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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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bin froh, dass er es nicht ein Leben lang mit ihr aushalten muss.“
    „Stimmt.“ Walt betrachtete Rays kurzen Brief, der sicher nur die Spitze des Eisbergs schilderte. Wie konnte ihm Dolores das antun? Wie konnte sie ihn derartig verletzen? „Vier Jahre.“ Er strich den Brief glatt. „Welche Frau löst nach vier Jahren eine Verlobung?“
    * * *
    20. März 1943
    Wollte er nicht insgeheim genau das von Allie? Walt ließ den Blick durch den Hangar schweifen. Überall Soldaten in Ausgehuniform, Frauen in bunten Frühlingskleidern und eine Kapelle auf der Bühne. Genau das wollte er doch von Allie, oder? Dass sie ihre Verlobung löste? Dass sie sich in ihn verliebte? Und Baxter so behandelte wie Dolores Ray?
    Jack stupste ihn an die Schulter. „Was grübelst du denn schon wieder?“
    Walt lächelte. „Englische Bands haben einfach keine Ahnung vom Swing.“
    „Ich find’s okay. Englische Frauen haben keine Ahnung vom Jitterbug.“
    „Glaubst du, ich etwa?“
    „Emily stört’s jedenfalls nicht. Die ist ja ganz verrückt nach dir.“
    Auf der anderen Seite des Hangars kamen die Damen gerade vom Nasepudern zurück oder was auch immer sie taten. Crackers Freundin Margaret trug ein hellgelbes Kleid, das ihr sonniges Gemüt unterstrich. Emilys Kleid schrie Walt mit seinen riesigen pinkfarbenen Blüten an. Sie winkte ihm zu und Walt hob eine Hand zum Gruß.
    „Beruht die Sache auf Gegenseitigkeit?“, fragte Jack.
    Walt zuckte mit den Achseln und widerstand der Versuchung einer schnellen Lüge. „Ich weiß es nicht. Sie ist ganz nett, aber ich kenne sie erst seit Kurzem.“
    „Sie scheint nicht die Gescheiteste zu sein.“
    Walt drehte sich zu seinem Bruder um. „Du meinst, weil sie auf mich fliegt.“
    Jack lachte. „Nein, sie ist einfach nicht so gescheit. Na gut, mit britischem Akzent klingt jeder intelligent. Weiß auch nicht, wieso. Aber viele mögen ja gerade die kleinen Dummerchen, die sie anhimmeln.“
    „Oh ja.“ Walt hatte schon viele Soldaten erlebt, die sich beim ersten Anzeichen von Intelligenz verdrückt hatten.
    „Für mich ist das nichts. Ich brauche eine Frau mit Köpfchen. Eine, die mir das Wasser reichen kann.“
    Walt musste daran denken, wie er mit einer gewissen jungen Frau mit grünen Augen in einem Ruderboot geschäkert hatte, und lächelte vor sich hin. „Ja. Ich auch.“
    „Hä?“
    Emily hatte den Raum durchquert und erlöste ihn aus der Misere, den Widerspruch zwischen seinen Worten und seinen Taten zu erklären. Sie ergriff Walts Hand und zog ihn fort. „Komm, Wally, ich möchte so gerne tanzen.“
    „Wally?“ Jack formte die Worte unhörbar mit den Lippen. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Abscheu und Feixen.
    Walt verdrehte die Augen und ließ sich widerwillig auf die Tanzfläche ziehen. „Nenn mich Walt“, sagte er. „Walt, Walter, Novak, Preach oder sonst irgendwas. Aber nicht Wally.“
    Emily sah ihn mit großen Augen an. „Gefällt dir das nicht?“
    „Nein. Hat es noch nie.“
    „Oh, aber ich darf das zu dir sagen. Das ist mein persönlicher Spitzname für dich.“ Sie schob zärtlich die Hand über seine Schulter und schmiegte sich zum Tanz an ihn.
    Walt verzog das Gesicht. Wieso hätte er am liebsten Reißaus genommen?
    Emilys Haar kitzelte an seiner Nase und ihre Hand vergrub sich in seinem Schopf. Er musste sich dringend mal wieder die Haare schneiden lassen. Beiläufig schob er sie ein wenig von sich, um den Abstand zwischen ihnen zu vergrößern.
    Aber wieso? Wenn Allies Haar an seiner Nase kitzelte, gefiel ihm das doch auch. Und er träumte davon, wie sie ihm durch die Haare fuhr. Vermutlich war genau das der Grund: Er wollte keine Emily, die sich an ihn schmiegte; er wollte Allie, die sich an ihn schmiegte. Das hier war falsch, einfach nur falsch. Emily, das Tanzen, das Flirten – alles falsch. Wie Säure fraß sich Traurigkeit in sein Herz. Wieso konnte Allie Baxter nicht den Laufpass geben und sich in ihn verlieben?
    Walt stöhnte so laut auf, dass Emily ihn erstaunt ansah. Er zwang sich zu einem Lächeln und sie lehnte ihre Wange beruhigt wieder an seine Schulter. Das alles war eine einzige Sackgasse. Mit Emily auszugehen war falsch; heimlich Allie zu lieben war falsch. Falsch, alles falsch. Er war in die Verlobte eines anderen Mannes verliebt und in wenigen Monaten würde sie heiraten. Herr, ich kann doch nicht die Frau eines anderen begehren!
    Emily seufzte ergeben. Walt hatte sie durch seine innere Anspannung unabsichtlich näher zu sich

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