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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Sie goss warmes Schinkenfett in eine Schale und brachte es den beiden.
    Jemand öffnete die Tür, und beißend kalter Winterwind wehte herein. Als sie Peter in die Nacht hinaustrugen, erhaschte er einen letzten Blick auf seine Mutter. Sie kniete schluchzend auf dem Boden, während ihre beiden Schwestern an ihrer Seite saßen und sie im Arm hielten.
    »Mama«, rief Peter, doch sie blickte nicht auf. Die Tür schloss sich.
    Die Alte übergoss Peter mit dem warmen Fett. Es stach ihm in den Augen, durchtränkte die Decke und gerann schnell zu einem kalten Schmierfilm auf seiner Haut. »So geht es schneller«, erklärte die Alte. »Und jetzt bringt das Geschöpf tief in den Wald und lasst es dort zurück.«
    Die Alte gab dem Mann ein bisschen Wolle. »Steck dir das in die Ohren. Denk dran, egal was es sagt, dieses böse Wesen ist kein Kind deiner Lenden.«
    Mann und Sohn nahmen Fackeln zur Hand. Sie steckten den Besen durch den Korbgriff und hielten ihn jeder an einem Ende. So marschierten sie den vereisten Pfad entlang, während die alte Frau ihnen von der Türschwelle aus nachsah.
    Die Kälte biss dem Säugling in der winzigen Nase. »Papa«, rief Peter. »Papa, bitte. Ich bin auch brav. Versprochen. Ich bin brav. Papa? Bitte, Papa. Papa?« Doch wie sehr Peter auch flehte, der Mann schaute ihn nicht einmal an.
    Mann und Sohn marschierten verbissen weiter, und keiner von beiden sprach, während sie tiefer und tiefer in den dunklen, klirrend kalten Wald vordrangen.
    Peter hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verstrichen war, doch als sie schließlich anhielten, schien der Mond von weit oben am wolkigen Himmel auf sie herab. Die beiden stellten Peter auf einer Lichtung ab, die von hohen Sträuchern und einem bröckelnden Felsvorsprung eingefasst war, und entfernten sich dann hastig, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.
    Peter beobachtete, wie die Äste dem Mond zuwinkten. DickeWolken trieben heran, und die Schatten verschmolzen miteinander. Er wollte sich befreien, doch die Fesseln waren zu straff. Seine Finger und Zehen wurden taub, und die Kälte war bald unerträglich. Der Säugling zitterte am ganzen Leib.
    »Mama«, rief er. »Mama.« Immer wieder rief er ihren Namen. Seine Mutter kam nicht, dafür tauchte etwas anderes auf. Peter hörte lautes Schnüffeln und verstummte.
    Ein großer Schatten trat aus den Büschen hervor. Seine Gestalt erinnerte ihn an die Wolfshunde zu Hause. Das schwache Mondlicht spiegelte sich in den schwarzen Augen des Raubtiers, als es witternd die Schnauze hob. Peter spürte den Hunger des Tiers. Er bemühte sich, keinen Laut von sich zu geben, doch er konnte ein Wimmern nicht unterdrücken, als der Wolf sich ihm näherte.
    Das Tier biss in einen Deckenzipfel und zog daran, sodass der Korb umfiel und der Säugling auf die gefrorene Erde purzelte. Peter, der Winterkälte nun völlig ungeschützt ausgeliefert, begann zu weinen. Der Wolf leckte das Fett von der Decke und wandte sich dann Peter zu.
    Er bewegte die Schnauze dicht ans Gesicht des Säuglings und leckte ihm das Fett von den Wangen, vom Hals und vom Bauch. Dann schloss er die Kiefer um Peters Beine und zog ihn ins Gebüsch. Peter jammerte und jaulte, doch der Wolf schloss die Kiefer nur umso fester. Von den Felsen war ein Klappern zu hören. Der Wolf ließ Peter los und hob mit aufgestellten Ohren den Kopf.
    »A-yuk«, erklang eine mürrische, knarzende Stimme.
    Dort, auf einem großen, flachen Stein, stand ein Mann. Nur war er eigentlich gar kein Mann, denn er reichte dem Wolf gerade mal bis zu den Schultern. Er hatte kurze Beine, lange Arme und einen kräftigen Brustkorb mit ebensolchen Schultern. Sein Kopf war überproportional groß und wuchs ihm direkt aus den Schultern. Er hatte graue Haut, schmutzige Haut, die aussah wieErdboden. Darüber trug er räudige, zusammengeflickte Tierfelle voller Dreck und grünem Moos. Seine Augen waren nicht mehr als zwei schwarze Punkte unter seiner hervortretenden Stirn. Er sah Peter und grinste, wobei er schwarzes Zahnfleisch und einen Unterbiss aus scharfen, krummen Zähnen entblößte.
    Dem Wolf sträubte sich das Fell, und ein böses Knurren drang aus seiner Kehle.
    Der Mann sprang von dem Felsbrocken herab auf die Lichtung. »WEG!«, rief er und klatschte in die Hände.
    Der Wolf senkte den Kopf und entblößte knurrend ein Arsenal langer, gefährlich aussehender Zähne. Der Moosmann knurrte seinerseits, und bevor Peter es sich versah, rannte er los und stürzte sich auf den Wolf. Er

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