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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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zurück.
    »Es wird jetzt Ihre Aufgabe sein, die Passagiere zu beruhigen!« sagte Hellersen, wieder dienstlich. »Vielleicht mit 'nem neuen Witz.«
    »Ich will's versuchen, Herr Kapitän.« Die innere Verkrampfung löste sich, die stramme Haltung fiel von ihr ab. Unbewußt fuhr sie sich mit den Händen wieder durch die Haare. »Aber was ist, wenn weitere unerklärbare Dinge an Bord passieren? Was soll ich dann den Passagieren sagen? Da helfen keine Witze mehr.«
    »Da fragen Sie mich zu Schweres, Beatrice.« Hellersen zuckte mit den Schultern. »Sagen Sie auf gar keinen Fall, was ich denke.«
    »Und … und darf ich wissen, Herr Kapitän, was Sie denken?«
    »Daß nicht der Klabautermann an Bord herumspukt, sondern ein Verrückter.«
    »Das wäre schrecklich …«
    »Eben.« Hellersen blickte Beatrice mit zur Seite geneigtem Kopf an. »Wenn wir es so sehen, ist Ihr Klabautermann noch nicht einmal das Schlechteste. Ein Irrer an Bord würde mehr Panik verbreiten. Das geht mir jetzt auf. Da wir für das, was geschehen ist, keine Erklärung haben, scheint mir der Witz vom Klabautermann eine gute Tarnung, hinter der wir die Wahrheit verstecken können – egal, was noch passiert. So lange, bis wir den Verrückten entdeckt haben. Tatsächlich, Sie haben recht, Beatrice. Das gefährlich Ernste durch Humor entschärfen. Ich werde mir das einmal in Ruhe überlegen. Sie können gehen, Beatrice.«
    »Danke, Herr Kapitän.«
    »Wofür Danke?«
    »Daß Sie mich nicht in Grund und Boden gedonnert haben.«
    Sie nickte kurz, machte wie ein Soldat kehrt und verließ die Kapitänswohnung. Hellersen sah ihr nach und nahm dann seine Mütze ab. Nun war man wieder privat und kein Dienstherr.
    »In Grund und Boden gedonnert –«, sagte Hellersen laut in den Raum hinein. »Ja, Leute, bin ich denn ein Unmensch? Wie seht ihr mich denn?«
    Er ging zum Wandschrank, holte eine Whiskyflasche, goß sich ein Glas halbvoll und trank es pur aus. Dann setzte er seine Mütze wieder auf und ging durch die nur durch eine schmale Schleuse abgetrennte Verbindungstür auf die Kommandobrücke.
    Der Leitende Erste, Jens Hartmann, stand an der Seekarte und trug den Kurs ein, den er gerade durch Satellitenpeilung kontrolliert hatte. Das Schiff zog fast lautlos und nur leicht schwankend durch die dunkelblaue Java-See.
    »Was Neues?« fragte Hellersen und kam sich wie geborgen vor. Die Brücke war seine zweite Heimat; die erste Heimat lag jetzt weit zurück im zur Zeit nebeligen Deutschland.
    »Nichts Neues, Herr Kapitän.«
    »Endlich mal eine gute Nachricht.« Hellersen trat an den Rudergänger heran und blickte durch die riesige Scheibe auf Vorschiff und Meer.
    Welch ein Tag! Ein Sonnenwetter, wie es kein Reisekatalog wiedergeben konnte. Ein flimmerndes Verschmelzen von Meer und Himmel am Horizont. Ein Schwarm Kormorane umschwirrt das Schiff – ein Zeichen, daß sie zwischen weit im Dunst liegenden Inseln hindurchfuhren. Nur das Radarbild zeigte sie an. Es war ein Bild, welches das Herz weitete und die Seele glücklich machte.
    Hellersen nickte dem Rudergänger zu, schob die Tür zur Nock auf und trat ins Freie. Hitze schlug ihm entgegen, doppelt spürbar, wenn man aus einem klimatisierten Raum kommt.
    Mit einem langen Schritt ging Hellersen zum Schanzkleid der Nock, warf plötzlich die Arme hoch, verlor den Boden unter den Füßen, etwas ließ ihn einfach weggleiten, als rutsche er auf Seife, die Mütze flog vom Kopf, und ehe Hartmann herbeispringen und ihn auffangen konnte, lag Hellersen auf dem Rücken.
    Neben ihm, von seinem Tritt breit zerquetscht, lag eine Bananenschale.
    Ein Seemann, der auf dem Boden liegt, ist eigentlich etwas Absurdes. Vor allem von einem Kapitän erwartet man, daß ihn der stärkste Hurrikan nicht umwirft. Das Ausrutschen auf einer läppischen Bananenschale ist da schon geradezu beschämend.
    Hellersen war sofort wieder auf den Beinen mit einem turnerischen Hochschnellen, das man ihm mit seinen fünfzig Jahren kaum noch zugetraut hätte. So kam auch der Leitende Erste zu spät und konnte nur noch fragen:
    »Kann ich Ihnen helfen, Herr Kapitän? Haben Sie sich wehgetan …?«
    Diese mitleidvolle Frage war der berühmte Tropfen, der das Faß überlaufen läßt. Hellersen bekam einen hochroten Kopf, bückte sich und riß die zerquetschte Bananenschale von den Planken.
    »Wer frißt hier auf der Brücke Bananen?« brüllte er und schwenkte die matschige Schale durch die Luft. »Wer wirft hier mit den Schalen rum? Hartmann, fragen Sie

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