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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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zurückgehen und ein paar Leute dort an der Kante entlangschicken. Wir könnten …«
    »Was
ist
denn nun das Problem, Kapitän?«, erklang eine verärgerte Stimme hinter ihnen.
    Der Kapitän drehte sich um und erblickte den Prediger, der sich mit Ochs zwischen den anderen hindurchdrängte.
    »Was soll die Verzögerung?«, fragte der Prediger, blieb stehen und starrte voraus durch die enge Schlucht. »Das ist ja eineSackgasse.« Er packte Danny am Kragen und riss ihn herum, um ihm in die Augen zu sehen. »Soll das etwa ein Witz sein, Junge? Spielst du mit uns?«
    »Nein!«, schrie Danny. »Die Tür ist gleich da drüben. Ich schwöre es. Ich schwöre es bei allem, was mir lieb ist.«
    Der Kapitän legte dem Prediger eine Hand auf die Schulter. »Bitte.«
    Der Mann starrte finster auf die Hand des Kapitäns, der sie eilig fortnahm.
    »Verzeiht, Euer Gnaden«, sagte er. »Der Junge behauptet, dass sich hinter den Ranken ein Durchgang verbirgt.«
    Der Prediger starrte mit zusammengekniffenen Augen zur Wand. »Und, stimmt das?«
    »Das wissen wir noch nicht.«
    »Warum nicht?«, blaffte der Geistliche. »Worauf wartest du noch? Sieh gefälligst nach.«
    »Alles zu seiner Zeit, Euer Gnaden. Erst müssen wir sichergehen, dass keine Gefahr droht. Es gibt keinen Grund, das Leben unserer Männer unbedacht aufs Spiel zu setzen.«
    »Unsinn. Gott wacht über jeden unserer Schritte.«
    »Vielleicht möchtet Ihr dann vorgehen?«
    Der Prediger machte aber keinerlei Anstalten, in die Schlucht vorzugehen. »Du da.« Er zeigte auf Beasley. »Und du. Geht rein und schaut, was ihr findet.«
    »Euer Gnaden«, sagte der Kapitän barsch. »Ich werde nicht zulassen …«
    »Pass auf«,
zischte der Prediger mit angespannten Lippen. »Du wandelst auf schmalem Grat.«
    Der Kapitän holte tief Luft und unterdrückte den Drang, dem Prediger sein höhnisches Grinsen mit einem Schlag aus dem Gesicht zu wischen. »Verzeiht, Euer Gnaden. Ich wollte nur andeuten, dass dies ein gefährlicher Weg ist und dass wir mit Bedacht vorgehen sollten.«
    Der Geistliche winkte ab. »Du hast deine Bedenken ausreichend verdeutlicht.«
    Die Männer, Beasley und sein Schiffskamerad John hatten sich nicht gerührt. Sie musterten den Kapitän abwartend.
Gute Männer
, dachte er. Bei den beiden konnte er darauf zählen, dass sie sich mit ihm jedem Feind entgegenstellen würden, einschließlich des Predigers und seiner Fanatiker. Loyale Männer wie Beasley und John wurden dieser Tage immer seltener. Zu viele von ihnen waren unter den Einfluss des Predigers geraten.
    Der Älteste starrte die Männer wütend an. »Habt ihr mich nicht gehört? Ihr müsst nun mutig sein, um den Willen des Herrn auszuführen. Also geht.
Auf der Stelle!
«
    Der Kapitän bemerkte einen unausgesprochenen Fluch in den Augen der Männer, doch sie setzten sich in Bewegung, weil sie genau wussten, dass der Prediger nicht zögern würde, sie an einen Baum nageln zu lassen, wenn sie sich weigerten.
    Vorsichtig schlichen Beasley und John in die Schlucht und suchten mit Blicken die Felswände und die Vegetation nach Fallen ab. Sie wirkten erleichtert, als sie wohlbehalten am Ende der Schlucht ankamen. Dort schoben sie die Ranken beiseite und legten etwas frei, das wie ein kreisförmiger Schnitt im Felsen aussah.
    »Aye, hier ist es, Käpt’n«, rief Beasley über die Schulter. »Es sieht aus wie ein …«
    Etwas packte Beasley, schlang sich um seinen Arm und riss ihn zur Wand. Erst dachte der Kapitän, es wäre eine Schlange, die sich zwischen den Ranken versteckt hatte, doch dann begriff er, dass es sich um die Ranken selbst handelte. Die Dornengewächse ergriffen beide Männer, schlängelten sich um ihre Arme, Beine, Leiber und Hälse, wanden sich und drückten ihnen die Luft ab wie Würgeschlangen. Die Männer schrien, und der Kapitän wollte spontan zu ihnen eilen, aber dann saher, dass sich auch die Ranken zu beiden Seiten der kleinen Schlucht ausrollten und ihm entgegenstreckten. Abrupt blieb er stehen.
    Beasley traten die Augen aus den Höhlen, und er stieß ein schrilles Wehklagen aus. Das unverkennbare Knacken brechender Knochen erklang, als die Ranken den Männern die Arme und Beine in unmöglichen Winkeln verbogen. Die beiden brüllten und brüllten, und ihre Schreie hallten von den Felswänden wider. Die Ranken verdrehten die Männer so sehr, dass ihre Leiber zerrissen. Blut und Eingeweide quollen aus ihren Bäuchen, spritzten über die Blätter und klatschten in dickflüssigen Pfützen

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