Der Klang Deiner Gedanken
sie. „Allie ist intelligent und hält zu ihrer Familie. Sie wird schon noch zur Vernunft kommen.“
Baxter tupfte sich den Mund mit der Serviette ab. „Wie steht es denn um die Hochzeitsvorbereitungen?“
Allie flüchtete in die Küche. Sie wusste gar nicht, was ihr mehr zu schaffen machte: Vater, der darauf bestand, dass sie noch zur Vernunft kommen würde; Mutter, die wegen einer Hochzeit jammerte, die nicht stattfinden würde; oder Baxter, der so tat, als wäre alles beim Alten. Inzwischen verbrachte Allie ihre Abende entweder allein in ihrem Zimmer oder bei Daisy, wenn sie freihatte.
Sie stellte die Teller zum Abwaschen auf die Küchentheke. Irgendwie musste sie die Zeit überbrücken, bis Daisy klingelte.
„Nein, nein, Miss Miller.“ Juanita, die neue Haushaltshilfe, packte sie an den Schultern und schob sie in Richtung Tür. „Das ist meine Aufgabe. Genießen Sie den Abend mit Ihrer Familie.“
Nur wie? Allie stöhnte und ging zurück ins Esszimmer.
„Allie, wir müssen reden“, sagte Mutter, nachdem Juanita den Tisch fertig abgeräumt hatte. „Ich weiß nicht mehr weiter. Mrs Rivers, die Floristin, hat angerufen. Sie haben keine Rosen. Die ganzen Blumenfarmen gehörten den Japanern, und sind jetzt alle auf Nahrungsmittelproduktion umgestellt worden. Du musst unbedingt am Donnerstag zur Floristin gehen und nachsehen, ob es eine akzeptable Alternative gibt.“
„Keine Hochzeit, keine Blumen.“ Allie stand auf, rückte ihren Stuhl zurecht und lächelte. „Ich gehe mit Daisy aus. Ich wünsche euch einen geselligen Abend.“ Die Türglocke übertönte den mütterlichen Protest.
„Perfektes Timing, Daisy.“ Allie zog die Eingangstür hinter sich zu und schlüpfte in ihren Frühlingsmantel.
„Behandeln sie dich immer noch so, als ob ...“
„Lass uns über etwas anderes reden“, sagte Allie und ging die Treppe vor dem Haus hinunter. „Etwas Fröhliches, ja? Dein Hut gefällt mir.“ Obwohl er aus billigem Material war, passte die gewölbte Hutkrempe gut zu Daisys rundem Gesicht.
„Danke. Mein Vater sagt, ich sehe aus wie Ingrid Bergman in Casablanca .“
„Na dann komm, Ingrid. Die Nacht ist noch jung.“ Allie hakte sich bei Daisy ein und zog sie die Auffahrt hinunter.
„Ich bin so froh, dass du nicht mehr mit Baxter zusammen bist. Du bist viel lustiger geworden.“
Allie lachte. „Gehorsam macht lustig. Aber Baxter ist kein fröhliches Thema. Themenwechsel bitte!“
„Okay. Hast du heute Post gekriegt?“
„Ja, einen netten Brief von meiner Freundin Betty aus Antioch.“
„Betty war die Schwangere, richtig?“
„Ja. Im Juni kommt das Kind.“ Allie ließ den Briefinhalt vor ihrem inneren Auge Revue passieren, um etwas Erzählenswertes herauszufiltern. Der Tod von Jim Carlisle hatte Dorothy und Art einander nähergebracht – schließlich war sie Jims Schwester und er sein bester Freund. Helen wiederum versuchte mit der neuen Situation als Witwe klarzukommen, indem sie sich in die Freiwilligenarbeit und die verschiedensten Ausschüsse stürzte – bis zum Abwinken, wie Betty meinte. Daisy kannte nur keinen dieser Leute.
„Was sagt sie denn zu deiner gelösten Verlobung?“
„Wer? Betty? Ach, ich habe es ihr noch nicht erzählt.“
„Was? Wieso denn nicht?“
„Da, der Bus. Komm!“ Allie lief schneller.
„Er fährt in die falsche Richtung. Hör auf, abzulenken. Sag ja nicht, du überlegst es dir mit Baxter doch noch anders.“
„Nein. Niemals.“ Allie sah in beide Richtungen und überquerte dann die Magnolia Avenue. „Ich will es den Leuten nur gern persönlich sagen.“
Daisys Augen blitzten unter ihrer Hutkrempe hervor. „Und was sagt Walt?“
„Da ist unser Bus.“ Allie hob den Arm, um ihn auf sich aufmerksam zu machen.
„Du lenkst schon wieder ab.“
Allie warf ihrer Freundin einen amüsierten Blick zu und kramte das Fahrgeld aus ihrer Geldbörse. „Walt geht es gut. Ich habe heute einen Brief von ihm bekommen. Er ist aus dem Lazarett entlassen worden.“
„Gott sei Dank. Du hast dir wegen seiner Lungenentzündung ganz schön viele Sorgen gemacht.“
„Ja. Jetzt brauche ich mir nur noch wegen des Kriegs Sorgen zu machen.“ Walt war garantiert wieder im Dienst. Ihre Träume hatten wieder angefangen.
Daisy stieg vor Allie ein. „Und was sagt er noch?“
Allie gab dem Busfahrer das Geld und überlegte, wie sie Walts Brief beschreiben sollte. Sie setzte sich neben Daisy. „Erinnerst du dich da-ran, dass wir bei der Sammelaktion über
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