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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Sergeant spürte ein Kribbeln auf der Haut. Die meisten Vorträge zum Thema Bioterrorismus hatte erverschlafen, aber als es um die Auswirkungen chemischer und biologischer Waffen auf den menschlichen Organismus ging, hatte er aufgepasst. Dabei hatte er vor allem eines gelernt, nämlich dass er kein bisschen wild darauf war, zerfallendes Lungengewebe auszuwürgen oder an seinen eigenen Körperflüssigkeiten zu ersticken.
    Der Sergeant wich langsam zurück. Dann geschah noch etwas Seltsameres (seine Definition von »seltsam« erweiterte sich mit jeder Sekunde), das ihn all seine Sorgen über chemische Waffen vergessen ließ. In dem Nebel bewegten sich Dinge, viele Dinge. Er hörte Geräusche, unheimliche, hallende Laute, wie von weinenden Frauen und singenden Kindern, und er sah schattenhafte, augenlose Kindergestalten mit kürbisgroßen Köpfen und missgestalteten Mündern, die mehrere Reihen nadelspitze Zähne entblößten. Hinter ihnen schlichen bucklige Frauen mit dürren Armen und Beinen, verschrumpelter Haut und schwarzen, leeren Augenhöhlen heran, deren geblähte Bäuche pulsierten und aus deren Hängebrüsten lange Stacheln ragten, von denen schwarzer, zäher Schleim tropfte. Sie streckten ihm die Arme entgegen, lächelten herzallerliebst und baten ihn zum Tanz.
    Der Sergeant wandte sich zur Flucht und prallte mit einem Kollegen vom Sondereinsatzkommando zusammen. Hinter ihm stand ein Trupp von mindestens zwanzig gut bewaffneten Spezialkräften, allesamt zähe, bestens ausgebildete Männer, die wussten, was sie zu tun hatten.
    »Was geht hier vor?«, setzte der Neuankömmling an.
    Doch der Sergeant hatte keine Zeit, die Frage zu beantworten. Er musste weg, hatte einen Arzttermin, musste seinen Goldfisch füttern, hatte den Ofen angelassen,
was auch immer
. Der Sergeant bewegte seinen Hintern, so schnell er konnte, aus der Bahn und ließ ein zutiefst verwirrtes Sondereinsatzkommando zurück.
    Kurz darauf, als der Schwarm kreischender, abgetrennter Köpfe vorbeiflog und die nackten alten Frauen mit den zerrupften Rabenköpfen fröhlich um das Sondereinsatzkommando herumtanzten und den Männern mit kalten Fingern über Hals und Kopf strichen, kniffen auch sie den Schwanz ein und folgten eiligst dem Sergeant, weg von jenem Ort.

 

     
KAPITEL 26
Der Gehörnte
     
    Der Nebel hüllte den Park in silbrigen Schein, dämpfte die Rufe, das Hupen und sogar das Sirenengeheul. Peter fühlte sich wie in einem Traum. Das Wimmern und Stöhnen der Verwundeten und Sterbenden mischte sich ins traurige Lied des Nebels.
    Der Nebel? Das konnte nur eines bedeuten.
Die Dame lebt!
, dachte Peter.
Dort im Teich. Sie muss im Teich sein!
    Das Leuchten aus der Tiefe des Wassers verblasste, und langsam wurde es wieder schwarz. Peter riss seine Schwerter aus dem toten Fleischfresser zu seinen Füßen. Ohne auch nur das Blut von den Klingen zu wischen, steckte er sie in ihre Scheiden zurück und rannte zum Ufer. Er drängte sich an zwei verletzten Fleischfressern vorbei, die aufeinandergestützt davonhumpelten, ohne sie zu beachten. Seine gesamte Aufmerksamkeit war auf den Teich gerichtet, auf die
Dame
.
    »Wo ist sie?«, flüsterte Peter und ließ den Blick suchend über die Wasseroberfläche schweifen. Er musste sie finden, musste mit eigenen Augen sehen, dass sie tatsächlich am Leben war. Er entdeckte Danny, der knietief im Teich stand, das Seil noch immer um die Hüfte gebunden. Es war straff gespannt und verschwand unter der Wasseroberfläche. Peter sprang in den Teich, platschte zu Danny, packte das Seil und folgte ihm in die Tiefe, bis er die Dame fand. Behutsam zog er sie aus dem Wasser und nahm sie in den Arm.
    Peter betrachtete ihr Gesicht, die halb geöffneten Augen, die leer und leblos starrten und aus denen alle Farbe gewichenwar – und dann bemerkte er die klaffende Wunde in ihrer Halsbeuge. »Oh nein«, flüsterte er. »Nein, nein.« Er zog die Dame ans Ufer und legte sie ins Gras.
    Langsam öffnete sie die Augen und lächelte Peter an. »Mabon, du hast mich gefunden.« Sie berührte ihn an der Wange.
    Die Hexe stand neben ihnen. »Nein, Modron, du dummes Muttertier. Das ist nur der Junge. Dein Mabon ist bloß noch Staub und Knochen.« Sie nahm die Dame bei der Hand. »Und jetzt Schluss mit dem Geplapper. Konzentrier dich gefälligst auf deine Wunde.«
    Die Dame schloss die Augen. Es erweckte den Anschein, als hörte sie auf zu atmen.
    »Tu etwas«, flehte Peter. »Bitte unternimm etwas.«
    »Ach, hör auf zu quasseln«,

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