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Der Kirchendieb

Der Kirchendieb

Titel: Der Kirchendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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nur die Holzhammermethode.
    Sie packte Andreas’ Schultern und schüttelte ihn so lange, bis er die Augen aufschlug. Blitzschnell legte Johanna ihre Hand
     auf seinen Mund, mit der anderen gab sie ihm ein Zeichen, leise zu sein.
    Erst als Andreas nickte, zog Johanna ihre Hand weg.
    »Was ist?«, fragte Andreas verschlafen.
    »Ich muss mit dir reden«, erklärte Johanna ernst und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus, die Sache mit dem Dietrich,
     ihr nächtlicher Ausflug in die Kirche, die Kerze, die sie zum Lernen brauchte.
    Andreas sah sie tadelnd an. »Die Kerze hättest du doch auch von mir haben können.«
    »Ja, ich weiß. Aber ich war viel zu stolz, dich darum zu bitten«. Johanna blickte verlegen auf ihre nackten Zehen.
    »Stolz und Starrsinn, eine verheerende Kombination«, meinte Andreas und grinste dabei verschmitzt. »Na, wenigstens haben wir
     so ein echtes Abenteuer erlebt, oder etwa nicht? Wir haben sogar den Kirchendiebauf frischer Tat ertappt. Schade, dass wir nicht wissen, wer er ist«.
    »Wissen wir schon«, widersprach Johanna. »Ich habe ihm mitten ins Gesicht gesehen. Es ist   …«
    Doch weiter kam sie nicht, denn erst jetzt nahm sie das Zimmer richtig wahr. Bisher kannte sie nur das Erdgeschoss. Bis in
     den ersten Stock war sie noch nicht vorgedrungen. Mit offenem Mund saß Johanna auf der Bettkante und sah sich um.
    »Bei allen Heiligen, ist das schön hier!«, rief Johanna. Der Mond stand voll und hell am nächtlichen Himmel, direkt vor Andreas’
     Fenster. Als wäre er einzig und allein da, um dieses herrliche Zimmer auszuleuchten. Das Glanzstück des Zimmers war das Bett,
     ein riesiges Himmelbett mit roten Samtvorhängen zum Schließen und einem vermutlich blauen Baldachin voller gelber Sterne.
     Johanna konnte alles deutlich erkennen. An den Wänden waren allerlei Tiere und Blumenranken gemalt, auch ein paar Einhörner
     waren zu sehen. An der Rückseite des Bettes hing ein großer Bildteppich. Der Boden war mit frischem duftendem Heu und getrockneten
     Blüten ausgelegt. Vor dem Bett stand eine mit Schnitzereien verzierte Truhe, in der vermutlich Andreas’ Kleider aufbewahrt
     wurden. Auf einem Bord an der Wandwaren bunt bemalte Ritter und Pferde aus Holz und Keramik ordentlich aufgereiht worden.
    Auf dem Bett selbst türmten sich flauschig weiche Kissen. Sie waren nicht wie Johannas mit Stroh gefüllt, sondern mit Federn,
     echten Daunenfedern. Johanna griff danach und drückte ihre Nase hinein. Sie seufzte tief.
    »Ich wusste gar nicht, dass etwas so herrlich weich sein kann. Und der Stoff muss von Engeln gewebt sein.«
    »Wer, Johanna? Wer ist nun der Dieb?« Andreas hatte für die Schönheit seines Zimmers wenig übrig. Ungeduldig schnipste er
     vor Johannas Nase herum.
    »Wer ist was? Ach ja! Heute Vormittag, als ich euch durchs Fenster vom Schulhaus zugesehen habe   …«
    »Meine Hand ist immer noch ganz rot«, fiel ihr Andreas ins Wort. »Sieh mal!« Er streckte ihr eine mit roten Striemen durchzogene
     Handfläche entgegen. »Sei froh, dass der Zenker dich nicht erwischt hat. Mann, ist der gerannt! Nur weil du uns beim Unterricht
     zugeguckt hast«.
    »Das war nicht der Grund«, meinte Johanna und begann zu erzählen.
    Ihr Freund lauschte mit offenem Mund.
    »Wahnsinn! Mein Schulmeister ist ein gemeiner Dieb!Ich kann es gar nicht glauben«. Andreas starrte Johanna ungläubig an. Mit dieser Enthüllung hatte er nicht gerechnet. »Bist
     du dir wirklich sicher?«
    Johanna nickte ernst. »Glaub mir’s oder nicht.«
    Plötzlich grinste Andreas dümmlich. »Weißt du, was das bedeutet? Wir sind den Zenker bald los«.
    »Genau. Gleich morgen gehe ich nämlich zum Rat der Stadt und sage:
Der Schulmeister Zenker ist der Kirchendieb. Gebt mir die Belohnung!
Und dann kann ich endlich wieder nach Hause«. Bei dem Gedanken leuchteten Johannas Augen. »Du kannst dir nicht vorstellen,
     wie sehr ich meine Mutter und Brüder vermisse. Das Geld würde uns mindestens ein Jahr lang reichen, um über die Runden zu
     kommen. Vielleicht könnten wir uns sogar eine Kammer mit Fenster und Herdstelle leisten. Und Gero muss keine schweren Handlangerarbeiten
     mehr auf der Dombaustelle verrichten. Vielleicht kann ich ihm sogar einen Schulbesuch bezahlen«. Johanna schmiedete immer
     herrlichere Pläne, doch Andreas’ Miene wurde von Mal zu Mal ernster.
    »Wenn es mir schon schwerfällt, dir zu glauben, was denkst du, wie die Ratsherren auf deine Anschuldigung reagieren?«
    Johanna machte ein

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