Der Klang des Herzens
verdammt noch mal, was ich dir sage.« Matt pflanzte sich in die Mitte des Raums auf, blockierte den Ausgang. In den Augen seines Sohnes flackerte Furcht auf. Wenigstens wusste er noch, wer hier der Boss war.
»Matt?«
Byron. Er tauchte immer dann auf, wenn man ihn am wenigsten gebrauchen konnte. »Was willst du?«
»Ich glaube, der gehört dir.«
Matt nahm den Käfig, ohne zu überlegen. Dann erst wurde ihm bewusst, was Byron gesagt hatte. Und was es bedeutete. Eine schwere Stille senkte sich über den Raum.
»Er lag oben im zweiten Schuttcontainer«, sagte Byron. »Ist schon der zweite, den ich gefunden habe. Wir wollen
doch nicht, dass Mrs Delancey noch mehr unerwarteten Besuch bekommt.«
Matt warf einen Blick auf seinen Sohn, aber dieser schien noch nicht begriffen zu haben, was Byron meinte. Er drückte sich Richtung Ausgang, als könne er es nicht erwarten, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
»Ich geh nach Hause.« Anthony nahm seinen Werkzeuggürtel ab und ließ ihn zu Boden fallen.
Matt beachtete ihn nicht. »Mrs Delancey, Mrs Delancey. Wenn’s um sie geht, scheint ja hier jeder ein Gedankenleser zu sein. Nun, ich glaube, Mrs Delancey wäre nicht erfreut, wenn sie von deiner Vergangenheit erfahren würde, was, Byron? Nur wenige hier würden dir die Chancen geben, die ich dir gegeben hab. Sie würden dich nicht mal anstellen.«
Die Blicke der beiden Männer kreuzten sich. »Dein Problem ist, Byron, du weißt nicht, wann du’s gut hast.«
»Matt, ich will nicht mit dir streiten, aber ich kann nicht einfach dastehen und zuschauen, wie …«
Isabel tauchte im Türrahmen auf. »Ich bringe euch einen Tee«, sagte sie, ein Tablett in der Hand. Sie hatte sich das Haar zurückgebunden und trug Shorts, aus der ihre schlanken, gebräunten Beine hervorragten. »Eine Cola für dich, Anthony. Ich weiß, du magst lieber was Kaltes. Ach, und Byron, Sie haben Ihre Autoschlüssel auf dem Küchentisch liegen gelassen. Ich hätte sie beinahe mit den Resten vom Frühstück in den Abfalleimer geworfen.«
»Frühstück?« Matt konnte es kaum fassen. »Frühstück mit den Delanceys, was? Wie nett.«
Isabel stellte das Tablett auf einer Kiste ab.
»Hast wohl die Füße schon hübsch fein unter dem Tisch, was, Byron?«, stichelte Matt.
»Er hat mir geholfen. Tee und Toast waren das Mindeste, was ich ihm anbieten konnte«, sagte Isabel.
War sie rot geworden? Oder bildete er sich das bloß ein?
Sein Sohn schob sich mit verächtlichem Blick an ihm vorbei.
Matt fühlte sich schwindlig. »So nett wären Sie sicher nicht gewesen, wenn Sie Bescheid gewusst hätten.«
Damit hatte er ihn. Byron schloss kurz die Augen und ließ die Schultern hängen.
»Was denn?«
»Sie meinen, er hat’s Ihnen gar nicht gesagt?«
»Schon gut, ich kündige«, sagte Byron leise. »Ich ertrag das nicht länger.«
»Was geht hier vor?«, wollte Isabel wissen.
Byron nahm seine Schlüssel, aber Matt war zu schnell für ihn. »Isabel – Sie wissen doch, dass ich immer gut auf Sie achte, ja?«
»Äh, ja«, antwortete sie wachsam.
»Ich hätte es Ihnen schon früher gesagt, aber ich wollte Byron eine Chance geben. Aber es ist unfair, dass Sie die Einzige sind, die die Wahrheit nicht weiß, noch dazu, wo Sie so viel Zeit allein mit ihm verbringen. Stört es Sie denn gar nicht, dass ein Exsträfling bei Ihnen am Frühstückstisch sitzt? Oder allein mit Ihrem Sohn den Wald durchstreift?«
Er sah, wie ihre Miene sich veränderte, sah den aufkommenden Zweifel. Er wusste immer, wie er bei jemandem den Schwachpunkt treffen konnte.
»Sie wussten gar nicht, dass Byron im Gefängnis war? Ich dachte, er hätte es Ihnen bei einem Ihrer netten kleinen Spaziergänge erzählt. Wie lange hast du noch mal gesessen, Byron? Achtzehn Monate? Wegen schwerer Körperverletzung? Hast du den Kerl nicht rollstuhlreif geprügelt?«
Sie brauchte nicht zu fragen, ob es stimmte; es war Byron anzusehen. Matt bemerkte, wie sie ihre Einstellung zu ihm änderte, wie plötzlich ihr Vertrauen in ihn zu schwinden schien. Er konnte den Geschmack des Sieges schon auf der Zunge spüren. »Ich dachte, du hättest es Mrs Delancey erzählt …«
»Schon gut«, sagte Byron. »Ich gehe.«
Ohne Isabel anzuschauen, nahm er seine Schlüssel. Sein Gesicht wirkte geradezu steinern.
»Ja, verschwinde. Und halt dich vom Haus fern«, sagte Matt triumphierend. Als sie allein waren, wandte er sich Isabel zu. Unten fiel die Haustür ins Schloss.
»So«, sagte er, als habe
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