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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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mit den Achseln. In Thurleigh waren über zweitausend Soldaten stationiert, davon mehr als dreihundert Offiziere.
    „Wohl eine Ersatzcrew“, meinte Cracker.
    „Mit einem Major?“ Walt kniff die Augen zusammen, um die Unbekannten besser mustern zu können. Ein paar Majors, ein paar Captains.
    Earl Butterfield stützte sich mit den Ellenbogen auf die Bar, während sein Glas wieder gefüllt wurde. „Habt ihr es noch nicht gehört? Vier neue Geschwader kommen nach England. Zwei davon sollen wir trainieren.“
    Walts Blick schoss zu dem Mann am Klavier mit den hüpfenden Beinen und den wippenden Schultern zurück. „Welches Geschwader: das 94.?“
    „Irgendwas in den Neunzigern.“
    Unmöglich. Walt stellte die Cola auf der Bar ab und lief in Richtung Klavier. Mit jedem Schritt sah der Mann mehr nach Jack aus – wellige schwarze Haare wie Jack, breite Schultern wie alle Novaks. Doch Halt – dieser Kerl hatte einen Schnurrbart.
    Plötzlich drehte er sich um und Walt blickte in Jacks blaue Augen und sein breites Grinsen. „Dachte ich es mir doch. Der beste Weg, Walter Novak zu finden, ist einfach ein paar Takte zu spielen.“
    Walt nickte lediglich und grinste zurück. Seinen Bruder hier zu sehen war fast so, als würde er nach Hause kommen – ein vertrautes Gesicht, eine vertraute Stimme.
    Jack stand auf und reichte ihm die Hand.
    Walt griff danach und zog seinen Bruder zu sich heran, um ihn kräftig zu umarmen. „Jack Novak, was zum Kuckuck machst du denn hier? Hast du nicht gehört, dass hier ein Krieg ausgebrochen ist?“
    „Na und ob. Was glaubst du, warum ich hier bin? Hab gehört, ihr könnt ein bisschen Hilfe gebrauchen.“ Er klopfte Walt auf den Rücken und musterte ihn. „Also, du auf jeden Fall. Du siehst ja um zehn Jahre gealtert aus. Was ist mit Moms Hamsterbäckchen passiert?“
    Walt runzelte die Stirn und befühlte sein Gesicht. „Immer noch da.“
    „Nö, du siehst anders aus. Immer noch hässlich, aber irgendwie anders.“
    Walt lachte. „Apropos hässlich: Was soll dieses Bärtchen?“
    Jack strich liebevoll mit den Fingern darüber und wackelte mit den Augenbrauen. „Die Frauen lieben es. Du solltest dir auch eins zulegen.“
    Walt plusterte sich auf. Endlich konnte er auch einmal angeben. „Brauch ich nicht. Bin schon verabredet. Am Samstag.“
    „Nie im Leben.“
    „Doch. Ein Mädel vom Roten Kreuz aus Bedford. Sie kommt zum Tanzabend auf den Stützpunkt.“
    „Du und ein Mädel? Beim Tanzabend? Du lügst.“
    „Ich lüge nicht. Nie wieder. Es ist die reine Wahrheit: ich, ein Mädel und der Tanzabend.“
    „Wow.“ In Jacks Augen trat Bewunderung. Sie hatten das gleiche Grau wie die von Mom. „Ich fasse es nicht: Mein kleiner Bruder hat eine Freundin.“
    Walt verzog das Gesicht. „Sie ist nicht meine Freundin. Ich war ein paarmal mit ihr in der Kirche und zum Mittagessen bei ihrer Familie eingeladen. Am Samstag ist unser erstes richtiges Date.“ Und dabei hatte noch nicht einmal er die Initiative ergriffen. Emilys Andeutungen zum Tanzabend waren so deutlich gewesen, dass es unhöflich gewesen wäre, sie nicht zu fragen.
    „Hey, lass uns irgendwo hinsetzen.“ Jack nahm seine Fliegerjacke vom Klavierhocker. „Das muss ich hören.“
    „Na schön.“ Walt ließ den Blick durch den Raum schweifen. Das Prahlen tat gut, aber eigentlich wollte er nicht über Emily reden, weil er aus ihr einfach nicht schlau wurde. Sie sah ihn so verträumt an wie Art Wayne das mit Dorothy Carlisle machte, aber Walt verstand nicht, wieso. Sie hatten nicht viel gemeinsam. Wieso mochte sie ihn? Weil er amerikanischer Offizier war? Weil ihre beste Freundin mit Cracker zusammen war?
    Ihm war dabei irgendwie mulmig. Und dann war da noch dieses komische Gefühl, Allie zu betrügen. Er hatte so lange vorgegeben, sie sei seine Freundin, dass ihm sein Kopf jetzt schon Streiche spielte.
    Walt entdeckte seine Freunde und damit die Gelegenheit, Jack abzulenken. „Willst du meine Crew kennenlernen?“
    „Ja, und ich muss dir Charlie de Groot vorstellen.“ Jack zeigte auf einen Mann, der am Klavier lehnte. „Charlie war mein Bombenschütze im 7. Geschwader auf dem Pazifik. Wir sind dann zusammen zum 94. gekommen.“
    De Groot und Walt gaben sich die Hand. Charlie war um einen halben Kopf kleiner als Walt und Jack. Sein rundes Gesicht, die blonden Haare, die blauen Augen und die roten Bäckchen erinnerten Walt irgendwie an Ostereier. „Freut mich. Nach Jacks Erzählungen müssen Sie ja der beste

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