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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Armbewegung auf das Essen. Nicholas war viel zu nervös, nahm sich aber trotzdem ein paar Oliven.
    Andreas nippte an seinem Wein und schwang seinen Stuhl zum Fenster herum. »Die beste Aussicht in ganz London«, erklärte er, den Blick auf den weiten grünen Park gerichtet.
    »Wirklich hervorragend«, musste Nicholas ihm beipflichten. Insgeheim fragte er sich, wo er seine Olivenkerne hinlegen sollte.
    »Dieses Anwesen – es gehört Ihnen?«
    »Nein.«

    »Es liegt eine Baugenehmigung vor?«
    »Nein.«
    »Es gehört Ihnen nicht. Und es gibt nicht mal eine Baugenehmigung«, sagte er humorvoll, als habe er es mit einem Übergeschnappten zu tun.
    »Ich kriege beides, das ist nicht das Problem. Ich weiß, was ich tue.«
    Sie pickten ein paar Minuten lang schweigend am Essen, dann meldete sich Andreas wieder zu Wort.
    »Wissen Sie was, Nicholas? Ich war überrascht, als Sie anriefen. Sehr sogar. Als Ihre Geschäfte kollabiert sind, haben viele gesagt, der ist am Ende. Der hat nicht mehr den Nerv, sich noch mal hochzuarbeiten. Sie haben gesagt, ohne das Geld seiner Frau ist er nichts.« Als Nicholas schwieg, fuhr er fort: »Ich will ganz ehrlich sein. Es gibt immer noch Leute, die Sie für eine schlechte Wette halten. Was soll ich zu denen sagen?«
    Nicholas krallte sich in seine Serviette. Die Banken wollten ihm nicht annähernd so viel leihen, wie er brauchte. Nur wenige Investoren würden ihm überhaupt einen Termin geben. Das alles wusste Andreas. Er überlegte einen Moment. »Ihre Leute haben recht. Auf dem Papier bin ich tatsächlich eine schlechte Wette.«
    Der ältere Mann spitzte die Lippen.
    »Ich werde nicht Ihre Zeit verschwenden, indem ich Sie von etwas zu überzeugen versuche, das Sie bereits mehr oder weniger entschieden haben, aber Sie wissen ebenso gut wie ich, dass die schlechtesten Wetten oft den größten Gewinn einbringen.«
    Eine quälende Ewigkeit später, wie es Nicholas vorkam, brach ein Lächeln auf dem Gesicht des älteren Mannes auf. Nicholas hatte bereits zu schwitzen begonnen, trotz der Klimaanlage.
    »Ha!«, sagte Andreas. »Freut mich, dass Ihnen Ihre Exfrau
nicht auch noch die arhidia abgeschnitten hat. Also gut, Nicholas. Ich mag eine gute Comeback-Story. Sie erzählen mir ein bisschen mehr von diesem Projekt, und dann reden wir über Geld.«
     
    Sie ging erst nach mehrmaligem Klingeln ran, klang ein wenig atemlos, als wäre sie gerannt.
    »Ich bin’s«, sagte er grinsend.
    »Ich weiß.«
    »Du hast mich in dein Adressbuch aufgenommen?« Er staunte über ihre Frechheit.
    »Nicht ganz. Du bist ›Sheila‹.«
    Er stand auf der Straße. Der Londoner Verkehr rauschte an ihm vorbei, der Gestank der Auspuffgase hing in der heißen Luft, dazu diverse Gerüche aus Schnellküchen. Wenn er das Handy ganz fest ans Ohr drückte und sich das andere zuhielt, konnte er ganz schwach Vogelgezwitscher hören, konnte sich vorstellen, wie sie im Wald stand, konnte den Honigduft ihres Haars auf seiner Haut riechen.
    »Ich musste es dir einfach sagen«, erzählte er begeistert, »ich hab das Geld.«
    Er hatte das Gefühl, als habe er eine letzte Prüfung bestanden, sodass seine Wiedergeburt nun unwiderruflich war. Jetzt war er wieder jemand. All das wollte er ihr sagen, denn er wusste, dass sie es verstehen würde. Er wollte es für sie tun. Sie hatte ihm einen Grund gegeben, sich wieder beweisen zu wollen.
    »Ach.«
    »Wahrscheinlich komme ich nächste Woche rauf, um diese Frau aufzusuchen. Ich habe mich gefragt, ob wir uns dann sehen könnten.«
    »Du willst ihr ein Angebot machen?«
    »So was in der Art.«
    Sie schwieg so lange, dass ihm unbehaglich wurde. »Was
ist?« Neben ihm fuhr mit kreischenden Bremsen ein Lastwagen vorbei, und er konnte einen Moment lang überhaupt nichts verstehen.
    »Es ist komisch. Sich vorzustellen, dass das Haus abgerissen werden soll.«
    »Wär’s dir lieber, sie würden zusammen darin leben?«
    Das war gemein; er merkte es, sobald es heraus war. »Entschuldige«, rief er über den Verkehrslärm, »das hätte ich nicht sagen sollen.«
    Mit etwas brüchiger Stimme antwortete sie: »Nein, du hast ganz recht. Das wäre unerträglich. So ist es besser.«
    »Hör zu«, sagte er, ohne sich um die neugierigen Blicke der Passanten zu kümmern, »wir finden was Besseres. Etwas, das nicht mit schlechten Erinnerungen belastet ist.«
    Ihre Antwort konnte er nicht verstehen.
    »Laura, ich liebe dich«, rief er. Das hatte er schon seit Jahren nicht mehr gesagt. Er sagte es gleich noch

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