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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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beide und schüttelten wie auf Kommando die Köpfe, als sich zwei Herren von ihren Barhockern lösten und zu ihnen kommen wollten. Nach zwei Schritten machten sie kehrt und gingen zu den Hockern zurück.
    »Sie gefallen mir, Beatrice«, sagte Wilhelmine Möller.
    »Wirklich?« Beatrice nahm all ihren Mut zusammen. »Dann darf ich Sie auch etwas fragen …?«
    »Was Sie wollen.«
    »Soll ich Ihnen Ihren BH in die Kabine bringen?«
    Nur einen winzigen Augenblick lang zuckten die Augenwinkel, dann hatte Wilhelmine Möller sich wieder in der Gewalt. Eine unwahrscheinliche Frau, dachte Beatrice. So ungeheuer weiblich und doch so stahlhart. Sie bringt niemand aus der Fassung.
    »Welchen BH?« fragte sie. Ihr Erstaunen war täuschend echt.
    »Das neue Fähnchen am Flaggenseil.«
    »Wie können Sie denken, daß es mein BH war?«
    »Auf den Mittelsteg ist ein Monogramm gestickt: W.M.«
    »Aber Beatrice! Ich nehme an, daß noch andere Damen W.M. heißen.«
    »Nur noch eine an Bord. Wera Mederer.«
    »Na also …«
    »Frau Mederer besitzt keine BHs mit Monogramm.«
    »Das wissen Sie?«
    »Ja. Ich habe sie danach gefragt«, erwiderte Beatrice und log genausogut, wie Frau Möller die Erstaunte spielte.
    »Man könnte auch leugnen, Beatrice«, sagte Wilhelmine Möller und nahm wieder einen Schluck von dem Teufelstropfen. »Bei so etwas Intimem leugnen Frauen grundsätzlich. Ich täte es auch.«
    »Sie tun es ja gerade, Frau Möller.«
    »Beatrice … warum sollte ich meinen BH als Flagge hissen?« Sie lachte etwas hart. Innerlich war sie also doch aufgeregt. »Aus solchen Jugendstreichen bin ich längst heraus.«
    »Ich habe nie angenommen, daß Sie den BH gehißt haben. Er ist gefunden worden, und der Unbekannte machte sich daraus einen Spaß. Aber wo ist er gefunden worden?«
    »Und darauf suchen Sie eine Antwort, Beatrice?«
    »Ja.«
    »Bei mir?«
    »Ihnen gehört er …«
    »Das bestreite ich.« Wilhelmine Möller lehnte sich zurück und musterte Beatrice vergnügt. »Aber spielen wir die Sache mal durch, das ist ein guter Zeitvertreib. Was hätten Sie davon, wenn ich sagen würde: Ja, der BH gehört mir. In dieser Nacht war ich noch einmal an Deck. Eine herrliche Luft. Es war drei Uhr morgens, alles in tiefem Schlaf, keiner an Deck. Niemand konnte mich also beobachten. Und das reizte mich. Ich zog mich aus und schwamm nackt ein paar Runden im Pool. Ein prickelndes Gefühl. Aber wie ich aus dem Wasser steige, fehlt bei meinen abgelegten Kleidern der BH. Hat mich doch jemand gesehen? Ich reiße die Kleider an mich und fliehe unter Deck in meine Kabine. Nun, ist das keine schöne Geschichte? Nützt Sie Ihnen etwas, Beatrice?«
    »Wenn es sich tatsächlich so zugetragen hat … ja! Dann hat Sie nämlich wirklich jemand beobachtet und Ihnen, um Sie zu erschrecken, den BH weggenommen. Es ist ihm auch gelungen: Sie liefen in Panik weg.«
    »Und höhnisch hat er hinter mir hergelacht …«
    Durch Beatrice lief es wie ein elektrischer Schlag. »Was hat er?« sagte sie. Vor Erregung schwankte ihre Stimme.
    »Höhnisch gelacht. Ja, richtig höhnisch. Mir lief dabei eine Gänsehaut über den ganzen Körper.«
    »Und … und das haben Sie nicht sofort gemeldet?«
    »Sollte ich naß und nackt um Hilfe rufen? Oder auf die Brücke klettern? Welche Frau tut das? Geht zum wachhabenden Offizier und schreit: Man hat mir gerade meinen BH gestohlen! Wo und wie? Ich habe nackt geschwommen, jemand muß mich dabei beobachtet haben … Nein, ich habe mich so geschämt. Und am nächsten Morgen, als mein BH am Flaggenseil flatterte? Welche Frau hätte sich dann noch gemeldet? Sie etwa, Beatrice?«
    »Nein, ich auch nicht.«
    »Damit wäre das Gedankenspielchen beendet.« Sie nahm wieder einen Schluck der Teufelstropfen und lehnte sich zurück. »So etwas Ähnliches könnte man Ihnen erzählen.«
    »Es ist also Ihr BH?«
    »Das habe ich damit nicht gesagt. Wir haben nur ein Spiel gemacht. Wenn Sie es ernst nehmen, ist das Ihre Sache. Und das dumme Monogramm W.M. das bedeutet doch gar nichts. Das kann das Geschäftszeichen sein; ein Hinweis, wo man das Stück gekauft hat. Beatrice, warum trinken Sie nicht? Man muß es eiskalt trinken, warm wirkt es wirklich höllisch.«
    Um zwei Uhr morgens verließen sie die Nachtbar. Beatrice, die doch noch zwei Glas ›Teufelstropfen‹ getrunken hatte, mußte sich von Frau Möller stützen lassen. Ihre Beine hatten die Schwabbeligkeit von Pudding, alle Geräusche drangen wie durch dicke Watte bis zu ihr. Nur

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