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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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– für die es sich zu
sterben
lohnt. Ich dachte, ich hätte etwas Besonderes in dir entdeckt. Wie dumm von mir, einem Jungen zu vertrauen, der seine
eigene
Mutter verlassen hat. Du bist blind. Genauso blind wie diese Männer. Blind für die Magie, für Liebe, für Treue. Nick, willst du ewig ein Ausreißer bleiben?«
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Du gibst einfach nicht auf, was? Du versuchst noch immer, deine Spielchen mit mir zu treiben und mich zu manipulieren. Für dich ist das alles ein einziges großes Spiel. Aber du kannst dir dein Gerede sparen, Peter. Ich bin nämlich fertig damit.« Er zeigte Richtung Küste. »Dort ist der Nebel. Bring mich zurück, und zwar jetzt gleich.«
    Peter lachte. »Du bist der Verrückte von uns beiden.«
    Nick starrte ihn wütend an.
    »Das ist doch wohl nicht dein Ernst?«, fragte Peter. »Nein, vergiss es. Ich muss zur Dame. Alles steht auf dem Spiel.«
    »Ich will nicht für
deine
Dame sterben. Meine Mutter braucht mich.«
    »Nicht jetzt, Nick.«
    »Ohne mich würdest du noch immer am Kreuz hängen.«
    Peter zuckte mit den Schultern.
    »Du hast es mir geschworen. Bedeutet dir dein Wort denn überhaupt nichts?«
    Peter lächelte böse, als würde er gerade ein Schachmatt verkünden. »Ich habe die Finger gekreuzt.«
    »Wie? Verdammt, wovon redest du?«
    »So sind die Regeln. Du hast vergessen, nachzusehen.«
    Nick begriff, dass Peter es ernst meinte. »Das ist doch
Schwachsinn!
Das hier ist kein Spiel,
Peter!
«
    Der andere zuckte erneut mit den Schultern, drehte sich um und ging.
    Nick sah Peter nach, bis er beinahe außer Sicht war. Er wandte sich zu Leroy um, blickte in die toten Augen des Jungen, die noch immer zu ihm hochstarrten, als flehten sie ihn an, ihm zu helfen. Sein Blick wanderte zu der brennenden Feste zurück, zum Nebel dahinter, dann holte er tief Luft und folgte Peter.
     
    Rauch und der Geruch nach verbrannten Blättern erfüllten die Schlucht. Selbst abgeschnitten zuckten und wanden die Ranken sich noch, doch zu Schlimmerem waren sie nicht mehr in der Lage. Der Kapitän stand vor dem kreisrunden Schnitt im Fels. »Alle zugleich!«, rief er, und die Männer stemmten sich gegen den Stein. Ein knirschendes Geräusch ertönte, und der Stein schwang nach innen und gab den Blick auf einen dunklen Durchgang frei.
    Die Männer traten hastig zurück, um nicht in eine Falle zu tappen, aber auch, das war dem Kapitän durchaus klar, um nicht als Nächste vorgeschickt zu werden.
    Der Kapitän bemerkte, dass der Prediger ihn noch immer wütendanfunkelte. Er befürchtete, dass er heute endgültig über die Stränge geschlagen und sein Glück zu sehr auf die Probe gestellt hatte. Mit einiger Wahrscheinlichkeit würde der Prediger ihn auspeitschen lassen, wenn sie es ins Lager zurückschafften, doch der Kapitän hatte nicht die Absicht, es so weit kommen zu lassen.
Bald ist alles vorbei
, dachte er.
Dann werde ich dich wie einen gemeinen Verbrecher hängen sehen
.
    Er hielt seine Fackel nach vorne und spähte erst in den dunklen Tunnel und dann zurück zu seinen Männern. »Freiwillige?« Die Männer starrten verlegen auf ihre Füße und betrachteten ihre Gürtel und Rüstungen. Der Kapitän seufzte und zog sein Schwert. »Dann mir nach.«
    Er zog den Kopf ein, trat in den dunklen Durchgang und rannte auf das schwache Licht zu.
Hier werden sie uns empfangen
, dachte er und wappnete sich für einen Angriff. Aber sie stießen weder auf einen Hinterhalt noch auf Fallen, da war nichts weiter als ein weicher, moosiger Pfad, der zu einem steil und schnell dahinströmenden Bach führte.
    Die Männer folgten ihm aus dem Tunnel, und der Schein ihrer Fackeln glühte im dichten Nebel. In Zweierreihen und mit gezogenen Waffen marschierten sie den Pfad entlang, bereit, sich allem zu stellen, was ihnen den Durchgang verwehren wollte. Doch im Wald herrschte Stille, und das einzig Lebendige, was der Kapitän sah, bestand in den winzigen Lichtlein, die durchs Grün flitzten.
    Das ist zu einfach
, dachte er, und die Sache gefiel ihm ganz und gar nicht.
Wo bleibt der Widerstand? Worauf warten sie?
    Vor ihnen fielen Dutzende Wasserfälle an einer senkrechten Felswand herab. Das Gestein war so weiß, dass es beinahe zu leuchten schien, und verbreitete so viel Helligkeit, dass sie ihre Fackeln kaum brauchten. Normalerweise hätte der Kapitän den Anblick als wunderschön empfunden, aber ihm war klar, dass dieser Ort verhext war.
    »Daniel, wir sind da, nicht wahr? Hier lebt sie?«
    Danny

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