Der Klang des Herzens
wenige Männer, die Anzüge trugen -, aber jetzt unterhielten sie sich offensichtlich über das Haus, über sein Haus, seine Arbeit. Und aus der Art, wie er dabei den Kopf schüttelte, und aus Isabels angespanntem Gesichtsausdruck konnte er schließen, dass es nichts Gutes bedeutete.
Matt schob das Schächtelchen wieder in seine Tasche zurück, stieg aus seinem Lieferwagen und schloss leise die Tür. Langsam schlich er näher, immer in der Deckung der Bäume.
Vom Stadtbauamt kam er nicht. Er kannte fast jeden von der Bauaufsicht. Dieser Mann war gebildet, drückte sich gepflegt aus. Den hatte er noch nie gesehen. Er hatte so etwas Lehrerhaftes, fast wie ein Professor.
»Wie Sie sehen, hat sich hier ein schlimmer Riss gebildet.« Er deutete auf die Hauswand. »Aber da wir weder einen besonders feuchten Winter noch einen besonders trockenen Sommer hatten und der Riss relativ neu aussieht, steht zu vermuten, dass er durch die Bauarbeiten verursacht wurde.«
»Durch die Bauarbeiten?«, fragte Isabel schockiert.
»Ich fürchte, ja. Wurde drinnen sehr viel eingerissen? Das Haus sieht aus, als hätte es in letzter Zeit ganz schön was mitgemacht.«
Sie stieß ein unfrohes Lachen aus. »Sie haben es ja selbst gesehen. Ja, da ist viel eingerissen worden, aber ich habe nicht alles mitbekommen.«
Matts Herz begann heftig zu klopfen. Was zum Teufel hatte der Mann vor?
»Was das Abwassersystem betrifft, dazu kann ich nicht viel sagen, aber das Badezimmer ist ganz offensichtlich unfertig, und in der Küche ist überhaupt nichts gemacht worden. Aber das ist alles Kosmetik. Das große Schlafzimmer scheint der einzige Raum zu sein, in dem qualitativ gute Arbeit geleistet wurde, aber da ist dieses Loch in der Wand … Im Ostflügel gibt es Anzeichen auf Holzfäule und Holzwurmbefall. Ich habe mir erlaubt, ein Stück Leiste zu entfernen, und ich fürchte, das bedarf einer näheren Untersuchung. Unter der Treppe vermute ich einen Klopfkäferbefall. Außerdem scheinen Sie nur ein halbes Warmwassersystem zu haben – der Verlauf einiger Rohre ist vollkommen unverständlich.«
»Und das liegt Ihrer Meinung nach an der Arbeit unseres Bauleiters?«
Der Mann im Anzug schien sich seine Antwort genau zu überlegen. »Nein, das Haus war schon vorher in einem sehr
schlechten Zustand. Aber es ist jetzt in keinem besseren Zustand, im Gegenteil, Ihr Bauleiter scheint alles, absichtlich oder unabsichtlich, noch verschlimmert zu haben.«
Isabel riss erschrocken die Augen auf. »Absichtlich?«
Matt konnte es nicht länger ertragen. Er brach aus dem Wald hervor und kam mit langen Schritten auf den Mann zu.
»Was zum Teufel erzählen Sie ihr da? Wer zum Teufel sind Sie?«, brüllte er. »Was für Lügen erzählen Sie ihr?«
Er fühlte Isabels Hand auf seinem Arm. »Matt, bitte …« Sie schnitt eine Grimasse und schaute zu dem großen Mann hoch, der davon aber nichts bemerkte.
Er schaute Matt abschätzend an, als hielte er sich für etwas Besseres. »Sie sind Matt McCarthy?«
»Wer zum Teufel sind Sie?«
Der Mann sagte nichts, starrte ihn bloß an, was Matt noch wütender machte. »Was bilden Sie sich eigentlich ein, einfach hier aufzutauchen und Isabel irgendwelche Lügen aufzubinden? Hm? Ich hab’s gehört! Ich hab jede Ihrer dreckigen Lügen gehört! Sie wissen nichts über dieses Haus und darüber, was ich hier gemacht hab! Nichts!«
Der Mann schien keine Angst vor ihm zu haben. Im Gegenteil, die Miene, mit der er ihn ansah, verriet unverhohlen seine Verachtung.
»Ich habe Mrs Delancey die Wahrheit über das erzählt, was mit ihrem Haus angestellt worden ist. Und ich kann Ihnen sagen, Mr McCarthy, dass ich schon vorher von Ihren Machenschaften hier gehört habe!«
»Welche Machenschaften?«, fragte Isabel. »Was soll das heißen?«
Jetzt sah Matt rot. Er brüllte nicht länger, er röhrte, fuchtelte mit den Armen, stand kurz davor, diesem gelackten Eindringling eine zu verpassen. »Ach ja? Das glauben Sie? Sie meinen, Sie wissen alles über dieses Haus, was?«
Isabel flehte ihn an, sich nicht so aufzuregen. Er konnte ihr Parfüm riechen, doch selbst das konnte ihn jetzt nicht mehr bremsen.
Laura war gerade im Garten beim Rosenschneiden, als sie Matts Brüllen hörte, ein hässliches, tierisches Gebrüll. Dann eine Männerstimme, ruhiger. Eine Frauenstimme, voller Angst. Lauras Magen machte einen Satz. Nicholas hatte ihm alles erzählt.
»Mum?« Anthonys Gesicht tauchte verschlafen aus einem oberen Fenster auf. »Was ist
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