Der Kinderdieb
auf seiner Brust, das Messer an seiner Kehle.
»Sag es mir. Was ist geschehen? Was ist mit Sekeu passiert? Mach schnell. Sag die Wahrheit, dann verschone ich dich vielleicht.Wenn du mich dagegen anlügst, wirst du einen qualvollen Tod sterben, das verspreche ich dir.«
Nick spürte, wie die Klinge gegen seine Haut drückte, und spürte, wie ihm warmes Blut über den Hals lief. Peters Augen waren weit aufgerissen, sein Blick war furchteinflößend.
»Du wirst gleich sterben, Nick.
Rede!
«
»ICH WAR ES NICHT!«,
rief Nick.
»Wer dann?«
»Frag Leroy.«
Peter richtete den Blick auf den Verletzten.
Der Junge sah aus wie ein Tier in der Falle. Er schüttelte hektisch den Kopf. »
NEIN!
Ich war’s nicht!
Er
war es. Der Gehörnte!« Leroy begann zu schluchzen. »Der Gehörnte hat mich dazu gebracht, mich dazu gezwungen. Er hat mich dazu ge zwungen!« Leroy heulte nun hemmungslos. »Du musst mir glauben.«
Peters Augen verengten sich zu Schlitzen. Er presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Dann stieß er Nick beiseite und ging auf Leroy zu.
»NEIN!«
Der Verwundete wollte sich aufrichten, stieß einen Schmerzensschrei aus, umklammerte seinen Bauch und fiel zu Boden. Blut strömte unter seiner Hand hervor, als er strampelnd, die Finger der anderen Hand in den Erdboden gekrallt, von Peter fortkroch.
Der packte ihn am Arm und riss ihn auf die Knie. »
LÜGEN!
Ich habe deine Lügen endgültig satt. Hast du auch nur die leiseste Ahnung, was du da getan hast?«
Leroy legte die Hände wie zum Gebet aneinander. »Es tut mir leid. Es tut mir ja so leid …«
»HALT’S MAUL!«,
schrie Peter und schlug ihm fest ins Gesicht. »Die Leben all dieser Jungen lasten auf deinen Schultern! Du hast dem Teufelsbaum den Untergang gebracht!« Er bohrte ihm das Messer in die Brust.
Leroys Augen weiteten sich, und ihr Blick wanderte wie hilfesuchend zu Nick, bevor sie sich verdrehten und glasig wurden.
»Du verdienst nicht mal diese Gnade«, fauchte Peter. Damit riss er die Klinge heraus und ließ Leroy in den Dreck fallen.
»Oh Gott«, flüsterte Nick, als er sah, wie das Blut sich unter dem toten Jungen sammelte.
Peter ging an Nick vorbei. »Lass uns gehen.«
»Du bist verrückt!«, brüllte Nick.
Peter ging einfach weiter.
»Wahnsinn«, rief Nick. »Hier gibt es nichts als Wahnsinn. Bringt Avalon denn nur Irrsinn hervor? Ist das die Natur der Magie, dass sie alle verrückt macht?«
Peter blieb stehen und drehte sich mit funkelnden Augen um. »Was hätte ich denn tun sollen? Denkst du, ich habe nichts von der Sache mit Abraham gewusst? Leroy hat sich das selbst zuzuschreiben, mit seinen verräterischen Lügen. Jetzt hat er
alles
zerstört!« Er schlug sich mit der Faust in die offene Handfläche. »Wenn ich könnte, würde ich ihn noch einmal umbringen.«
»Du gibst ihm die Schuld?«, höhnte Nick. »Ich habe die Köpfe da hinten gesehen. Wie viele Jungen hast du hierher verschleppt? Wie viele unschuldige Kinder sind bei dem Versuch gestorben, deine kostbare
Dame
zu beschützen?«
Peters Miene verdunkelte sich. »Alles hat seinen Preis. Hast du das noch nicht gelernt?«
»Wie viele Leben ist sie wert?«
»Ich würde tausend Leben geben, um sie zu retten.«
»Du meinst, du würdest das Leben von tausend Kindern geben, um sie zu retten. Richtig?«
Peter stürzte sich auf Nick, packte ihn und hielt ihm das Messer an die Kehle.
»MACH SCHON!«,
schrie Nick. »Auf einen mehr oder wenigerkommt es auch nicht an! Was bedeutet dir schon ein weiterer Kopf auf einem dieser Pfähle? Du bist ein Ungeheuer, die schlimmste Sorte Ungeheuer. Du täuschst diese Kinder mit Versprechungen und Lügen, bringst sie dazu, an dich zu glauben, dich zu mögen … dich zu
verehren
. Und dann? Was machst du dann? Du führst sie in den
Tod
. Wie viele, Peter? Wie viele von ihnen sind für deine
gottverdammte
Dame schon gestorben?«
Peters Gesicht verzog sich zu einer Fratze des Schmerzes. Ein tiefer Laut, der irgendwo zwischen einem Ächzen und einem Knurren lag, kam über seine angespannten Lippen. Er senkte das Messer und stieß Nick von sich.
»Deine Seele gehört ihr«, sagte Nick. »Begreifst du denn nicht? Die Dame hat dich verhext.«
»Und was ist Liebe, wenn nicht Verhextsein?«, schrie Peter. »Ich hatte gehofft, dass ihre Liebe zu dir durchdringen würde. Dass sie dir die Augen für die Magie, die dich umgibt, öffnen würde. Ich hatte gehofft, du hättest gelernt, dass es Dinge gibt, für die es sich zu kämpfen lohnt
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