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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schaltete dann die Punktbeleuchtung des Mikroskopes ein. »Was ich hier mache, ist Blödsinn«, meinte er mißmutig. »Im Mikroskop sehe ich jede einzelne Papierfaser und kann euch sagen, ob das Papier aus Holz oder Lumpen gemacht worden ist. Viel besser wäre es, den Abdruck im Fotolabor fotografieren und dann zehnfach vergrößern zu lassen.«
    »Da hat er wieder recht«, sagte Hartmann verhalten.
    »Aber ich bin ja gar nicht so.« Dr. Schmitz legte einen Zahnabdruck auf den Objekttisch des Mikroskopes. »Ich tue ja, was ihr wollt.«
    Er drehte am Okular, blickte hindurch und stellte den Ausschnitt scharf. Er nahm die zwanzigfache Vergrößerung, betrachtete das Bild eine Weile und schob dann die Unterlippe vor. Im Zimmer war es völlig still … Hellersen, Hartmann, Losse und Dornburg hielten fast den Atem an.
    »Aha!« sagte Dr. Schmitz endlich.
    Hellersen beugte sich weit vor. Die Spannung war zum Platzen dick.
    »Was sehen Sie, Doktor?«
    »Nichts …«
    »Wieso dann ›Aha‹?«
    »Aha bedeutet: Das hätte ich mir vorher denken können. Immerhin ist eins festzustellen: Der unbekannte Beißer hat ein kräftiges Gebiß mit einem leichten Unterbiß.«
    »Bravo!« Hellersen sprang auf. »Das ist doch schon was. Also ein Mann?«
    »Ich würde sagen: Ja. Wenn eine Frau so ein Gebiß hat, muß sie ein Nachkomme von Eleanore Roosevelt sein …« Dr. Schmitz blickte vom Mikroskop hoch. »Eine solche Dame wäre auf dem Schiff nicht zu übersehen.«
    »Also ein Mann! Das hätten wir.«
    »Das hatten wir schon immer!« sagte Dr. Schmitz spöttisch. »Wir kleben fest, meine Herren. Oder haben Sie geglaubt, eine Frau wirft Hartmann eine so schwere Taurolle auf den Kopf?«
    »Verrückte können ungeahnte Kräfte entwickeln, das wissen Sie als Arzt ganz genau, Doktor.«
    »Trotzdem würde eine Frau nie einen Büstenhalter als Flagge hissen.« Dr. Schmitz legte das zerrissene Manuskript wieder auf den OP-Tisch zurück, schaltete die Punktbeleuchtung aus und verhüllte das Mikroskop wieder mit der staubdichten Plastikhülle. »Ich schlage vor, im Fotolabor den Gebißabdruck zu vergrößern, einen Zahnarzt zu Rate zu ziehen und seine Meinung anzuhören. Dann wissen wir mehr, nämlich, daß der Unbekannte noch alle Zähne hat. Genügt Ihnen das?«
    Für Zynismus war Hellersen noch nie empfänglich gewesen, und jetzt schon gar nicht. Stumm nahm er die Papiere vom OP-Tisch, steckte sie wieder in die Tasche seiner Uniform und wandte sich zur Tür.
    »Gehen wir, meine Herren!« sagte er mit abgehackter Stimme. »Wenn wir dem Schiffsarzt keinen Tropentripper bieten können, ist er hilflos. Wir bedanken uns, Doktor.«
    Er verließ das Hospital, und die anderen Offiziere folgten ihm mit betretenem Schweigen. Dr. Schmitz sah ihnen nach und schüttelte den Kopf. Dann ging er zu seinem Schreibtisch, schlug das tägliche Berichtsbuch auf und schrieb hinein:
    »Mikroskopische Untersuchung eines Bißabdruckes auf einem Stück Papier. Diagnose: Ein großes, starkes Gebiß. Frage: Welch ein Gebiß besitzt der Klabautermann?«
    Verrückt, dachte er, als er die Eintragung noch einmal durchlas. Total verrückt! Er strich den letzten Satz dick durch und setzte hinzu: »Der Verdacht, daß es sich um einen Paranoiker handelt, erhärtet sich immer mehr.«
    Er klappte das Berichtsbuch zu, lehnte sich weit zurück und sagte zu Schwester Emmi, die den Kopf zur Tür hereinsteckte: »Emmi, meine liebe Pillenmaus … bring mir schnell ein riesiges Bier und einen vierfachen Doppelkorn.«
    Es war, als gäbe es einen neuen Bazillus mit Namen Kriminalistik. Noch unbemerkt von den Passagieren breitete er sich unter der Mannschaft aus. Vor allem Victor und Beatrice waren angesteckt.
    Von dem mit den Zähnen zerrissenen Manuskript des TV-Sprechers Hallau wußten sie nichts, aber der BH beschäftigte sie ungemein. Hier gab es nämlich einen wichtigen Hinweis: Beatrice hatte in ihm ein Monogramm entdeckt. Gestickt auf dem Mittelsteg. Mit rosa Seidenfaden.
    W.M.
    Wer war W.M.?
    »Das haben wir in zehn Minuten!« sagte Victor siegesgewiß. »Da sehen wir uns nur die Passagierliste an. Alle Ms nehmen wir dann unter die Lupe.«
    Es gab auf dem Schiff bei dieser Fahrt genau siebzehn Namen, die mit M anfingen. Von Mabner bis Myllermann. Davon schieden zwei aus, sie waren männliche Singles. Also blieben noch fünfzehn: zwölf Ehepaare und drei weibliche Alleinreisende.
    Victor rief sofort bei Kapitän Hellersen an und berichtete von Beatrices Entdeckung.
    »Bei fünfzehn

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