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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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wiederkehrende Empörung ließ sein Gesicht röter werden. »Sehen Sie sich das an! Meine Nachrichtenzusammenstellungen … zerfetzt. Ich muß alles noch mal neu schreiben.«
    »Ja, wie ist das denn möglich?« fragte Hellersen betroffen. »Hier im Senderaum?«
    »Nein, in meiner Kabine. Ich habe das Manuskript fertig, lege es auf den Tisch, gehe noch schnell mal schwimmen, und wie ich zurückkomme, finde ich die Fetzen vor. Und hier, schauen Sie mal genau hin, Herr Kapitän: Es sieht aus, als habe man es mit den Zähnen zerrissen. Hier … da ist noch im Papier ein deutlicher Zahnabdruck … Verstehen Sie das? Ich nicht!«
    Nun haben wir es, dachte Hellersen erschrocken. Wenn wir noch einen Beweis brauchten, da ist er. Einwandfrei. Wir haben einen Irren an Bord! Dr. Schmitz hatte recht.
    »Können Sie mir das Manuskript überlassen, Herr Hallau?« Hellersens Stimme klang etwas rauh. »Haben Sie den Text schon abgeschrieben?«
    »Ich bin gerade fertig geworden.« Hallau reichte Hellersen das zerfetzte Manuskript. »Da, auf Blatt drei … deutliche Gebißabdrücke … Sehen Sie?«
    Hellersen nickte. Ohne Zweifel, das sah wirklich aus wie Zahnabdrücke. Der Unbekannte hatte das Manuskript mit den Zähnen zerfetzt. So etwas kann nur ein Verrückter tun.
    »Ich gestehe, Herr Hallau, ich bin sprachlos«, sagte Hellersen langsam. »Das übersteigt mein Verständnis. Wenn das wirklich Zahnspuren sind …«
    »Sie sind es, Herr Kapitän!«
    »… ich werde die Blätter unserem Schiffsarzt zeigen. Haben Sie irgendeine Idee, was da vorgefallen sein könnte?«
    »Nein. Ein Manuskript zusammenbeißen, das ist mehr als absurd. Da habe ich keine Erklärungen mehr. Das geht schon ins Perverse.«
    »So kann man's auch nennen.« Hellersen steckte die zerfetzten Papiere vorsichtig in die Tasche seines Uniformrocks. »Wir werden das eingehend untersuchen. Nur eine Bitte hätte ich noch: Bitte kein Wort zu den anderen. Wer weiß schon von diesem Vorfall?«
    »Nur Herr Losse. Ich habe ihm die Blätter sofort gezeigt.«
    »Wann?«
    »Vor zehn Minuten etwa. Er wollte Sie sofort unterrichten.«
    »Dann ist er jetzt auf der Brücke. Danke, Herr Hallau. Kann ich mich auf Ihre Verschwiegenheit verlassen?«
    »Mein Wort ist wie ein Ehrenwort, Herr Kapitän.«
    »Und ich verspreche Ihnen, daß dieser Spuk an Bord bald aufhört!«
    Tatsächlich erwartete Oberzahlmeister Losse den Kapitän auf der Brücke und stürzte sofort zu ihm. Auch der Leitende Erste, Hartmann, kam aus dem Kartenraum.
    »Herr Kapitän!« rief Losse atemlos. »Da ist eben etwas ganz Verrücktes passiert.«
    »Ich weiß. Ich komme gerade von Herrn Hallau.« Hellersen klopfte gegen seine Tasche. »Ich habe die angefressenen Papiere bei mir. Meine Herren, bitte begleiten Sie mich ins Hospital. Ich bin gespannt wie nie in meinem Leben, was Dr. Schmitz unterm Mikroskop feststellen kann.«
    Ein Mikroskop ist eine Erfindung, ohne die ein Mediziner, Biologe, Techniker, überhaupt jeder Wissenschaftler nicht mehr auskommt. Sie ist aber darüber hinaus auch zu einem wichtigen Fahndungsinstrument der Kriminalistik geworden. So manches Verbrechen wurde unterm Mikroskop bewiesen: durch ein verräterisches Haar, einen Stoffaden, die Auswertung von Bodenproben, Farbsplittern oder Speichelanalysen. Ein Mikroskop ist unbestechlich und frei von menschlichen Fehlern: Was man im Okular in hundertfacher Vergrößerung sieht, kann nicht mehr weggeleugnet werden.
    Wie aber ist es mit einem Zahnabdruck?
    Dr. Schmitz ahnte nichts Gutes, als Kapitän Hellersen, Hartmann und Losse im Hospital erschienen, außerhalb der Sprechstunde und mit ernsten Mienen.
    »Gott zum Gruße!« sagte er sarkastisch. »Ist eine Epidemie ausgebrochen? Ein infektiöser Verfolgungswahn? Womit kann die Medizin dienen? Wer will sich zuerst freimachen und auf den Tisch legen?«
    »Um in unserer Situation soviel Humor zu haben, muß man wirklich Kölner sein!« sagte Hellersen und holte vorsichtig die zerfetzten Blätter aus der Rocktasche. Er legte sie auf den schmalen OP-Tisch und sah Dr. Schmitz fragend an. »Da bringe ich Ihnen etwas ausgesprochen Absurdes.«
    »Ich sehe.« Dr. Schmitz beugte sich über die Papiere. »Ganz klar ein Unfall. Knochenbrüche, Weichteilverletzungen, Blutverlust. Ganz bleich ist der Patient. Legen wir sofort eine Bluttransfusion an und nähen wir die Fleischwunden zusammen …«
    »Wenn Sie erwarten, daß ich jetzt lache, haben Sie sich gründlich geirrt.« Hellersen ging um den OP-Tisch auf die

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