Der Klang der Sehnsucht - Roman
oder ihr helfen würde, wenn sie Hilfe brauchte. Und er betete, dass sie die Macht, die er für sie angerufen hatte, niemals brauchen würde.
*
»Du Hure! Von wem ist das Kind? Von mir oder irgendeinem anderen Idioten, den du gefickt hast. War es der Flötenspieler? Oder einer von den anderen?«
Er riss sie hoch und schleuderte sie durch die Küche zur Hintertür. Dort kauerte sie nun, die Frau, die man ihm aufgezwungen hatte. Die Frau, die trotz all seiner Bemühungen bis zu diesem Jahr unfruchtbar geblieben war. »Du Schlampe! Was glaubst du, wer du bist? Du bist nichts! Hörst du? Nichts!«
Sie lehnte sich einen Moment an den Türrahmen, um Kraft zu schöpfen, bevor sie sich ihm zuwandte. Unbewusst legte sie die Hand auf den Bauch, eine Geste, die seinen Zorn noch schürte. Er nahm den Kanister mit Kerosin aus dem Regal.
»Bitte. Hör auf. Versteh doch. Es ist dein Kind.«
»Meins?« Er trat einen Schritt auf sie zu, lachte höhnisch, als sie beim Zurückweichen gegen den Türrahmen stieß. »Als könntest du irgendetwas von mir haben. Ich wusste, wie es enden würde, als sie dich aus deinem Kaff geholt haben. Ich hatte nichts damit zu tun. Und mit dir wollte ich erst recht nichts zu tun haben. Frag meine Mutter. Ständig haben sie mir in den Ohren gelegen: ›Nimm ein Mädchen vom Land. Leichter zu formen …‹, bis ich am Ende zugestimmt habe.«
»Bitte, sag Vimu Ba nichts davon.« Malti sprach leise, aber voll grimmiger Entschlossenheit. Das Zittern in ihrer Stimme verriet ihre Erregung. »Es würde ihr sehr wehtun. Und außerdem –«, sie richtete sich auf, sah ihm zum ersten Mal direkt ins Gesicht. »würde sie dir nicht glauben. Sie liebt mich. Auch wenn du es nicht tust. Wenn sie nicht wäre, wäre ich niemals bei dir geblieben und hätte dich all die Jahre ertragen.«
»Und der ganze Tratsch, den ich gehört habe? Das liegt nicht mehr an mir. Und erwähne nie wieder ihren Namen. Oder überhaupt irgendeinen aus meiner Familie. Du verdienst es nicht, in diesem Haus zu leben. Wie konntest du es wagen, mich zum Gespött zu machen? Du wolltest deine Freiheit.« Er nahm den Deckel von dem Kanister. »Hier! Da hast du sie. Nimm sie dir. Du kannst sie haben.«
Malti rang nach Luft, als das Kerosin sie traf und ihr Sari sich damit vollsaugte. Um ihr Kind zu schützen und zu verhindern, dass die Flüssigkeit ihren Bauch berührte, beugte sie sich vor. Unterdessen sah sie, wie er eine kleine Schachtel aus der Tasche zog.
Sie schloss die Augen und betete um Hilfe. Aus der Ferne ertönte der Klang einer Flöte. In diesem Moment nahm die Frau, die man ihm aufgezwungen und die gerade noch durch die Benzindämpfe nach Atem gerungen hatte, eine völlig andere Gestalt an. »Genug!«, rief sie.
Hätte man ihn gefragt, ob er an die Göttin glaube, hätte er gelacht. Doch nun stand sie leibhaftig vor ihm. Ihre Augen blitzten. Ihr roter Sari, dunkel wie Blut, umloderte ihren Umriss im trüben Schein des Türrahmens. Eine blendende Aura umgab sie, so dass er sich nur noch der Macht in ihrer Stimme bewusst war.
»Genug! Entzünde das Streichholz, kleiner Mann, und du wirst verflucht sein. So verflucht, dass der Boden, auf dem du gehst, sich in Gift verwandelt. Dass eitrige Schwären deinen Körper bedecken und alle sehen, was für eine Kreatur du in Wahrheit bist. Niemand wird diesem Kind etwas zu Leide tun.«
Sie wandte sich um und schritt hocherhobenen Hauptes durch die Tür ins Freie. Dort begann sie zu rennen. Dieser Bruch verwandelte sie von der Göttin Kali wieder in Malti. Er riss das Streichholz an, warf es und musste zusehen, wie die Flamme in hohem Bogen zu Boden fiel. Kurz hinter der Tür flackerte sie noch einmal auf, bevor das Streichholz zu Asche verglühte.
Wiederholung der gesamten Komposition
Der Schluss kann je nach Schule abgewandelt werden. Einige wiederholen ein letztes Mal den Mukhada oder Sthayi. Andere enden mit einem Tihai – drei gleichen Wiederholungen eines rhythmischen Takts. Für mich bedeutet der letzte Abschnitt mehr als das. Er ist das Ausatmen des Publikums, während der letzte Ton verklingt.
Guruji
Kapitel 14
Kavita erzählte Malti später, dass die Leute stehen blieben und kehrtmachten, um der mit Kerosin befleckten, zerzausten, barfüßigen Frau im Sari durch die Straßen zu folgen. Malti erinnerte sich nur an die Flöte, die immer weiter in ihrem Kopf ertönte, bis sie das Tor zu Ganga Bas Haus öffnete. Sie stolperte die Stufen hinauf und sank völlig erschöpft an der
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