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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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nickte.
    »Wo genau? Wo versteckt sie sich?«
    Der Junge zögerte.
    »Daniel«, flüsterte der Kapitän. »Du tust das Richtige. So viele unschuldige Menschen sind durch ihre Schuld gestorben. Befrei dich von ihrem Zauber.«
    Langsam hob Danny eine Hand und zeigte auf einen der kleineren Wasserfälle, jenen, der am weitesten von ihnen entfernt war.
    Der Kapitän führte seine Leute zu den tosenden Fällen. Er konnte deutlich sehen, dass sich hinter den herabstürzenden Wassermassen tatsächlich eine Öffnung befand. Er blickte sich um und musterte die Gesichter seiner Getreuen, alles Männer, die ihm treu gedient hatten, sowohl auf See als auch hier, inmitten der Schrecken dieses Dämonenreichs. Männer, die nicht den Verstand verloren hatten, obwohl man sie mit Krankheiten heimgesucht, ihre Leiber entstellt und sie endlos gequält hatte, aus keinem anderen Grund, als dass sie an der falschen Küste gelandet waren. Der Kapitän war fest entschlossen, diesem Albtraum ein Ende zu bereiten, er war begierig darauf, endlich zum Gegenschlag gegen den Dämon auszuholen, der sie seit Ewigkeiten heimsuchte. Und er erkannte, dass auch seine Männer begierig darauf warteten, sich für all die Grausamkeiten zu rächen.
    Also stieg er die Stufen empor. Sein Herz pochte wild in seiner Brust. Er hatte keine Ahnung, welches Zauberwerk ihn hinter diesem Wasserfall erwartete, er wusste nur, dass all das keine Rolle mehr spielte. Die Zeit der Abrechnung war gekommen. Auf die eine oder andere Art würde es hier und jetzt enden.
    »Bleibt standhaft, Männer«, rief er. »Auf meinen Befehl.«
     
    Peter trank mit tiefen Schlucken und tauchte dann mehrmals den Kopf in den Wasserlauf, um vom kühlen Nass seine Lebensgeister wecken zu lassen. Er rollte sich am sandigen Ufer auf den Rücken und versuchte, Atem zu schöpfen und nicht an die schmerzenden Verbrennungen an seiner Brust und die Blessuren von den Schlägen zu denken.
    Wie viele Fleischfresser sind es wohl?
In der Feste hatte er versucht, sie zu zählen, doch er hatte immer nur diejenigen gesehen, die an ihm vorbeigegangen waren.
Wie viele, vierzig? Nein
. Er wusste, dass das Wunschdenken war. Er hatte ihre Zahlenstärke schon zuvor deutlich unterschätzt, und jetzt waren es sicher mehr.
Mindestens sechzig, siebzig, wenn nicht mehr
.
    Nur wo sind sie? Wie nah sind sie dem Hort? Erinnert Danny sich noch an den Weg?
Die Chancen standen gut, dass sie sich verirrt hatten, beruhigte Peter sich. Wenn das der Fall war, konnte er die Elfen, die Hexe und die Teufel, die den Hinterhalt überlebt hatten, um sich versammeln, damit sie ihre Gegner gemeinsam einen nach dem anderen ausschalteten. Es würde gefährlich werden, aber sie hatten dann noch immer eine Chance, die Dame zu retten.
    In Gedanken hörte er Nicks Stimme. »Du hast sie in den
Tod
geführt … wie viele von ihnen sind für deine
gottverdammte
Dame gestorben?« Peter runzelte die Stirn.
Dummer Junge. Was weiß er schon von alldem? Wie dem auch sei, jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um mir darüber Gedanken zu machen. Erst mal retten wir die Dame
.
    Nick stürzte mit rotem Kopf und völlig außer Atem auf die Lichtung. Er fiel am Wasserlauf auf die Knie und trank keuchend.
    Peter musste zugeben, dass der Junge sich gut hielt, er hielt sie kaum auf. Nick bemerkte den Blick, und Peter schaute schnell weg. Er gab dem Jungen einen Moment Zeit, um durchzuatmen. »Komm. Es ist nicht mehr weit bis zum Teufelsbaum.«
     
    Die runde Tür zum Teufelsbaum stand einen Spaltbreit offen. Peter schob sie langsam weiter auf und spähte mit kampfbereit erhobener Waffe hinein. Die meisten Fackeln waren heruntergebrannt und tauchten den Saal in unstetes Zwielicht. Er entdeckte keinerlei Kampfspuren.
    »Hallo«, rief er, erhielt jedoch keine Antwort. Von Nick dicht gefolgt trat er ein und lief zu den Waffenhalterungen. »Schnell. Nimm, was du brauchst, dann gehen wir wieder.«
    Er warf die Fleischfresserklinge beiseite, nahm zwei Schwerter, die ihm besser in der Hand lagen, schlang sie sich mit Gurten über die Schultern, sodass sie sich auf seinem Rücken kreuzten, und lief dann zu den Vorratsfässern am Kamin, um Proviant einzupacken. Als sein Blick auf Sekeus Leiche fiel, hielt er inne. Sie war immer noch mit Laken zugedeckt, genau wie sie das Mädchen zurückgelassen hatten. Er starrte auf die schwarze Haarsträhne, und seine Hände begannen zu zittern.
    Nick trat von hinten an ihn heran, sagte jedoch nichts.
    Maldiriel lag neben dem Kamin

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