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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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umhergestreift und dann hinterher noch stundenlang wach gelegen und hatte sich den Kopf darüber zerbrochen, was er jetzt tun sollte. Jan anrufen? Aber er hatte gesehen, wie es um die beiden in dem Häuschen stand; da wollte er nicht stören. Und die Kaution für das kleine Haus, das zur Milchfabrik gehörte, hatte er noch immer nicht beisammen. Er hatte mit sich gehadert, hatte sich gefragt, ob er vielleicht doch zu übereilt gekündigt hatte. Aber er hätte die Betrügereien dieses Menschen einfach nicht länger ertragen können. Außerdem wäre ihm bei Matts ständigen Sticheleien sicher irgendwann der Kragen geplatzt, und er hätte etwas getan, was er hinterher bereut hätte.
    Er musste an Isabels Gesicht denken, als sie die Wahrheit über ihn erfuhr. Ihre Überraschung, gefolgt von Verunsicherung. Aber er schien doch so nett zu sein, so normal . Byron hatte es viele Male erlebt.
    »Himmel!«
    Die Tür ging auf, und Byron wich eilig in die Ecke zurück. Thierry und sein Hündchen kamen herein. Der Welpe rannte sofort zu Byron und sprang an ihm hoch.

    »Psst – psst!« Verzweifelt versuchte er, den fröhlich bellenden Hund zum Schweigen zu bringen.
    Als er wieder aufschaute, stand Thierry vor ihm und balancierte auf einem Bein. Byron richtete sich halb auf. »Thierry, mein Gott, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt! Woher wusstest du, dass ich hier bin?«
    Thierry wies mit einer Kopfbewegung auf Pepper, seinen Hund, der soeben seine Mutter beschnüffelte.
    »Hast du – hast du’s jemandem gesagt?« Er stieg aus dem Schlafsack, warf einen vorsichtigen Blick auf den Jungen.
    Thierry schüttelte den Kopf.
    »Mein Gott. Ich dachte, es wäre …« Er fuhr sich mit einer schwieligen Hand übers Gesicht, versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Thierry schien gar nicht bewusst zu sein, welchen Schrecken er ihm eingejagt hatte. Er kniete bei den Hunden nieder, ließ sich von ihnen das Gesicht ablecken.
    »Ich … Es ist nur für ein paar Nächte, bis meine neue Wohnung fertig ist. Bitte verrate niemandem etwas, ja? Es könnte … eigenartig wirken.«
    Er war nicht sicher, ob Thierry ihn gehört hatte. »Ich wollte Meg und Elsie nicht im Stich lassen. Das verstehst du doch, oder?«
    Thierry nickte. Dann stand er auf und schob die Hand in sein Hemd. Heraus kam ein kleines, rechteckiges Päckchen, in eine weiße Papierserviette eingeschlagen, das er Byron reichte. Byron wickelte es aus und fand darin zwei lauwarme Scheiben Toast, die zu einem Sandwich zusammengeklebt worden waren. Butter und Marmelade quollen an den Rändern hervor. Dann brachte Thierry einen zerdrückten Karton Orangensaft zum Vorschein und reichte ihn ebenfalls Byron. Er kniete sich wieder bei den Hunden nieder und kratzte Meg behaglich den Bauch.
    Byron hatte seit gestern Mittag nichts mehr gegessen. Dankbar biss er in das Sandwich. Überrascht und gerührt
über so viel Freundlichkeit, legte er dem Jungen eine Hand auf die Schulter.
    »Danke«, sagte er, und der Junge grinste. »Danke, T.«
     
    »Wo bleibst du? Du wolltest doch um drei da sein.«
    Kitty lag auf einer Decke am Seeufer, hörte dem Zirpen der Grillen zu und starrte hinauf in die unendliche Bläue des Himmels. Gelegentlich flog eine Hummel an ihrem Ohr vorbei, aber sie zuckte nicht mal zusammen, selbst wenn eine auf ihrem T-Shirt landete. Es war einfach zu heiß dafür. Außerdem versuchte sie, braun zu werden. Sie hatte neulich in einer Zeitschrift gelesen, dass gebräunte Beine besser aussähen. In London hatten sie nur ein winziges Nordgärtchen gehabt, in das nie ein Strahl Sonne gefallen war.
    »Meine Mum ist irgendwie total daneben«, erklärte Anthony.
    Sie kaute an einem Grashalm. »Das muss sie doch sein, das sind sie doch alle, die Oldies. Ist doch ihr Job.«
    »Nein. Sie … Ich glaube, da läuft was ganz Komisches ab zwischen meinen Parents.«
    Kitty ließ den Grashalm fallen. Ihre Mutter war im Haus und hämmerte an irgendwelchen Fußbodenleisten herum. Der Lärm schallte übers Wasser und störte die Stille des Sees. Ihr kam der Gedanke, dass es ihr fast lieber gewesen war, als ihre Mutter nur Geige gespielt hatte. »Wie daneben? Wie meinst du das?«
    Er schien sich unbehaglich zu fühlen. »Du darfst nichts sagen, okay? Aber ich glaube, mein Dad betrügt deine Mum. Ich glaube, dass er ihr zu viel berechnet.«
    »Meinst du?« Sie schaute blinzelnd zu einer Wolke hinauf, zupfte an einer Haarsträhne. »Aber er ist Handwerker. Tun die das nicht alle?«
    »Nein, ich

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