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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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er damit etwas geklärt.
    Isabel schaute ihn mit einem Blick an, als würden Wolken von ihren Augen fallen. »Das ist nicht Ihr Haus«, sagte sie.

ACHTZEHN
    E s war im Grunde ganz einfach. Die perfekte Lösung. Matt setzte vorsichtig die neue Scheibe ein und begann, mit Daumen und Zeigefinger den Kitt weichzukneten. Mit behutsamen, geschickten, präzisen Bewegungen, geboren aus langer Erfahrung, begann er ihn anzudrücken. Die Sonnenstrahlen brachen sich im Glas, im Wald zwitscherten Vögel. Manchmal ist man richtig vernagelt, dachte er, manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Er musste über seinen eigenen Scherz grinsen.
    Während der Kitt trocknete, zog Matt seinen Werkzeuggürtel hoch und machte sich an die Holzrahmen, eine teure Sonderanfertigung. Dies würde das schönste Zimmer werden, das er je renoviert hatte. Hier war mehr von ihm eingeflossen als irgendwo anders. Die großen Doppelglasfenster boten einen herrlichen Blick auf den See. Das wäre das Erste, was sie morgens beim Aufwachen sehen würden: die morgendlichen Nebelschwaden über dem See, vorbeiziehende Vögel, den Wald. Er hatte die Karniese und die Stuckverzierungen extra bei einer italienischen Fachfirma bestellt und dann so zugeschnitten, dass sie wie dreidimensionale Puzzleteile ineinanderpassten. Die Decke hatte er so fachmännisch verputzt, dass nicht ein einziger Fingerabdruck auf der weißen Fläche zu sehen war. Er bereute nicht, die alte Decke zum Einsturz gebracht zu haben: Wenn er so hinaufschaute, hatte es sich auf jeden Fall gelohnt. Den Boden hatte er ganz neu verlegt, makellos und genau, damit ihre nackten Füße auch nicht die kleinste Unebenheit fühlen mussten. All das Schöne, nur für sie.

    Er stellte sie sich vor, wie sie morgens die Beine aus dem großen, zerwühlten Bett schwang und in den rotseidenen Morgenmantel schlüpfte. Sie würde ans Fenster treten, die Vorhänge zurückziehen, und die Morgensonne würde ihr Gesicht bescheinen. Sie würde sich lächelnd zu ihm umdrehen, und das hereinfallende Licht würde die Konturen ihres Körpers unter dem Morgenmantel hervorheben.
    Warum war er nicht schon früher darauf gekommen? Das löste alle Probleme. Er würde bei ihr einziehen und seine Arbeit am Haus fortsetzen. Sie würde dann natürlich nicht mehr dafür bezahlen müssen, wenn sie erst mal zusammen waren, ganz klar. Ihre Geldsorgen wäre sie los. Außerdem war es offensichtlich, dass sie nicht für sich sorgen konnte. Sie hatte sich von Anfang an seinem Urteil gebeugt, hatte alles mitgemacht, was er vorschlug, vertraute ihm. Das Haus würde ihnen beiden gehören. Er würde der Herr in seinem Traumhaus sein. Der Besitzer von Isabel Delancey. Laura würde es im Kutschenhaus gut gehen; dann könnte sie ungestört einen Kaffeeklatsch nach dem anderen veranstalten. Und so viel jammern, wie sie wollte.
    Sie hatte es ebenso satt wie er. Erstaunlich – er dachte fast gar nicht mehr an sie. Als spielte sie schon jetzt keine Rolle mehr in seinem Leben. Isabel hatte alles andere verdrängt. Sie war jetzt alles für ihn. Alles, wofür er gearbeitet hatte, alles, was er nie hatte haben können. Alles, was er aufgeben musste, als man seinen Vater von diesem Anwesen vertrieb. Er wusste mittlerweile manchmal gar nicht mehr, wo in seinen Gedanken und Wünschen sie aufhörte und das Haus begann.
    Mit frischer Entschlossenheit, einem neuen, inneren Rhythmus gehorchend, klopfte Matt ein Rahmenstück in die Fassung. Natürlich wäre der alte Fensterrahmen noch teilweise zu retten gewesen, indem er die schlechtesten Stücke rausgeschnitten hätte. Aber manchmal fand er es besser, das mehr oder weniger Gute gleich mit dem Schlechten rauszureißen.
Byron wurde durch lautes Hämmern geweckt. Er hob den Kopf und sah, dass ein heller Streifen Tageslicht unter dem Türspalt hereinsickerte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm die Bedeutung dieser Entdeckung aufging. Er warf einen erschrockenen Blick auf seine Armbanduhr. Schon halb acht. Matt war bereits hier.
    Die Hunde saßen still und aufmerksam da. Erwartungsvoll starrten sie ihn an. Er setzte sich stöhnend auf, rieb sich die Augen, das Gesicht, fuhr sich mit allen zehn Fingern durch die Haare. Das Gezwitscher der Vögel hatte längst den Überschwang der Morgendämmerung verloren.
    »Ihr hättet mich wecken können«, brummte er vorwurfsvoll und schaute Meg und Elsie an. »Wie zum Teufel soll ich jetzt hier rauskommen?«
    Er hatte kaum geschlafen, war bis Mitternacht im Wald

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