten nicht mehr zusammengefunden. Unwillkürlich bewunderte der Troll Peter für seine Fähigkeit, diese Geschöpfe, die lange Zeit erbitterte Feinde gewesen waren, zusammenzubringen. Doch es würde zu nichts Gutem führen, mit diesem Trupp den Wald der Dame zu betreten.
    Tanngnost schob sich nach vorne durch und sagte leise, damit niemand anders ihn hörte: »Peter, diesmal wird Ulfger versuchen, dich zu töten. Das weißt du. Bitte, um Avalons willen, denk noch einmal über diese Sache nach.«
    Ein einziger Blick auf Peters sture, unnachgiebige Miene verriet Tanngnost, dass er sich seine Worte sparen konnte.
Wenn Peter erst einmal einen Entschluss gefasst hat, dann lässt er sich ganz sicher nicht von vernünftigen Argumenten aufhalten
, dachte Tanngnost.
    »Selbst, wenn man dich zur Dame vorließe«, fuhr der Troll fort, »sie ist zu entkräftet, um zu helfen. Zu viele Jahre sind vergangen, seit …«
    Peter blieb abrupt stehen, ebenso wie der Rest. Ulfger versperrte ihnen den Weg, flankiert von fünfzehn schwer bewaffneten Elfen. Ulfger war für den Kampf gerüstet: Der gezackte Saum eines fein gearbeiteten Lederwamses schaute unter seiner dunklen, stählernen Brustplatte hervor, Panzerhandschuhe reichten ihm über beide Unterarme, und dazu trug er schenkelhohe Stiefel und einen Bärenfellumhang über einer Schulter.
    Mit einer Streitaxt in den Händen starrte Ulfger wütend Drael und die anderen abtrünnigen Elfen an. »Dein Verrat kostet dich deine Position. Du wirst sofort verschwinden und nie wieder einen Fuß in diese Wälder setzen.« Dann richtete Ulfger den Blick seiner dunklen, grimmigen Augen auf Peter. »Kinderdieb, du findest bei mir keine derartige Gnade. Meine Geduld mit deinen Spielchen ist am Ende. Ich habe dir eine eindeutige Warnung zukommen lassen. Deine Strafe ist der Tod.«
    Peter legte Sekeu behutsam auf den Boden, richtete sich wieder auf und trat einen Schritt vor. Er sah Ulfger dabei nicht an. Stattdessen wandte er sich an die Elfenwachen, die den riesigen Mann flankierten.
    »Heute«, sagte Peter laut, »hat diese Gruppe von Kindern, über die ihr die Nase rümpft, sich mit euren Brüdern und der Hexenbrut zusammengetan. Gemeinsam sind sie gegen die Fleischfresser ins Feld gezogen. Gemeinsam haben sie sie niedergemäht, bei lebendigem Leibe verbrannt und daran erinnert, dass Avalon noch immer
Zähne
hat! Ihre Tapferkeit, ihr Blut und ihre Leben haben Avalon den heutigen Tag erkauft und vielleicht noch viele mehr.« Peter richtete seinen unbeugsamen Blick auf jeden einzelnen Elfen. »Wo wart ihr?«
    Tanngnost war überrascht, welche Macht Peters Worte über die sonst so gleichmütigen Elfen hatten. Die meisten waren nicht fähig, seinen Blick zu erwidern. Einige schauten deutlich erkennbar weg, als er sie musterte. Ihm fiel auf, wie mehrere von ihnen kurze Seitenblicke wechselten.
    Peter zeigte auf Sekeu. »Dieses Mädchen hat heute für die Dame geblutet. Und ein mutiger Junge namens Abraham ist bei der Verteidigung Avalons gestorben. Wo wart ihr?«
    »Niemand hört auf dein Gewäsch«, sagte Ulfger und lachte finster.
    »Ich erbitte mir nur eines«, sagte Peter, noch immer an dieElfen gewandt. »Lasst mich zur Dame vor, damit ich ihr diese verwundete Kriegerin bringen kann, diese Verteidigerin Avalons. Wer von euch würde der Sterbenden diese Ehre versagen?«
    »NIEMALS!«,
brüllte Ulfger. »Niemand darf die Dame sehen. Schon gar nicht solch abscheuliches Gesindel.«
    Peter wandte sich Ulfger zu. Tanngnost konnte sehen, wie sehr er sich bemühen musste, um seine Wut unter Kontrolle zu halten. »Du kannst der Dame keine Befehle erteilen«, sagte Peter mit zusammengebissenen Zähnen. »Die Dame gehört ganz Avalon. Oder hast du etwa die Worte deines eigenen Vaters vergessen?«
    Ein gefährliches Feuer flammte in Ulfgers Augen auf, und das Blut wich ihm aus den Fingern, mit denen er die Axt umklammert hielt.
    »Dieses
Gesindel
«, sagte Peter und deutete mit einer ausholenden Bewegung auf seine Gefährten, »hat für das Recht, die Dame zu sehen, mit seinem Blut bezahlt. Sag mir, Ulfger … wie hast
du
dir dieses Recht verdient?«
    »Tötet ihn«, befahl Ulfger.
    Mehrere Elfen legten die Hand an den Schwertgriff, doch sie zogen die Waffe nicht. Offenbar waren sie sich nicht sicher, wie sie reagieren sollten.
    »Lord Ulfger«, rief Tanngnost. »Mach die Augen auf! Siehst du denn nicht, dass alle Clans zusammengekommen sind? Dies ist deine Zeit. Setz den

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