Der Klang des Herzens
sein Haus würde perfekt werden.
Falls sein guter Geschmack und sein Sinn für Details Isabel Delancey anfangs mehr gekostet hatten, als sie sich leisten konnte, so hatte Matt deswegen kein schlechtes Gewissen. Es hatte lediglich bedeutet, dass die Zeit, zu der er endlich mit seiner Familie in das Spanische Haus einziehen und sie mit ihren Kindern nach London zurückkehren konnte – wo sie zu Hause war -, nur umso schneller heranrückte. Die paar Kleinigkeiten, die sie verlangte, die paar Forderungen, die sie stellte, führte er schlampig aus, da es keinen Zweck hatte, sich mit etwas Mühe zu geben, was in ein paar Monaten eh wieder rausgerissen werden musste.
Als sie sich jedoch weder durch unverschämte Geldforderungen noch durch scheinbare Bedrohungen wie Ratten und Hausbock abschrecken ließ, sah er sich gezwungen, immer mehr »Schäden« zu erfinden: eine Wand, die eingerissen werden musste, verfaulte Deckenbalken, deren Ersetzung unausweichlich war. Insgeheim wunderte es ihn, dass sie überhaupt so lange gebraucht hatte, um sein Tun zu hinterfragen.
Matt schlug ungeduldig ein Insekt beiseite, das zum Fenster hereingeflogen war. Das zweite Mal war sie kurz nach dem Lunch rausgekommen. Sie hatte sich die Augen gerieben, als sei sie gerade erst aufgestanden. Er hatte überlegt, ob er hingehen und mit ihr reden sollte, doch dann war ihr Junge mit seinem kleinen Hund aus dem Haus gesprungen. Sie hatte sich zu ihm hinuntergebeugt und ihm einen Kuss gegeben. Da hatte er daran denken müssen, wie sich ihre Lippen angefühlt hatten, ihr Körper unter dem seinen.
Er war zwischendurch vielleicht mal eingenickt, hatte den Sitz ein wenig zurückgeklappt gehabt, um seine Augen auszuruhen. Es war zurzeit nicht einfach, genug Schlaf zu kriegen. Zu Hause hielt er es kaum noch aus, denn Lauras vorwurfsvolle Blicke schienen ihm überallhin zu folgen, und dann dieser
bitter-höfliche Ton. Es war einfacher, sich dort nur noch so wenig wie möglich blicken zu lassen. Er vermutete, dass sie ins Gästezimmer umgezogen war. Jedenfalls war dessen Tür beim letzten Mal fest zu gewesen. Die Schlafzimmertür aber auch.
Die letzte Zeit war ein wenig seltsam gewesen; heiße Tage, die ineinander überzufließen schienen. Er döste so dahin, wachte zu allen möglichen Zeiten auf, manchmal total erschöpft, dann wieder fast manisch energiegeladen. Sein Sohn ging ihm aus dem Weg. Byron war verschwunden. Er hatte ganz vergessen gehabt, dass er ihn rausgeworfen hatte, und war erschrocken gewesen, als er Byron anrief und dieser ihn mit knappen Worten daran erinnert hatte. Das sei die Hitze, hatte Matt erklärt, die mache einen ganz dösig. Byron hatte nichts dazu gesagt. Matt hatte noch eine Weile weitergeredet, bevor ihm klargeworden war, dass sein Gesprächsteilnehmer längst aufgelegt hatte.
Er war ins Long Whistle gegangen. Konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal was Anständiges gegessen hatte. Theresa würde ihm was machen, würde ihn mit einem freundlichen Lächeln empfangen. Doch stattdessen hatte er sich von ihr sagen lassen müssen, dass sie keine warmen Mahlzeiten mehr servierten, und als er sie anbettelte, hatte sie ihm ein vertrocknetes altes Schinkenbrötchen vorgesetzt. Und reden wollte sie auch nicht mit ihm, nicht mal, als er einen anzüglichen Scherz über ihren kurzen Rock gemacht hatte. Sie stand mit verschränken Armen am äußersten Ende der Bar und beobachtete ihn wie einen gefährlichen Köter. Er hatte schon eine ganze Weile dort gesessen, bevor ihm auffiel, dass keiner mit ihm redete.
Als ihm die Blicke zu viel geworden waren, hatte er geknurrt: »Ist mir plötzlich ein zweiter Kopf gewachsen, oder was?«
»Du solltest erst mal den einen in Ordnung bringen,
Freundchen. Und jetzt iss dein Brot auf und geh. Ich will keinen Ärger.« Der Wirt war mitsamt seiner Zeitung im Hinterzimmer verschwunden.
»Du solltest heimgehen, Matt.« Mike Todd war zu ihm gekommen und hatte es so leise gesagt, dass die anderen es nicht hören konnten. Hatte ihm auf die Schulter geklopft, mit einem fast mitleidigen Ausdruck. »Geh heim und ruh dich aus.«
»Wann kommst du mal vorbei und siehst dir an, was ich aus dem Haus gemacht hab?«, hatte er gefragt, aber das hatte Mike überhört.
»Geh heim, Matt«, wiederholte er.
Es war am Ende einfacher gewesen, im Lieferwagen sitzen zu bleiben. Er war nicht ganz sicher, wie lange schon, aber sicher eine ganze Weile. Er hatte vergessen, sein Handy aufzuladen, aber das war sowieso
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