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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Die Aussicht auf eine Anstellung, darauf, gebraucht zu werden, veränderte seine ganze Haltung, sein Auftreten.
    »Und ihr kommt zurecht? Allein?« Er reichte Kitty den Zettel und schaute Isabel an.
    »Ach, das schaffen wir schon«, sagte sie trocken.
    »Was ich sagen wollte: Ruf bei der Bauaufsicht an. Die sollen jemanden vorbeischicken. Dafür sind sie schließlich da. Lass Matts Arbeit prüfen. Nimm nicht einfach alles hin.«
    Sie verzog das Gesicht. »Muss ich heute unbedingt an das Haus denken?« Alles kam am Ende wieder auf das Haus zurück. »Es ist so schön hier draußen …«
    »Es könnte dir helfen, wenn du mit Matt wegen des Geldes verhandelst. Pass auf, ich werde dort für dich anrufen, wenn ich unterwegs bin.«
    »Dann mache ich dir jetzt wohl besser ein paar Brote.« Sie erhob sich und strich ihre Shorts glatt. »Und was für später, zum Abendessen.«
    Aber Byron war bereits auf dem Weg zum Haus. »Nicht nötig.« Er hob grüßend die Hand. »Ich werde dort was essen. Bis bald, und genießt den schönen Nachmittag.«
     
    »Ich verstehe nicht, wieso dich das so entsetzt.«
    Lauras Lächeln geriet ins Wanken. Dabei hatte sie diesen Moment so sorgfältig gewählt, hatte gewartet, bis Matt
das Haus verlassen und Anthony sein Abendessen aufgegessen hatte. Sie hatte ihm extra Brathähnchen mit Kartoffelsalat gemacht, seine Lieblingsspeise. Sie selbst hatte kaum Appetit gehabt.
    Sie versuchte, es ihm so schonend wie möglich beizubringen, nicht als vollendete Tatsache, sondern lediglich als eine mögliche Option. Ein glücklicher Zufall. Ein besseres Leben, für sie beide. Sie versuchte, sich ihre Verliebtheit nicht allzu sehr anmerken zu lassen, wurde bei der Erwähnung von Nicholas’ Namen rot und zupfte verlegen an ihren Haaren herum, um es vor ihm zu verbergen.
    Aber Anthony war total schockiert.
    Als die Stille unbehaglich zu werden begann, rückte sie Salz- und Pfefferstreuer zurecht.
    »Anthony, du warst es doch, der gesagt hat, ich soll ihn verlassen. Du hast mich doch dazu gedrängt, weißt du nicht mehr?«
    »Aber doch nicht wegen eines anderen.«
    Sie streckte die Hand über den Sofatisch, doch er wich ihr aus. »Ich krieg die Krise. Ich … Ständig lästerst du über Dad, und dabei bumst du selbst mit’nem anderen rum.«
    »Nicht dieses Wort, Anthony, bitte, das ist so hässlich!«
    »Aber was du tust, ist schön, was?«
    » Du hast es doch gesagt, Anthony. Du hast doch gesagt, dass ich ihn verlassen soll.«
    »Aber doch nicht für einen anderen Kerl!!«
    »Was soll das heißen? Soll das heißen, dass ich keinen Mann mehr haben darf? Für den Rest meines Lebens?«
    Er zuckte mürrisch mit den Achseln.
    »Er darf tun, was er will, aber wenn ich mal die kleinste Aussicht auf ein bisschen Glück hab, auf eine echte Beziehung, dann bin ich die Böse?«
    Er mied ihren Blick.
    »Weißt du, wie lange ich schon alleine bin, Anthony? Obwohl
dein Vater hier lebt? Weißt du, wie oft er mir untreu war? Wie oft ich die Zähne zusammenbeißen musste, wenn ich im Dorf war, wie oft ich mich gefragt habe, ob dieses Mädchen, mit dem ich mich gerade unterhalte, vielleicht mit ihm im Bett war?«
    Sie wusste selbst, dass dies Dinge waren, die sie eigentlich nicht zu ihrem Sohn hätte sagen sollen, aber seine Reaktion war so unfair. Warum sollte sie plötzlich die Schuldige sein?
    Anthony zog seine schlaksigen Beine an die Brust. »Weiß ich doch nicht«, brummte er. »Es ist nur … das haut mich um, Mann.«
    Die Uhr draußen im Gang schlug die volle Stunde. Schweigend saßen sie einander gegenüber, beide hatten die Augen auf den Sofatisch gerichtet. Wie zerkratzt er ist, dachte Laura und fuhr mit einem Finger über seine Oberfläche. Das war ihr noch gar nicht aufgefallen.
    Schließlich streckte sie noch einmal die Hand nach der ihres Sohnes aus. Diesmal erlaubte er ihr, sie zu ergreifen. Sein Mund bildete einen bitteren Strich.
    »Lerne ihn doch erst mal kennen, Anthony«, bat sie ihn sanft, »er ist ein so netter Mann. Ein gütiger Mann. Gib ihm eine Chance. Gib mir eine Chance. Bitte.«
    »Du willst also, dass ich ihn kennenlerne und dann bei euch einziehe, wo immer das sein wird?«
    »Ja … ja, so hatten wir uns das gedacht.«
    Da schaute er sie mit einem so kalten, verächtlichen Ausdruck an, dass er sie zum ersten Mal an ihren Mann erinnerte.
    »Mein Gott, du bist genauso schlimm wie er.«
     
    Seit einer Dreiviertelstunde plagte sie sich mit Bruckner ab, doch nun ließ sie den Bogen sinken. Sie war

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