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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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durch das Drehkreuz getreten und umstellten die beiden Offiziere schweigend. Julio ertappte sich dabei, wie er zurückwich, und versuchte zu verhindern, dass sie sich in seinen Rücken manövrierten. Er legte die Hand an den Pistolengriff und entsicherte die Waffe.
    »DAS IST NAH GENUG!«
, quiekte Mac. Zitternd hielt er die Pistole vor sich.
    Julio rief hastig per Funk Verstärkung und betete, dass Mac derweil keine Dummheit beging. Diplomatisch hob er die Hand. »Wenn ich Sie einfach bitten dürfte …«
    WUMM!
Offizier Mac schoss auf eines der Ungeheuer.
    Die Kugel bohrte sich in den Bauch des Monsters, das auf das Einschlussloch blickte, die Stirn in Falten legte und einen Finger in die Wunde steckte. Als es den Finger wieder herauszog,war er von schwarzem Blut bedeckt. Die Augen des Monsters blitzten auf, und es packte Mac beim Handgelenk.
    Fünfmal feuerte Mac die Pistole insgesamt ab. Einige der Monster wichen zurück, und das Wesen, das Mac festhielt und nun sechs Kugeln im Wanst stecken hatte, stöhnte auf und stürzte zu Boden.
    Innerhalb eines Sekundenbruchteils zog eines der Ungeheuer ein Kurzschwert und bohrte es Offizier Mac bis zum Griff ins Auge. Die Klinge kam zum Hinterkopf wieder heraus und stieß ihm den Hut von den über die Glatze gekämmten Haaren.
    Julio wollte unauffällig seine Pistole ziehen, doch weiter kam er nicht. Grobe Hände packten ihn, und er spürte, wie sich etwas Langes, Kaltes immer wieder in seinen Bauch bohrte, bis die Welt um ihn herum schwarz wurde.
     
    Der Kapitän stand über den beiden Toten. Es war nicht besonders schlau gewesen, sie umzubringen. Offenbar hatte es sich um Schutzleute oder Wachen gehandelt, und er war sich ziemlich sicher, dass diejenigen, die über dieses Reich herrschten, es gar nicht gerne sahen, wenn man ihre Untergebenen tötete.
    Der Kapitän wartete darauf, dass die anderen weitergingen, und bückte sich dann, um die Waffe des Wachmanns aufzuheben. Es handelte sich offensichtlich um eine Pistole, aber von einer Machart, die ihm völlig fremd war – sehr klein und zudem ohne Pulver und Lunte. Eine solche Waffe würde ihm vielleicht noch von Nutzen sein. Er steckte sie sich in den Gürtel und schloss zu den anderen auf.
    Was ist das hier bloß für ein Ort?
, fragte sich der Kapitän. Sein Blick fiel auf zwei verdreckte Männer, die neben einer Mülltonne schliefen.
Jedenfalls nicht der Himmel. Das hier ist einfach nur die Gegenwart. Das, was aus der Welt geworden ist, während wirweg waren
. Er betrachtete die aufragenden Säulen aus Gussstein und ließ die Finger über glänzendes Metall und Glas gleiten.
Sie ist zugleich hässlich und wunderschön
.
    Der Kapitän hatte den Verdacht, dass schon bald mehr Wachen eintreffen würden.
Werden sie uns töten?
, fragte er sich.
Oder noch schlimmer, stecken sie uns vielleicht in ihr Verlies und lassen uns verrotten? Habe ich etwa nur ein Höllenloch gegen ein anderes eingetauscht?
Jetzt war der richtige Zeitpunkt, um Daniel zu befreien und von hier zu verschwinden. Er musste diesen Irren entkommen, bevor sie ihn und den Jungen mit in den Tod rissen.
    Die Männer waren stehen geblieben und hatten sich am Fuß einer langen silbernen Treppe versammelt, die ins nächste Stockwerk führte. Der Kapitän riss die Augen auf. Die Treppe
bewegte
sich!
    »Jetzt spring schon auf«, knurrte Sid, der schlaksige Seekadett, und schubste Robertson.
    Robertson schubste zurück und grollte: »Spring du doch auf.«
    Ochs schubste beide. Die Männer stolperten auf die Treppe und wurden langsam emporgezogen, was den Übrigen ein Jubeln entlockte. Im nächsten Moment schubsten und drängelten sie alle, um möglichst schnell dranzukommen.
    Als der Kapitän schließlich auf der Treppe war, merkte er, dass viele der Männer auf der anderen Seite wieder herunterfuhren, wobei sie sich grinsend wie kleine Kinder an dem schwarzen Geländer festhielten. Auf halbem Weg nach unten drehte sich Sid um und versuchte, auf der sich bewegenden Treppe zurückzugehen, nur um mit Robertson zusammenzuprallen. Die beiden purzelten die beweglichen Stufen hinunter und landeten der Länge nach auf dem glänzenden Boden.
    »Das reicht«, rief der Prediger.
    Die Männer schauten missmutig drein, doch dann ranntensie erneut auf die Stufen und lachten wie verrückt, während sie einander anrempelten, um als Erste oben anzukommen.
    Anschließend setzten sie ihren Weg durch einen kurzen Korridor fort und fanden sich schließlich in einer riesigen Halle aus

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