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Der Kinderdieb

Titel: Der Kinderdieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brom
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Sumpf lichtete sich langsam.
    Nick bemerkte die grauen Wolken am Himmel sofort, und ja, in der Ferne war undeutlich ein dunkler Qualmschmier zu erkennen. Da brannte tatsächlich etwas.
    »Man muss nur auf den Hügel von Mag Mell steigen, um es zu sehen«, sagte Tanngnost.
    »Das ist unmöglich«, sagte Peter. »Die Bäume des Flüsterwalds brennen nicht.«
    »Das dachte ich bisher auch«, sagte Tanngnost. »Aber aus irgendeinem Grund
brennen
sie jetzt. Muss ich euch vielleicht daran erinnern, dass es nichts mehr gibt, was die Fleischfresser aufhält, wenn der Flüsterwald dahin ist? Dieser Sumpf oder der Teufelswald ist dann als Nächstes dran. Bald werden sie deinen geliebten Sumpf niederbrennen, Ginny.«
    Die drei kleinen Mädchen blickten besorgt zu ihrer Mutter auf.
    Die Hexe schien ein wenig kleiner zu werden, und das Feuer verschwand aus ihrem Auge.
    Tanngnost holte tief Luft. »Hört mich an und hört gut zu. Ihr müsst euren alten Groll begraben und euch zusammentun. Sonst ist ganz Avalon verloren.«
    »Wie bitte?« Das Auge der Hexe blitzte auf. »Schlägst du allen Ernstes vor, dass wir Seite an Seite mit diesen Lümmeln kämpfen sollen? Diesen
Menschen
kindern? Die sind doch auch nicht anders als die Fleischfresser. Eine Landplage. Wir müssen sie ebenfalls vertreiben.«
    Tanngnost schmetterte erneut seinen Stab auf den Boden und starrte sie zornig an. »Wie kannst du es wagen!«, grollte er mit harscher, schneidender Stimme. »Sie haben sich ihren Platz unter den Feen verdient. Sie haben mit ihrem Blut und ihrem Leben dafür gezahlt, als sie in der Neckerbucht an der Seite des Gehörnten gekämpft haben. Wo warst du an jenem schrecklichen Tag, Ginny?«
    Die Hexe winkte ab, als hörte sie ihn gar nicht, doch Nick entging der schmerzerfüllte Ausdruck auf ihrem Gesicht nicht.
    »Avallach ist fort und der Gehörnte ebenfalls«, sagte Tanngnost. »Nun liegt es bei uns. Das Schicksal Avalons lastet auf unseren Schultern.«
    »Ach, hör mit deinem Gerede auf, alter Ziegenbock. Mir wird schlecht, wenn ich noch mehr von deinen Predigten hören muss.« Sie machte eine Kopfbewegung in Peters Richtung. »Sage mir, ist deine geliebte Dame bereits im Besitz deiner Seele? Träumst du jede Nacht davon, an ihren Zitzen zu nuckeln?«
    Peter verengte die Augen zu Schlitzen. »Pass auf, wie du von ihr sprichst.«
    »Ah, also ist es wirklich so.« Die Hexe lachte wissend. »Und jetzt macht euch allesamt davon. Ich dulde keine Diebe in meinem Sumpf. Wenn ich dich das nächste Mal sehe, Peter, dann gehört dein Auge mir.«
    Peter richtete sein Messer auf sie. »Warum warten? Hier, ich bringe es dir.« Peter ließ die Waffe durch die Luft sausen und trat einen Schritt vor.
    Der Troll packte ihn am Kragen. »Sei kein Trottel.«
    »Tanngnost«, sagte die Hexe. »Du verlangst zu viel. Ich werde niemals Seite an Seite mit diesem Gesocks kämpfen.« Sie wirbelte herum und schickte sich an zu gehen.
    »Aber Mutter«, sagte eines der kleinen Mädchen. »Essen wir sie denn nicht?«
    »Sei still und komm«, zischte die Hexe und verschmolz mit den Bäumen und Büschen. Die Insekten verloren ihren Antrieb und zerstreuten sich in alle Richtungen. Die Barghests sprangen in die Bäume und machten sich laut krakeelend davon. Die kleinen Mädchen blieben noch einen Moment lang stehen und starrten Peter und die Teufel blinzelnd und mit großen Augen an, bevor auch sie mit den Schultern zuckten und verschwanden.
     
    »Dort.« Der Troll zeigte ins Tal, wo inzwischen dicke Rauchschwaden von den Bäumen weiter unten aufstiegen.
    Peter starrte hinab. »Ich begreife das nicht. Ich verstehe nicht, wie …« Er verstummte. »Der Kapitän. Die Fässer.« Er spie aus. »Diese bescheuerten Fässer.«
    »Wie?«
    »Der Kapitän hat Öl geholt. Sie benutzen Öl.«
    Nick lehnte an einem Baumstumpf. Er roch brennendes Holz, doch im Moment kam es ihm nur darauf an, dass sie aus dem Sumpf raus und weg von Ginny Grünzahn waren. Der Troll hatte sie über den Cusithbach und auf den Kamm einer kleinen Anhöhe geführt, damit sie das Feuer beobachten konnten.
    Nick nahm einen weiteren Schluck Wasser aus seinem Eimer, aber egal wie viel er trank, sein Hals fühlte sich immer noch wund und rau an.
    Grille konnte inzwischen wieder sitzen und lehnte an einem Felsen. Danny lag neben ihr im Gras. Das Mädchen sah nicht besonders gut aus, aber immer noch besser als Danny. Sein Hals und sein Gesicht waren rot und geschwollen, und er befandsich in einem unruhigen

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