Der Klang des Herzens
eine Konfrontation vorbereitet, aber er war einfach an ihrem Zimmer vorbei ins Schlafzimmer gegangen. Sie hatte durch die Wand gehört, wie er schwerfällig ins Bett kroch und Minuten später zu schnarchen begann.
Er schlief immer noch. Jetzt war es fast Mittag.
Laura nahm ein Kostüm aus dem Schrank, das sie sich letztes Jahr zu einer Hochzeit gekauft hatte, ein dezentes Designerstück, schick, aber respektabel, so wie Matt es gern hatte. Eigentlich hatte sie alles so gemacht, wie er es gern hatte, überlegte sie und horchte dabei auf irgendwelche Geräusche aus dem Nachbarzimmer. Das Essen, ihre Kleidung, Anthonys Schulbildung, die Hauseinrichtung. Und wofür? Für einen Mann, der einfach drei Tage verschwinden konnte, dann wieder nach Hause kam und zu Bett ging, als ob nichts geschehen wäre. Für einen Mann, der direkt vor ihrer Nase mit der Nachbarin eine Affäre anfing und das nicht mal für was Besonderes hielt.
Nein, sie tat genau das Richtige. Das hatte sie sich jetzt so oft gesagt, und wenn sie doch einmal ins Schwanken geriet, dann sagte es Nicholas für sie. Nicholas, der immer für sie da war, egal wann sie anrief. Der jedes Mal überglücklich
war, bloß ihre Stimme zu hören. Nicholas, der sie in die Arme nahm und ihren Namen flüsterte, als wäre er eine Offenbarung.
Nicholas würde ihr nie untreu werden. So ein Mann war er nicht. Er trug sein wiedergewonnenes Glück wie eine Ehrenmedaille, sauer verdient und dafür umso mehr geschätzt. Warum konntest du nicht dankbar sein, mich zu haben?, fragte sie stumm ihren Mann. Warum war ich nie genug für dich?
Sie musste daran denken, wie oft sie im Laufe ihrer Ehe wegen Matt ins Gästezimmer übergesiedelt war – ein stummer Protest gegen sein Fernbleiben, seine gedankenlose Grausamkeit, seine Untreue. Und immer hatte er sie wieder zurückerobert, natürlich hatte er. Er war einfach zu ihr ins Bett gekrochen, ohne auf ihre Proteste zu achten, hatte mit ihr geschlafen und sie so umgestimmt. Jedes Mal. Als ob das alles gar keine Rolle spielte. Als ob es egal sei, in welchem Bett er sich aufhielt.
Sie schaute aus dem Fenster zum Spanischen Haus hinüber. Auf einmal hasste sie es für das, was es ihnen angetan hatte. Wenn die Witwe nicht eingezogen wäre … Wenn Matt es nicht unbedingt hätte haben müssen … Wenn Samuel Pottisworth sie nicht mit so viel Schadenfreude tyrannisiert hätte … Wenn sie sich nur nicht so lange an den Gedanken geklammert hätte, dass dieses Haus all ihre Probleme lösen konnte …
Laura hängte das Hochzeitskostüm wieder in den Schrank zurück. Aber hatte ihr das Spanische Haus nicht auch Nicholas zugeführt? Man kann ein Haus nicht für etwas verantwortlich machen. Die Menschen entschieden selbst über ihr Schicksal.
Wann Anthony wohl nach Hause kommen würde? Er war derjenige, der vorgeschlagen hatte, dass sie Matt verlassen sollte. Mal sehen, ob er immer noch dieser Meinung war, wenn er erfuhr, was sie plante.
Isabel saß an einer Schmalseite des langen Küchentischs und sah zu, wie Byron und Thierry eine Kaninchenkasserolle zubereiteten. Byron schnippelte Zwiebeln und enthülste Saubohnen. Thierry zerlegte mit Expertenhand das Kaninchen. Draußen vergoldete die Nachmittagssonne den Garten, und auf dem Küchenregal dudelte das Radio gemütlich vor sich hin. Gelegentlich strich eine leichte Brise durch die weißen Musselinvorhänge; eine Fliege oder Biene kam hereingeflogen, fand aber rasch wieder hinaus. Byrons Hunde lagen neben dem alten Ofen und erfreuten sich offenbar an der zusätzlichen Wärme. Eine friedliche, gemütliche Atmosphäre. Selbst Kitty regte sich mittlerweile nicht mehr über das Abhäuten toter Kaninchen auf. Sie saß am Tisch und formte Plätzchen für ihre Geburtstagsfeier.
Byron war vor einer Stunde zurückgekommen, nachdem er auf Wunsch der Vettern ein paar zusätzliche Schlösser an der Ladentür angebracht hatte. Er war mit zwei schweren, vollen Tüten aufgetaucht.
»Ich wollte nichts von ihnen verlangen, aber sie meinten, das Meiste hiervon sei ohnehin nahe am Verfallsdatum, und haben es mir für uns mitgegeben.«
Mit der tiefen Genugtuung des Jägers und Sammlers hatte er seine Beute auf den Tisch gestellt.
Thierry hatte in eine Tüte gespäht. »Schokoladenkekse!«, hatte er entzückt ausgerufen.
»Die konfisziere ich gleich für meine Party. Und die Käsestangen. Olivenöl! Risottoreis! Kartoffelchips! Mann!« Kitty war förmlich über die Tüten hergefallen.
Als sich Isabel
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