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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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auf den weißen Stein.
    Zauberei
, dachte der Kapitän.
Das Werk der Dame
.
    Angstvolles Gemurmel ging durch die Reihen. Die Männer prallten ineinander, als alle versuchten, auf dem schmalen Pfad zurückzuweichen.
    »HALT!«,
befahl der Kapitän. »Mark, Thomas, Anthony, ihr alle.
STEHEN BLEIBEN!
«
    Die Männer traten weiter unruhig von einem Fuß auf den anderen, doch sie blieben an Ort und Stelle.
    Der Kapitän starrte den Prediger wütend an, und als der Älteste den anklagenden Blick bemerkte, wandte er sich ab.
Pass bloß auf
, dachte der Kapitän.
Bei der ersten Gelegenheit schlitz ich dich auf wie einen Fisch.
    »Der Junge«, sagte der Geistliche verbittert. »Er hat uns reingelegt! Ochs, nimm den Jungen und schick ihn zwischen die Ranken!«
    »Nein.« Der Kapitän durchbohrte den Prediger mit einem brennenden Blick. »Gebt nicht dem Jungen die Schuld.«
    »Meine Geduld mit dir ist am Ende! Ich werde …«
    Der Kapitän wirbelte herum, riss einem seiner Männer die Axt aus der Hand, hob seine Fackel hoch und stapfte auf die Ranken zu.
    »Kapitän«, rief der Prediger. »Du bleibst sofort
stehen.
«
    Der Angesprochene beachtete ihn jedoch nicht. Er erreichte die Ranken, stieß mit der brennenden Fackel nach den Blättern und trieb die zuckenden, peitschenden Pflanzen zurück. Dann ließ er die Axt auf einen der dicken Stängel am Boden niedersausen. Die Klinge schnitt tief in die Ranke, und ein roter Sprühregen schoss hervor.
Blut
, dachte der Kapitän kein bisschen überrascht.
    Er befahl seinen Männern, weiter vorzurücken, woraufhin sie ihm folgten und die tödlichen Pflanzen verbrannten und zerhackten. Bald lagen die Ranken überall am Boden der Schlucht im Todeskampf, und sie standen vor dem kreisförmigen Umriss der Tür.

 

     
KAPITEL 23
Der Baum Avallachs
     
    »Hier. Leg ihn hierhin«, sagte Peter und half Nick dabei, Leroy auf dem Boden abzusetzen.
    Der Junge presste beide Hände auf den Bauch und stieß ein lautes Stöhnen aus. Blut quoll ihm zwischen den Fingern hervor. Nick wünschte, sie hätten ein Stück Stoff, Wasser, irgendetwas, womit sie dem Verwundeten hätten helfen können.
    Peter warf einen Blick nordwärts, zu den Bergen. »Wir müssen ihn zurücklassen«, sagte er mit kalter, teilnahmsloser Stimme.
    »Wie meinst du das?«, fragte Nick.
    »Wir sind zu langsam mit ihm.«
    »NEIN!«,
schrie Leroy. »Lasst mich nicht zurück, bitte. Ich kann laufen.
Bitte. Bitte
lasst mich nicht zurück.«
    »Wir holen dich später«, sagte Peter, doch an der Art, wie er es sagte, erkannte Nick, dass es kein Später geben würde.
    Peter nahm Nick beiseite. »Er ist ohnehin tot.«
    »Wie?«
    »Es ist eine Bauchverletzung, eine schlimme. Da kann man nichts machen.«
    »Das weißt du doch gar nicht«, erwiderte Nick. »Vielleicht schafft er es. Vielleicht können wir ihn zur Dame bringen.«
    »Begreifst du denn nicht? Er schafft es nicht mal die Hälfte des Wegs bis zu ihr.«
    Leroy stöhnte erneut. Das Licht der brennenden Hütten schimmerte auf seiner nassen Stirn, als er sich krümmte. Nickwarf einen Blick zurück und konnte mit Mühe eine Handvoll bewaffneter Männer ausmachen, die sich in Tornähe sammelten.
    »Lieber Himmel, Peter. Er hat dir gerade das Leben gerettet, und du willst ihn hier liegen lassen … damit
sie
ihn sich holen?«
    »
Sie
werden ihn sich nicht holen«, erwiderte Peter kalt.
    Nick musterte ihn und versuchte zu begreifen.
    Peter zog sein Messer und hielt es so, dass Leroy es nicht sehen konnte. »Eine Bauchwunde bedeutet einen langsamen, qualvollen Tod«, flüsterte er. »Am besten bringen wir die Sache schnell zu Ende. Vertrau mir, wir erweisen ihm damit eine Gnade.«
    Nick traute seinen Ohren nicht. »Niemals. Nein, das kannst du nicht tun.«
    Peters Miene wirkte entschlossen. »Mach es nicht schwerer als nötig«, warnte er Nick und schob sich an ihm vorbei.
    Leroy bemerkte das finstere Gesicht, und seine Augen weiteten sich. »Peter, bitte«, stammelte er. »Bitte, ich kann sicher gehen.«
    Nick sprang Peter in den Weg und richtete das Schwert auf seine Brust.
»Aufhören. Sofort aufhören!«
    »Willst du, dass die Sache so läuft?«, knurrte Peter. »Genau wie bei Sekeu?«
    »Wie? Nein.« Nick schüttelte den Kopf. »Du weißt doch gar nicht, was …«
    Bevor Nick auch nur blinzeln konnte, schoss Peter nach vorn und schlug das Schwert beiseite. Er versetzte dem Jungen einen festen Schlag ans Kinn und schickte ihn zu Boden. Im nächsten Moment war er über Nick, ein Knie

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