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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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zurück.
    »Da!«
    »Verdammt und zugenäht«, sagte Otho. »Ein Waldelf. Ein echter Waldelf.« Er streckte einen Arm aus und berührte Peter, als wollte er sich vergewissern, ob er echt sei. »Was machst du hier?«
    »Lasst uns spielen«, sagte Peter.
    »Spielen?«, antwortete Otho. »Keine Zeit. Wir müssen alle möglichen blöden Arbeiten erledigen.«
    »Man kriegt nicht jeden Tag die Gelegenheit, mit einem Waldelf zu spielen«, sagte Edwin.
    »Ja, stimmt, das ist wahr«, pflichtete Otho ihm bei. »Aber wenn wir die Schweine nicht tränken, wird Papa uns mit der Rute schlagen.«
    »Ich kenne viele Waldelfenspiele«, sagte Peter. »Die machen viel mehr Spaß, als Wassereimer durch die Gegend zu tragen.« Ein verschlagenes Grinsen trat auf seine Züge. »Wir könnten nur ein
Weilchen
spielen. Hinter den Heuhaufen, bei dem großen Baum da. Wo uns niemand sieht.«
    Die Jungen erwiderten Peters verschlagenes Grinsen, weil es einfach wahnsinnig ansteckend war.
    Edwin stieß Otho in die Rippen. »Waldelfenspiele. Ich habe noch nie ein Waldelfenspiel gespielt.«
    »Tja, vielleicht ein
kleines
Weilchen.«
    »Großartig!«, sagte Peter. »Kommt mit. Und denkt dran, keiner darf uns sehen.« Geduckt machte er sich auf den Weg. Die beiden Jungen folgten ihm den Weg hinauf und taten es ihm dabei in jeder Bewegung gleich.
    Sie erreichten die Heuhaufen und blieben stehen. Peter spähte um die Ecke, um sich zu vergewissern, dass die Luft rein war.
    »He, Peter«, rief Edwin, »schau mal.« Der Junge kraxelte auf den Heuhaufen. Peter wollte ihm gerade sagen, dass er runterkommen sollte, bevor ihn jemand sah, als der Junge auch schon zu einem anderen Heuhaufen hinübersprang. Edwin lugte über den Heuhaufen. »Wetten, das kannst du nicht?«
    Peter runzelte die Stirn. »Wetten, ich kann das?«, sagte er und sprang von einem Heuhaufen zum nächsten.
    Und so verbrachten sie die nächste Stunde damit, auf denHeuhaufen herumzuspringen, um die Wette zu rennen und Fangen und Verstecken zu spielen. Peter vergaß den Sack, das Seil und den Knüppel und sogar die Erwachsenen, so viel Spaß hatte er. Bald waren sie ihre Hemden los, Peter trug nur noch seinen Lendenschurz, und ihre Oberkörper glänzten in der heißen Morgensonne. Sie waren von Kopf bis Fuß mit Schlamm, Blättern, Stroh und dicken, breiten Grinsemündern bedeckt.
    Im Moment waren sie gerade mächtige Berserkerkrieger, und ein besonders großer Heuhaufen hinterm Stall war ein schrecklicher Drache. Wild entschlossen stürzte Peter sich auf den Heuhaufen und versuchte, ihn zu erklimmen. Der Heuhaufen kippte, stürzte um und begrub den quiekenden Peter unter einer Schicht durchweichten Heus.
    Die Jungen rannten herbei und machten sich daran, ihn auszugraben. Als sie sein Gesicht freigelegt hatten, spuckte Peter einen Mundvoll Heu aus, fing an zu husten und lachte dann. Er verschluckte sich, spuckte mehr Heu aus und lachte erneut. Bald mussten sie alle so sehr lachen, dass sie sich nur noch hilflos am Boden kugeln konnten.
    »He«, brüllte Peter, noch immer von Lachanfällen geschüttelt, »He … holt … mich … hier … raus.«
    »DA SEID IHR!«
, erklang eine laute, barsche Frauenstimme.
    Ihr Gelächter erstarb augenblicklich. Peters Herzschlag setzte für einen Moment aus, als ihm plötzlich wieder einfiel, wo er sich befand.
    »Was macht ihr hier für einen Unsinn? Ich habe …« Mitten im Satz brach die Frau mit weit geöffnetem Mund ab. »Wer …? Was …?« Sie stieß einen Schrei aus.
    Peter drehte sich um und schaute sie an. Sie zeigte mit einem dicken Finger auf ihn und schrie erneut.
»KOBOLD! KOBOLD!«
    Ein älterer, kahler Mann und ein drahtiger, pockennarbigerJunge streckten die Köpfe aus dem Stall. Als sie Peter sahen, kamen sie sofort angerannt. Der Junge hatte eine Mistgabel in der Hand.
    Peter riss die Arme aus dem Heu und fing hektisch an zu graben, um seine Beine zu befreien.
    Die beiden Jungen schauten zwischen ihrer Mutter und Peter hin und her. »Nein, Mama«, quengelte Edwin. »Er ist kein Kobold. Er ist ein …«
    Peter befreite eins seiner Beine und strampelte und wand sich, um auch das andere aus dem Heuhaufen zu ziehen.
    »WEG VON IHM!«
, kreischte die Frau.
»EDWIN! OTHO! IHR GEHT SOFORT WEG VON IHM!«
Als die Jungen sich nicht von der Stelle rührten, rannte sie zu ihnen und zerrte sie weg.
    Der pockennarbige Junge rannte herbei, hob die Heugabel und zielte direkt auf Peters Gesicht.
    Peter warf den Kopf zur Seite, doch er war nicht schnell

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