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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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machen.«
    »Einen vernünftigen? Sonst behaltet ihn lieber für euch!«
    »Ich glaube: ja!« Victor holt tief Atem. »Wir möchten Klabautermann spielen.«
    »Was wollt ihr?« fragte Hellersen entgeistert. »Sag das noch mal.«
    »Wir haben uns gedacht: Wenn wir so harmlose Dinger loslassen wie der BH am Flaggenseil, dann hebt das die Stimmung an Bord und überdeckt vielleicht den neuen Vorstoß des Unbekannten. Je ernster es wird, um so mehr sollten wir den lustigen Klabautermann forcieren. Was glauben Sie, was unsere Passagiere später zu Hause erzählen, wie fröhlich es auf dem Schiff war.«
    »Und die Reederei ist sauer wie Essiggurken.« Hellersen kam nun doch ins Sonderbüro und stützte sich auf die Theke. »Was habt ihr da ausgeknobelt, Victor? Das müssen ja wieder haarsträubende Dinger sein.«
    »Harmlose, Herr Kapitän.« Victor atmete innerlich auf. Der Alte war trotz all der vorausgegangenen Pannen ansprechbarer als man erwartet hatte. »So in der Art wie der BH.«
    »Als nächstes ein Höschen, was?« Hellersens Stimme war in Spott eingebettet. »Was gibt es noch, das Männer fröhlich macht?«
    »Wir dachten als erstes an eine Perücke –, eine männliche Perücke – die über den Mast von Tender 2 gestülpt ist. Wir müssen für die Damen auch mal was tun.«
    »Sehr charmant gedacht, Victor.« Hellersen mußte jetzt sogar lächeln. »Und woher nehmen Sie die Perücke?«
    »Im Frisiersalon hat Manuela eine Auswahl im Schrank. Vom Karnevalsball her.« Victor grinste breit. »Man wird damit beschäftigt sein, Perückenträger auf dem Schiff ausfindig zu machen.«
    »Das könnte manchmal peinlich werden.«
    »Aber es lenkt ab, wenn von anderer Seite etwas passieren sollte.«
    »Ihre Überlegungen sind gar nicht so dumm, Victor«, sagte Hellersen nachdenklich.
    »Danke, Herr Kapitän.«
    »Wissen Sie, daß Sie sich fast decken mit einem Vorschlag von Hartmann? Den Unbekannten mit ähnlichen Aktionen, wie er sie veranstaltet, aus der Reserve locken. Ihn unsicher und unvorsichtig machen.«
    »Vom … vom Ersten kam ja auch der Grundvorschlag«, sagte Victor kleinlaut. »Wir haben ihn dann ausgebaut.«
    »Welch ein Komplott um mich herum. Sauber, sauber!«
    »Wir wollten die Idee erst vorschlagsreif machen, Herr Kapitän. Und dann um Erlaubnis fragen. Ihr Ausrutschen auf der Bananenschale hat allgemeinen Beifall gefunden.«
    »Das freut mich aber!« Hellersens Stimme hob sich wieder. »Ich bekomme einen blauen Hintern, und ihr freut euch. Ich werde mich auch so begeistern, wenn der Unbekannte sich Sie mal vornimmt, Victor. Fragen Sie Hartmann, wie sich so eine Taurolle auf dem Kopf anfühlt. Das war übrigens der erste körperliche Angriff des Phantoms; der Kerl wird gefährlicher, das macht mir Sorgen.« Hellersen wandte sich zur Tür, aber bevor er das Sonderbüro verließ, drehte er sich noch einmal um. »Wann unterbreitet ihr mir eure Vorschläge?«
    »Vielleicht schon heute abend, Herr Kapitän.«
    »Und wenn euch einer sieht, wie ihr die Perücke auf den Tender steckt?«
    »Unmöglich. Man hat ja den Unbekannten auch nicht gesehen.«
    »Das ist kein Maßstab. Einen Klabautermann sieht man nie. Verdammt!« Hellersen starrte Victor an und mußte nun doch lachen, als er dessen ratlose Miene sah. »Das ist mir so herausgerutscht. Euer Blödsinn wird langsam ansteckend.«
    Etwas hastig verließ Hellersen das Büro. Er ging hinüber in den Senderaum des Bord-Fernsehens, wo der Nachrichtensprecher – ein bekannter TV-Ansager, der als Ehrengast mitfuhr – aus den aufgenommenen Funkmeldungen der Deutschen Welle sein Programm zusammenstellte. Er blickte hoch, als Hellersen eintrat, und stand von seinem Stuhl auf.
    Peter Hallau war einer der bekanntesten Menschen in Deutschland. Wer jeden Abend zwei- oder dreimal in Millionen Wohnzimmern zu Gast ist und das Neueste aus aller Welt berichtet, gehört zu den Gesichtern, die fest in das Familienleben eingedrungen sind. Man würde in erschrockenes Grübeln versinken, wenn um 20 Uhr nicht auf der Mattscheibe sein Lächeln erschiene. Eine Grippe etwa, die ihn befallen hätte, würde die ganze Nation beschäftigen.
    Hallau schien an dem heutigen Tag etwas zerknittert zu sein. Das hatte mit dem Tanzabend der letzten Nacht nichts zu tun, sondern es hatte tiefere Gründe.
    »Gute Meldungen?« fragte Hellersen beim Eintritt in den Senderaum leutselig. »Darf man schon etwas erfahren, Herr Hallau?«
    »Ja, Herr Kapitän.« Hallau hielt sein Manuskript hoch. Die

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