Der Klabautermann
liegt die Erika im Gras und macht sich ihren Popo naß. Kollege hat das mitgeschrieben.«
»Danke, Riccardo. Das war eine aufschlußreiche Information.« Beatrice gab die Tür frei, stieß sie auf und trat hinaus auf den Kabinengang. Riccardo folgte ihr schnell.
»Gehst du jetzt zum Kapitän?« fragte er.
»Nein. Aber ich weiß jetzt, was ich zu tun habe.« Sie blickte auf ihre Armbanduhr. »Wann kommt Herr Möller aus dem Restaurant zurück?«
»So zwischen zehn und elf Uhr abends. Meistens bestellt er sich dann vom Kollegen Nachtdienst noch zwei Flaschen Bier und geht ins Bett.«
»Und Frau Möller bleibt oben?«
»Sie bleibt da, wo was los ist.«
»Riccardo, du weißt gar nicht, wieviel deine Beobachtungen wert sind. Wenn das alles hier vorbei ist, kannst du dir etwas wünschen von mir.«
»Wirklich?«
»Ja.«
»Und wird erfüllt?«
»Wenn möglich … versprochen ist versprochen …«
»Das ist möglich«, Riccardo grinste frech. »Möchte mit dir mal schlafen, Beatrice, mia cara …«
»Genau das ist nicht möglich.« Beatrice lachte und war weit davon entfernt, beleidigt zu sein. Riccardo fuhr seit zehn Jahren auf dem Schiff – wer kannte seine Art nicht! »Such dir einen anderen Wunsch aus.«
Sie ging hinaus auf das Foyer und betrat das Sonderbüro. Der Leitende Erste saß hinter der Theke und blickte ihr trübsinnig entgegen. »Was Neues?« fragte er. »Himmel, ist der Alte sauer.«
»Und was ich Neues habe!« sagte Beatrice fröhlich. Sie schwenkte den BH wie ein Taschentuch beim Abschiednehmen. »Heute nacht noch machen wir einen Schritt vorwärts.«
»Unsere neue Flagge?« Hartmann lächelte mühsam. »Leg sie zu den anderen Fundsachen. Die Situation hat sich verändert.«
»Wieso denn?«
»Per Ehrenwort zum Stillschweigen verpflichtet.« Hartmann schüttelte den Kopf. »Auch wenn du mir deinen Kabinenschlüssel geben würdest – ich dürfte nichts sagen.«
»Daß ihr Männer immer nur an solche Tauschgeschäfte denkt!«
»Das kommt ganz auf Aussehen und Ausstrahlung des Partners an …« Hartmann setzte sich hinter die Theke und nahm Beatrice den BH aus der Hand. »Ich vermute, du hast herausgefunden, wem er gehört.«
»Mit 99%iger Sicherheit.«
»Und was nützt dir das?«
»Wenn ich weiß, wieso und wo der BH abhanden gekommen ist, gibt es vielleicht eine Spur. In unserer Lage muß man für alles dankbar sein.« Beatrice schürzte die Lippen schmollend. »Aber wenn ihr mehr wißt …«
»Ich darf es dir beim besten Willen nicht sagen.«
»Weiß es Victor?«
»Nein.«
»Aha! Nur die hohe Schiffsleitung! Gut denn, suchen wir parallel den Täter.«
»Wenn du dich so tief beleidigt fühlst, sprich doch mit dem Alten …«
»Das werde ich! Vor allem, wenn ich mit meinen Nachforschungen Erfolg haben sollte.«
»Dazu viel Glück.« Hartmann legte den BH auf die Theke. »Wir haben jetzt eine Menge Verdächtigungen und wissen im Grunde genommen genausowenig wie vorher. Wenn wir den Täter nicht auf frischer Tat ertappen, irren wir wie Blinde weiter herum. Das ist meine Meinung. Hier paßt nichts zueinander. Wenn ich nicht genau wüßte, daß es keinen Klabautermann gibt, müßte man sagen: Es sind die typischen Streiche eines Klabautermannes. Und das ist eben total verrückt!«
Beatrice harrte aus, bis das für den heutigen Abend angesetzte Klavierkonzert beendet war. Sie hatte sich einen Platz gesucht, von dem aus sie das Ehepaar Möller gut beobachten konnte. Julius Möller hing gelangweilt in seinem Sessel und war sichtlich froh, als nach der zweiten Zugabe der Schlußbeifall kam. Er erhob sich, sagte etwas zu seiner noch immer attraktiven Frau Wilhelmine (in einem blausilbernen Abendkleid aus Thai-Seide, das vor allem ihren Busen hervorhob), und verließ dann den Festsaal.
Wie Riccardo es berichtet hatte: Möller ging in die Kabine. Er würde sich in seinem geliebten Bett ausstrecken, zwei Flaschen Bier bestellen und das Bordfernsehen einschalten. Heute gab es einen Bond-Film: ›007 jagt Dr. No‹. Das war ihm angenehmer als das Herumhopsen oder Hin-und-her-Schieben auf der kleinen Tanzfläche. Es blieb nun abzuwarten, wer sich den Rest des Abends um die schöne Wilhelmine kümmern würde. Daß sie schon einundsechzig war, vermutete niemand. Aufgrund ihres Aussehens und ihrer Haltung schätze man sie äußerstenfalls auf Ende Vierzig.
Gespannt blieb Beatrice sitzen und wartete auf die weitere Entwicklung der Dinge. Auf der Bühne nahm die Bord-Band Aufstellung. Auch
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