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Der Klabautermann

Der Klabautermann

Titel: Der Klabautermann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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köstlich duftete. Wie die Baronin bevorzugte auch Hallinsky an Deck eine gewisse Abgeschiedenheit, vor allem auf dieser Reise, auf der er drei ehemalige Kunden getroffen hatte, die ihn mit bösen Worten anrempelten. Es war deshalb klug, sich zurückzuhalten und zu überlegen, ob man die nächsten Reisen nicht anders organisieren könnte, etwa mit einer kleinen Gruppe, per Flugzeug; es gab da fabelhafte Touren – aber was kann eine Seereise ersetzen? Ein paar Wochen auf den Weltmeeren sind wie ein Jungbrunnen.
    Hallinsky nahm einen kräftigen Schluck Bier, stellte den halbvollen Krug auf das Tischchen zurück, stemmte sich aus dem Liegestuhl hoch und blinzelte hinüber zum Pool. Abkühlen, dachte er, das tut gut. Innen das kalte Bier, außen das Seewasser, da lebt man auf.
    Betont sportlich – obwohl er nie Sport betrieben hatte – lief er in leichtem Trab zur Dusche, brauste sich ab und plumpste dann in das Schwimmbecken. Man braucht nicht zu erwähnen, daß er übergewichtig war, der Bauch über die Badehose hing und das linke Bein schon Krampfadern zeigte – es gehört nicht hierhin. Aber erwähnen muß man, daß er wie ein Walroß schwamm, prustend und schnaufend, und die anderen schwimmenden Passagiere ihm aus dem Weg strebten, wenn er seine Bahn zog.
    Nach knapp zehn Minuten kletterte Hallinsky wieder an Deck, machte am Beckenrand noch eine attraktive Kniebeuge und lief dann, wieder in leichtem Trab, zu seinem Liegestuhl in der Ecke zurück.
    Nein, nicht, was man jetzt denkt: Der Stuhl war noch da! Aber als Hallinsky blind zu seinem Bierglas griff und es an die Lippen setzte, war das Glas leer.
    Etwas irritiert stellte er den Glaskrug ab, setzte sich auf den Rand des Liegestuhls und winkte Jean herbei. Der Decksteward nickte, bediente noch ein Ehepaar in der zweiten Liegereihe und kam dann zu Hallinsky.
    »Heute ist es heiß, was?« fragte Hallinsky.
    Jean nickte. »Ja … besonders heiß, Herr Hallinsky.«
    »So heiß, daß Bier verdunsten kann?«
    Jetzt hat er seine gute Stunde, dachte Jean fröhlich. Er ist zu Witzen aufgelegt. Lektion Nummer 3: Gehe auf die Launen deiner Passagiere ein. Zufriedene Passagiere haben ein offenes Portemonnaie.
    »Nein, Herr Hallinsky«, antwortete Jean, »es sei denn, es verdunstet in der Kehle. Noch ein Bier …?«
    Hallinsky grinste und nickte. »Da fragen Sie noch?«
    Während er sich mit einem großen Frotteetuch abtrocknete, ließ Jean an der Außenbar ein neues Bier zapfen und kam mit dem Glaskrug zurück. Über Hallinskys Gesicht flog ein Strahlen. Ein frisch gezapftes Bier vom Faß mit einer schönen Blume ist durch nichts zu ersetzen; das kann jeder bestätigen, dazu braucht man kein Dortmunder zu sein.
    »Die schönste Frau verblaßt gegen diesen Anblick!« sagte Hallinsky voll Überzeugung, nahm Jean das Glas ab, prostete ihm zu und nahm einen großen Schluck. »Ah! Jedem Pimpel hat man ein Denkmal gesetzt, aber dem, der das Bier erfunden hat, hat man noch kein Denkmal aufgestellt.«
    »Soviel ich weiß, kannten schon die alten Ägypter das Bier.«
    »So ist es, Jean.« Hallinsky hob wieder sein Glas. »Die Pyramiden hatten sie, Cleopatra und das Bier … die ollen Ägypter, sie leben hoch!«
    Weil aus einigen Liegestühlen Winksignale kamen, verließ Jean den fröhlichen Hallinsky und eilte davon. Und wie bei ihm das Bier verdunstet, dachte er dabei. Den Ausdruck muß man sich merken.
    Bier spült die Nieren frei, heißt es, und so machte sich auch Hallinsky auf den Weg zum WC, warf das Handtuch auf den Liegestuhl und verschwand hinter der Tür. Nach angemessener Zeit kam er wieder heraus, lief in seinem sportlichen Stil zurück zu seinem Platz und bremste plötzlich ab, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. Fassungslos starrte er auf seinen gläsernen Bierkrug.
    Das Glas war leer.
    »Das gibt's doch nicht!« sagte er laut zu sich, dann winkte er Jean zu und brüllte über Deck. »Jean, kommen Sie mal her!«
    Ein paar Köpfe flogen herum, sahen ihn mißbilligend an, aber einen Dortmunder, dem sein Bier verschwindet, kümmern solche stummen Proteste nicht.
    »Was ist hier los, Jean?« sagte Hallinsky wütend, als der Steward vor ihm stand. »Schon wieder leer …«
    Aha, der Witz geht weiter, dachte Jean. Machen wir mit.
    »Diese Sonne, Herr Hallinsky«, sagte er grinsend. »Man glaubt gar nicht, wie durstig sie macht.«
    Aber Hallinskys Humor war abgetötet. »Reden Sie keinen Blödsinn, Mann!« rief er und wurde rot im Gesicht. »Ich habe das Glas nicht

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