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Der Kirchendieb

Der Kirchendieb

Titel: Der Kirchendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Frieser
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»Wie macht sich mein Sohn nun in lateinischer Grammatik?«, wäre Johanna vor Schreck beinahe die
     Kanne aus der Hand gefallen. War der geheimnisvolle Gast etwa der Schulmeister? Johanna konnte sein Gesicht nicht sehen. Er
     saß mit dem Rücken zur Tür. Nervös warf sie einen Blick hinaus aus dem Fenster, hinunter zur Straße. Wenn jetzt noch einer
     aus ihrer Bande vor dem Haus herumlungerte, war es tatsächlich der Lehrer. Schließlich wurde er rund um die Uhr beschattet.
     Johanna stellte sich auf Zehenspitzen, um auf die Gasse hinabblicken zu können. Zu ihrem Entsetzen stand dort Claeß, der den
     Hauseingang nicht aus dem Auge ließ. Aber dann fiel ihr wieder ein, dass
Zecke
heute für die Beobachtung eingeteilt war. Vielleicht stand Claeß aus einem anderen Grund vor ihrem Haus herum. Doch was wollte
     Claeß dann hier? Johanna sprechen? Oder hatte er aus irgendeinem Grund mit
Zecke
getauscht? JohannasBlick ging wieder hinüber zu Stolzenbergs Besuch.
    Bitte, lass es nicht der Schulmeister sein, betete Johanna im Stillen. Wenn der sie hier sehen und wiedererkennen würde, wäre
     sie in großer Gefahr.
    »Wo bleibst du denn, Mädchen?«, rief Stolzenberg. »Wir würden gerne etwas trinken. Die feinen venezianischen Gläser habe ich
     schon selbst aus dem Regal genommen. Sie sind einfach zu wertvoll«.
    Johanna stand aber immer noch wie angewurzelt da und starrte auf den Rücken des Besuchers.
    »Was ist? Komm schon her und schenke uns ein!« Andreas’ Vater wandte sich wieder dem Besuch zu. »Verzeiht dem Kind. Sie ist
     neu in unserem Haus und hat bisher nur in der Küche geholfen. Der Wein wird Euch dennoch munden. Ich habe ihn von meiner letzten
     Handelsreise aus Frankreich mitgebracht. Ein wirklich edles Tröpfchen«.
    Johanna trat langsam näher, überlegte, ob Sie dem Gast einschenken könnte, ohne von ihm gesehen zu werden.
    Aber vermutlich wird er mich gar nicht beachten, hoffte Johanna. Schließlich bin ich nur eine Küchenhilfe.
    Entschlossen trat sie an den Besucher heran. Diesergriff nach seinem Glas und hielt es dem Mädchen erwartungsfroh entgegen. Schließlich bekam ein einfacher Schulmeister selten
     einen so teuren Wein zu trinken. Gierig starrte er erst auf die Weinkanne, dann auf Johanna. Ihre Blicke trafen sich. Deutlich
     war beiden das Wiedererkennen anzusehen. Zenker zog vor Schreck sein Glas weg und Johanna schüttete den wertvollen Wein auf
     dessen Gewand.
    Stolzenberg sprang entsetzt auf und verpasste Johanna eine Ohrfeige. »Was bist du nur für ein ungeschickter Tölpel, Mädchen!«,
     schimpfte er. Dann zog er ein feines weißes Spitzentuch aus seinem Ärmel und versuchte, den Schulmeister trocken zu reiben.
     Dieser starrte immer noch wutverzerrt auf Johanna, die sich die linke Wange hielt.
    »Es tut mir entsetzlich leid«, entschuldigte sich Stolzenberg wieder und wieder.
    »Selbstverständlich wird das Mädchen mit Euch gehen und Euer Gewand unserer Wäscherin zur Reinigung bringen. Die Unkosten
     trage natürlich ich«, stammelte Andreas’ Vater, dem die Situation peinlich war. »Unser Gespräch werden wir bei anfälliger
     Gelegenheit nachholen«.
    Der Schulmeister machte Anstalten zu gehen, drehte sich aber nach Johanna um und wartete.
    »Nun geh schon, du Unglückskind!«, forderte Stolzenberg sie auf. »Auf was wartest du?«
    »Aber   …«, begann Johanna, wurde jedoch sofort von ihrem Herrn unterbrochen.
    »Ich will keine Ausflüchte hören, hast du mich verstanden?«
    Johanna wollte noch einmal protestieren, merkte aber schnell, dass es keinen Sinn hatte. Was sollte sie auch Stolzenberg sagen?
     Dass der Schulmeister ein Dieb ist? Nicht einmal sie selbst würde sich das unter diesen Umständen glauben. Und ihrem Herren
     nicht zu gehorchen konnte sogar mit dem Pranger bestraft werden und dort war sie dem Schulmeister erst recht hilflos ausgeliefert.
     Daher nickte sie nur und schlich hinter dem Geschädigten her.
    Vielleicht ist Claeß noch vor der Tür, dachte sie. Vielleicht kann ich ihm ein Zeichen geben.
    Doch unten auf der Straße war von ihrem Freund nichts zu sehen. Johannas Mut schwand dahin. Was würde der Schulmeister mit
     ihr machen? Sollte sie einfach wegrennen? Kaum hatte sie diesen Gedanken zu Ende gebracht, packte Zenker sie grob am Arm und
     zog sie hinter sich her. Panisch versuchte sich Johanna zu befreien, doch sein Griff war fest wie ein Schraubstock. Sie hatte
     keine Chance.

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    In der Falle

    Unterwegs drehte sich Johanna immer

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