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Der Kirschbluetenmord

Der Kirschbluetenmord

Titel: Der Kirschbluetenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Zimmers.
    »Fessle ihn!« befahl Fürstin Niu. Sie kniete auf einem Kissen aus Seide; weitere Kissen stützten ihren Rücken und die Arme. Trotz der Hitze, die aus den Kohlebecken stieg, welche in den Fußboden eingelassen waren, hatte die Fürstin sich eine Decke um die Schultern gelegt.
    Sano ließ sich den Schmerz nicht anmerken, als Eii -chan ihm Hände und Füße fesselte und die Stricke so fest zog, daß sie sich tief in die Haut des Gefangenen gruben. Fast augenblicklich wurden Sano die Hände und Füße taub. Er unterdrückte einen protestierenden Schrei, als Eii -chan ihm sein langes Samurai-Schwert fortnahm – das Sinnbild seines Standes und seiner Ehre – und es wie ein Stück Abfall zu Boden warf. Die ganze Zeit hielt Sano den Blick auf Fürstin Niu gerichtet. Er sah, daß ihr Gesicht nicht vor Schminke weiß war, wie er zu Anfang geglaubt hatte, sondern einer kränklichen Blässe wegen. Neben ihr stand eine Schale, in der sich eine dampfende Flüssigkeit befand, die den gleichen, strengen Geruch wie das Kräutergebräu verströmte, das Sanos Vater bei Kopfschmerzen einnahm.
    Was für ein Pech, daß Fürstin Niu ausgerechnet an diesem Abend krank auf ihrem Zimmer gewesen war, statt draußen an den setsubun -Feiern teilzunehmen! Sanos Sinne waren vor Angst geschärft, als er nun die Fürstin betrachtete und nach Hinweisen suchte, die ihm verrieten, auf welche Weise er sie vielleicht davon überzeugen konnte, ihn unverletzt gehen zu lassen.
    Doch ihr Gesicht verriet keine Regung. Sano sah nur die unbeteiligte, kühle Selbstbeherrschung, die Fürstin Niu bereits bei ihrer ersten Begegnung gezeigt hatte. Sano überlegte fieberhaft, was er der Fürstin sagen konnte; doch auf Anhieb fielen ihm nur Worte ein, die zu flehentlich klangen und die Fürstin allenfalls dazu bewegen würden, ihren Gefangenen noch tiefer zu demütigen. Sano versuchte, sich Mut zu machen, indem er sich sagte, daß Fürstin Niu ihn gar nicht erst ins Haus hätte bringen lassen, hätte sie seinen sofortigen Tod gewünscht. Wollte sie ihm irgendeinen Handel vorschlagen? Oder wollte sie ihn foltern lassen und sich an seinen Qualen weiden?
    Die Fürstin hob das Kinn. » Eii -chan« , sagte sie.
    Der Diener zerrte ein letztes Mal an Sanos Fesseln; dann trat er zurück. Er durchquerte das Zimmer und blieb an einer Seite abwartend stehen, von Sano und der Fürstin gleich weit entfernt. Der riesige Mann warf Sano einen kurzen, aber vielsagenden Blick zu, der ihm androhte: Wenn du auch nur den Versuch machst, zu fliehen oder meiner Herrin ein Leid zuzufügen, wirst du bitter dafür bezahlen.
    Dann nahm Eii -chans Gesicht wieder die übliche Härte und steinerne Ausdruckslosigkeit an, so, als würde es ihm nicht das geringste ausmachen, daß er soeben beinahe einen Mann getötet hätte – oder es vielleicht noch tun mußte. Er hob eine Hand in Brusthöhe, ergriff einen kleinen Beutel, den er an einer Schnur um den Hals trug, und hielt ihn sich kurz an die Nase. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust und blickte starr nach vorn. Bewegungslos stand er da, doch voller innerer Anspannung und jeden Augenblick bereit, blitzschnell in Aktion zu treten.
    »Ihr interessiert mich, Sano -san «, sagte Fürstin Niu so ausdruckslos-höflich, als würde es sich um ein ganz normales Gespräch handeln. Sie nahm einen Schluck von dem Gebräu; dann fuhr sie fort: »Bevor Eii -chan sich Eurer entledigt, möchte ich gern wissen, warum Ihr so beharrlich einen Weg verfolgt habt, der Euch bereits Eure Stellung gekostet hat und der Euch nun auch noch das Leben kosten wird. Warum habt Ihr Eure Probleme noch verschlimmert, indem Ihr wie ein gemeiner Dieb in mein Haus eingebrochen seid? Schließlich seid Ihr kein Dummkopf, wie ich inzwischen weiß. Bitte, erklärt es mir.«
    Wenngleich die Zeit, die ihm noch blieb, von seiner Antwort abhängen konnte, sträubte sich alles in Sano dagegen, der Fürstin sein Inneres preiszugeben. Er wollte gar nicht erst versuchen, Fürstin Niu von seinem unstillbaren Verlangen zu erzählen, die Wahrheit aufzudecken; er konnte sich selbst kaum erklären, weshalb dieses Feuer in ihm loderte. Statt dessen flammte Zorn in ihm auf, als ihm klar wurde, daß diese Frau nur mit ihm spielte. Doch Sano blieb keine andere Wahl, als ihr Spiel mitzuspielen und darauf zu hoffen, daß sich ihm vielleicht die Chance bot, die Fürstin in die Defensive zu drängen und sie zum Einlenken zu zwingen.
    »Ich bin heute nacht hierher gekommen, um den Beweis

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