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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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war es zwar nur eine schwache Hoffnung, aber sie hatte festgestellt, dass es ihr half, im Wald spazieren zu gehen. Es war nicht nur der dauernde Hintergrundlärm im Haus: der Fernseher, Thierry und sein Hund, Kittys Telefonate. Der eigentliche Lärm war die Stille – und darum umso störender. Das Haus war längst keine Zuflucht mehr für sie: Es war ein Problemberg, der sich immer höher auftürmte, Arbeiten, die noch ausstanden, Arbeiten, die noch bezahlt werden mussten.
    Zögernd blieb sie stehen, blickte zwischen den Bäumen hindurch auf den See. Zu dieser Tageszeit war er am schönsten, wenn die letzten Strahlen der Abendsonne eine Straße über den See malten, wenn die Vögel sich in ihre Nester zurückzogen und ihr Zwitschern verklang. Sie konnte fragen, ob sie die restlichen Zahlungen bis zum Verkauf des Hauses aufschieben könne. Sie konnte versuchen, einen Kredit aufzunehmen. Sie konnte Matt alles geben, was sie noch hatte, und hoffen, dass sie über die Runden kommen würden, bis sie wieder mehr Arbeit hatte. Isabel ließ sich schwer auf einen Baumstumpf sinken. Hier konnte sie einfach sitzen bleiben, sich zusammenrollen und alles vergessen.
    »Isabel?«
    Byrons Umrisse hoben sich schwarz vor der Sonne und den Bäumen ab. Sie sprang erschrocken auf, versuchte aber sogleich, das zu verbergen.
    Aber er hatte es bereits gesehen.
    »Ich habe Sie nicht gehört«, sagte sie. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht erkennen.
    »Ich hab aber gerufen.«
    »Ach, macht nichts«, sagte sie gespielt munter.
    Sie waren so breit, diese Schultern – sein ganzer Körper verriet Kraft und Stärke. Aber jetzt löste diese Kraft Angst in
ihr aus. Ein Gefühl der Bedrohung. Was eine solche Kraft alles anrichten konnte … Sie sah ihn mit anderen Augen, seit er vor ein paar Tagen gegangen war. Ihr sanfter, gehemmter Komplize war ein Fremder für sie geworden. Matts Worte hatten alles zerstört, was sie bisher über ihn zu wissen geglaubt hatte.
    »Ich war gerade auf dem Rückweg«, sagte sie betont unbekümmert. »Wollten Sie etwas Bestimmtes?« Ohne sich dessen bewusst zu sein, ging sie ein paar Schritte in Richtung See, als wäre es draußen, im Hellen, weniger gefährlich.
    Er drehte sich um, und da sah sie, dass er noch nervöser wirkte als sie. Er hielt ihr ein paar Briefe hin, wie sie ebenfalls erst jetzt sah. Sie nahm sie, ohne zu überlegen. Die Schrift kam ihr irgendwie bekannt vor. Beide Umschläge waren geöffnet worden.
    »Ich hab sie nicht gelesen«, sagte Byron, »aber Thierry schon. Ich sollte Ihnen sagen, dass … dass er’s für gefährlich hält zu reden.«
    »Was?«
    Isabel las die ersten vierzehn Zeilen der wunderschönen, verschnörkelten Handschrift. Sie starrte auf die Worte, die die Unbekannte geschrieben hatte. Die Frau, die nicht gewusst hatte, dass Laurent sie nicht mied, sondern gestorben war. Sie las sie noch einmal, musste sich zwingen, ihre Bedeutung zu erfassen, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken. Das muss ein Witz sein, dachte sie, halb lachend. Dann las sie den Brief noch einmal.
    Es war der Brief, den Kitty ihr vor all den Monaten zu zeigen versucht hatte, nachdem Mr Cartwrights Besuch sie so sehr beschämt hatte, dass sie sich endlich an den furchteinflößenden »Stapel« gemacht hatte. Es war einer der ersten Briefe; er war kaum eine Woche nach Laurents Tod eingetroffen. Sie hatte ihn nicht geöffnet – sie hatte ja überhaupt keine Post geöffnet. Monatelang. Warum hatte Thierry ihn an sich genommen?

    Das konnte nicht stimmen. Der zweite war von Laurents Büro nachgeschickt worden. Als sie die drängenden Worte las, stürzte ihr Herz – oder das, was davon noch übrig war – in einen bodenlosen Abgrund.
    Nein, sagte sie sich. Und die Musik verstummte. Zurück blieb die ohrenbetäubende Stille ihrer eigenen störrischen Ignoranz. Nein. Nein. Nein. Nein . Byron stand immer noch da und schaute sie an. Da wurde ihr klar, dass er wusste, was in den Briefen stand. Was hatte er noch gesagt? Er hält es für gefährlich zu reden. Nicht ihr Mann. – Ihr Sohn! Der überwältigende Schmerz darüber, betrogen worden zu sein, wich einem anderen Gefühl.
    »Er wusste es?«, fragte sie barsch und hielt zitternd den Brief hoch. »Thierry wusste es? Er hat es die ganze Zeit mit sich rumgeschleppt?«
    Byron nickte. »Die Frau hat den ersten persönlich zugestellt. Er hat sie wiedererkannt. Und später hat er den anderen in dem Poststapel entdeckt.«
    »Er hat sie wiedererkannt ? Mein Gott.« Auf

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