Der Kinderdieb
entschlossen.
Ulfger grinste ihnen höhnisch zu und hielt Peter Caliburn vors Gesicht. »Eine Berührung«, rief er, »und euer geschätzter Häuptling ist ein Aschehaufen.«
Die Teufel wechselten unsichere Blicke. Hilflos, wie sie waren, schwand auch ihre Wildheit.
Ulfger schloss die Hand fester um Peters Hals, und der Gepeinigte stieß einen erstickten Schrei aus. Er hatte das Gefühl, dass seine Halswirbel jeden Moment brechen würden. »Zurück«, sagte Ulfger.
»Ulfger«, rief die Hexe. »Hör auf meine Worte. Wenn du sein Blut kostest, wirst du Dinge erfahren, die dir nicht gefallen.« Sie lächelte und befeuchtete sich die grünen Zähne mit der Zunge.
Ulfger tat ihre Worte mit einem Lachen ab. »Modron«, befahl er. »Sieh mich an. Sieh mich an!«
Die Hexe richtete die Dame in eine sitzende Position auf. »So, meine Liebe. Wir wollen Ulfger doch nicht enttäuschen. Schau nur hin. Das willst du sicher nicht verpassen. So viel verspreche ich dir.«
»Modron!«, rief Ulfger.
Die Dame öffnete die Augen.
»Sieh nur, was ich gefangen habe. Etwas, das dir am Herzen liegt.« Er schüttelte Peter. »Erinnert er dich an deinen kleinen Mabon? Schau her, Modron. Sieh zu, wie dein geschätzter Junge brennt.«
Die Dame schüttelte den Kopf und hob zitternd die Hand.
Ulfger grinste, und seine Augen funkelten. Er nahm die schwarze Klinge, hielt sie Peter an die Wange und zog sie ihm langsam über die Haut, wobei er einen langen Schnitt im Gesicht des Jungen hinterließ.
Hitze flammte auf Peters Wange auf. Er schrie, und Ulfger schleuderte ihn zu Boden.
Grille schrie ebenfalls. Die Teufel, Tanngnost und die Elfen erstarrten mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen.
Peter krallte die Finger in seine Wange, während ihm das Herz in der Brust pochte. Er wollte wegrennen, aber es gab keinen Ort, an den er vor dem Gift fliehen konnte. Es war nun in seinem Blut. Er spürte, wie es ihm heiß durch die Adern rann. Er wartete auf den Schmerz, auf das Feuer, aber es kam nicht. Stattdessen breitete sich eine wohlige Wärme in seinen Körper aus. Peter nahm die Hand vom Gesicht und sah kein Blut daran. Er berührte die Wunde und spürte, wie sie kleiner wurde, zusammenschrumpfte –
verschwand
.
Ulfgers Lächeln verblasste. Verwirrt beobachtete er das Geschehen.
Da ertönte ein keckerndes Lachen vom Teich her. Es kam von der Hexe. »Ach, Ulfger, du dummer, großer Esel, wenn du nur dein Gesicht sehen könntest.« Sie lachte erneut. »Ich habe versucht, dich zu warnen. Merkst du es denn nicht? Begreifst du nicht? Das kann nur eines bedeuten.«
Ulfger starrte sie mit zusammengekniffenen Augen an.
»Denk nach, du Dämlack. Die Wunde blutet nicht. DasSchwert verbrennt ihn nicht. Warum, Ulfger? Was hat das zu bedeuten? Komm schon, du schaffst es.«
Ulfgers Augen weiteten sich. Er schüttelte den Kopf.
»Doch«, sagte die Hexe. »Jetzt begreifst du’s endlich, oder? Ja, das tust du, mein großer, dummer Neffe. Du weißt ganz genau, was Sache ist«
»Nein«, sagte er. »
NEIN!
«
»Anscheinend laufen mehr als nur ein kleiner Bastard des Gehörnten durch die Gegend«, lachte die Hexe. »Ach, das ist wirklich köstlich.« Sie schüttelte die Dame. »Siehst du, Modron. Ich habe dir doch gleich gesagt, dass du das nicht verpassen willst.«
Ulfger starrte die Hexe wütend an und richtete Caliburn auf sie. »Du lügst! Du bist voller Lügen!«
Peter versuchte aufzuspringen, doch Ulfger hielt das schwarze Schwert sofort wieder vor ihn, die geborstene Spitze nur Zentimeter von seinem Herzen entfernt. »Täuschungen, Lügen. Ich lasse nicht …« Ulfgers Augen blitzten auf, und er legte den Kopf schief, als lauschte er einmal mehr der Stimme eines Unsichtbaren. Sein Gesicht verzog sich zu einer Fratze von Schmerz und Verzweiflung. »Warum?«, quäkte er. »Warum musst du mich dauernd quälen? Warum
hasst
du mich so sehr? Ich war der brave Sohn. Ich war immer ein
braver
Sohn!« Peter wollte sich fortstehlen, aber Ulfgers Blick wurde wieder klar, und seine Augen funkelten vor bodenlosem Hass. »Du!« Er zog eine zornige Grimasse. »Du bist
abscheulich!
« Er kreischte und bohrte Peter das Schwert in die Brust, trieb ihm die Klinge mit solcher Wucht durch den Leib, dass sie hinten wieder herauskam.
Blind vor Schmerz versuchte Peter zu schreien, doch er brachte nur ein ersticktes Keuchen heraus. Ulfger drehte die Klinge ruckartig einmal nach links und dann nach rechts, bevor er sie wieder herausriss. Peter fiel zu Boden, kullerte
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