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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Unannehmlichkeiten, um es milde auszudrücken. Sofort heißt: Mach dich bereit, nachher als Kriechtier aus der Kapitänskabine zu schleichen.
    Auch Beatrice sah Victor, den Obersteward, betroffen an, als dieser das Telefon hinlegte und respektlos sagte: »Du sollst sofort beim Alten erscheinen. So wie du bist. Sei froh, daß du nicht gerade duschst … Los, schwirr ab!«
    »Was will er denn von mir?« fragte Beatrice und blieb stehen. Victor hob die Schultern.
    »Was weiß ich? Vielleicht hat er endlich entdeckt, daß du eine Frau bist.«
    »Idiot!«
    »Hau ab. Laß den Alten nicht warten. Der ist wie Milch: Von Minute zu Minute wird er saurer.« Victor lachte, wenn auch etwas gepreßt. Er hatte noch Losses Stimme im Ohr, und die hatte wie verzweifelt geklungen. »Überleg, ehe du den Löwenkäfig betrittst: Was hast du verbrochen, was kann man abbeichten?«
    »Ich bin mir keiner Schuld bewußt.« Beatrice blickte in das spiegelnde Glas der Tür und fuhr mit beiden Händen durch ihre Haare. Sie klebten etwas … Seewasser … Salzkristalle … man mußte sie auflockern. »Gut so?«
    »Sehr gut, Bea!« Victor grinste breit. »Solltest du nicht noch zwei Knöpfe deiner Bluse öffnen?«
    »Anfänger! Wenn du keine anderen Mittel kennst …«
    Lachend ging sie hinaus in die Halle, aber im Lift überfiel sie eine würgende Beklemmung. Sie überdachte noch einmal den vergangenen Tag und den heutigen Tag, aber sie konnte wirklich nichts entdecken, was zu einem Befehl des Kapitäns Anlaß geben mochte, sich sofort bei ihm zu melden.
    Machen wir auf ganz unschuldig, dachte sie und straffte sich, als die Lifttür aufglitt. Auf der linken Seite der kleinen Diele lag die unbezeichnete Tür, die zum Gang der Offizierskabine führte. Am Ende des Flurs, nach einem kleinen Knick, direkt hinter der Kommandobrücke, waren die Kapitänsräume.
    Hellersen blickte Beatrice forschend an, als sie nach kurzem Anklopfen eintrat. Oje, dachte sie sofort. Er trägt in seiner Wohnung seine Mütze. Das alles ist also streng dienstlich.
    »Zur Stelle, Herr Kapitän!« sagte sie etwas burschikos und nahm sogar Haltung wie ein Soldat an. »Sie sehen mich an, als habe ich einen Passagier verführt.«
    »Das wäre kein Grund, Sie kommen zu lassen, Beatrice.«
    Ist das nun eine Frechheit oder nicht, dachte Beatrice. Was meint er damit? Verdammt, in dieser Richtung kann er mir nichts vorwerfen. Gar nichts!
    »Hat sich ein Passagier über mich beschwert, Herr Kapitän?«
    »Noch nicht!« Hellersens Stimme verhieß nichts Gutes. »Aber es kann sein, daß in Kürze das ganze Schiff verrückt spielt! Haben Sie den Blödsinn mit dem Klabautermann verbreitet?«
    »Nicht gerade verbreitet, Herr Kapitän – aber gesprochen habe ich davon, und …«
    »Beatrice! Ja, sind Sie denn von Sinnen?« Hellersen hob noch mehr die Stimme. »Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht? Haben Sie sich überhaupt was dabei gedacht?«
    »Ja, Herr Kapitän.«
    »Jetzt wird es interessant. Was?«
    »Es war ein Witz.« Beatrice behielt ihre militärische Haltung bei, obwohl ihr das Herz bis zum Hals schlug. »Vielleicht ein dummer Witz …«
    »Ein Witz? Aha! Nur ein Witz? Und – welche Einsicht! – vielleicht auch noch ein dummer Witz?« Hellersen tat empört, er mußte empört sein, wenn er auch im Inneren Beatrices Erstaunen teilte: Wie können so lebenserfahrene Menschen solch einen Unsinn glauben und für ernst nehmen? »Ihr verdammter Witz versetzt das ganze Schiff in Aufregung! Gestern nacht hat ein Passagier den Klabautermann sogar gesehen. Als Turner am Signalmast.«
    Beatrice sah Hellersen mit ehrlicher Betroffenheit an. Daß es so etwas gibt, dachte sie. Es sind doch sechshundert Erwachsene an Bord, keine sechshundert kleine Kinder.
    »Ich habe nicht geahnt, Herr Kapitän«, sagte sie stockend, »daß ein Witz solche Folgen haben kann. Ich … ich dachte genau an das Gegenteil: Ein Witz beruhigt. Wo man lacht, gibt es keine Probleme. Aber man lernt nie aus bei den Passagieren.«
    »Nicht nur bei den Passagieren, Beatrice. Auch Losse und Hartmann werden nachdenklich, und der Chief wackelt ebenfalls schon.«
    »Das … das ist doch nicht möglich …«
    »Aber doch! Das Neueste: Dem Chief hat jemand seine Mütze aus der Kabine gestohlen.«
    »Die Mütze?« Beatrice sah den Kapitän erschrocken an. »Der Klabau…«
    »Beatrice!« Hellersen lächelte nun doch und hob drohend den Finger.
    »Ich sprech es ja nicht aus, Herr Kapitän.« Sie lächelte verzerrt

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