Der Klang des Herzens
einen eigenen Ballsaal gehabt hatte. Ein Haus am Eaton Square mit einem eigenen Ballsaal! Aber er hatte nicht zugegriffen, weil er die Gewinnspanne für zu gering gehalten hatte.
Sie verfolgten ihn geradezu, all diese Häuser, die er nicht gekauft hatte, weil er nicht risikofreudig genug gewesen war.
Er seufzte. Er sollte wohl besser Mrs Barr anrufen. Unzufrieden , dachte er. Da ist sie nicht die Einzige.
»Nick.«
Derek beugte sich über seinen Schreibtisch. Nicholas legte den Hörer auf die Gabel zurück. Der Mann hatte kein Gefühl für den Freiraum seiner Mitmenschen. Er beugte sich so weit vor, dass man nicht nur seine letzte Mahlzeit riechen konnte, sondern auch sein aufdringliches Rasierwasser.
Nicholas rang sich eine freundlich-neutrale Miene ab. »Derek.«
»Das war das Hauptbüro. Wir sind schon wieder hinter den Vorgaben zurückgeblieben. Palmers Green hat zweihundertachtzig Riesen mehr an Courtage gemacht als wir. Das ist gar nicht gut.«
Nicholas wartete ab.
»Wir müssen einfach besser werden. Sogar Tottenham East läuft uns jetzt schon den Rang ab.«
»Mit Verlaub, Derek, ich hab diese Woche vier Verkaufsabschlüsse gemacht«, sagte Nicholas so gelassen wie möglich.
»Ein blinder, einbeiniger Taubstummer hätte diese Abschlüsse machen können! Bei der derzeitigen Marktlage! Die Immobilien fliegen nur so weg, Nick. Die haben Flügel. Wir müssen unser Einsatzgebiet ausweiten, bessere Immobilien in die Finger kriegen, unseren Schnitt erhöhen. Wir müssen aggressiver verkaufen. Sie sind doch hier angeblich das Verkaufsgenie. Wann wollen Sie anfangen, das zu beweisen?«
»Derek, Sie wissen ebenso gut wie ich, dass vierzig Prozent unserer Verkaufsobjekte ehemalige Sozialwohnungen sind. Da erzielt man nun mal nicht dieselben Profite wie bei normalen Objekten.«
»Und an wen gehen die anderen sechzig Prozent? An Jacksons. An Tredwell Morrison. HomeSearch. Die kriegen die dicken Dinger. Und genau da sollten wir auch reinkommen, Nick, in diesen lukrativeren Markt. Ich will Harrington-Estates-Schilder sehen – überall in der Stadt. Wie einen verdammten Pilzbefall.«
Derek streckte die Arme hinter den Kopf. Unter seinen Achselhöhlen zeichneten sich dunkle Schweißflecken ab. Mit erhobenen Armen stolzierte er im Büro umher. Wie ein Orang-Utan in seinem Revier, dachte Nicholas. Dann kam er wieder zu Nicholas’ Schreibtisch zurück, stützte sich mit beiden Handflächen darauf. »Was haben Sie heute Nachmittag für Termine?«
Nicholas klappte seinen Rollkalender auf. »Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, aber dann nichts mehr. Die Arbor-Row-Besichtigung muss verschoben werden.«
»Ja, hat Charlotte schon erwähnt. Wissen Sie was, Nick? Sie sollten raus, auf die Straße. Ein bisschen die Werbetrommel für uns rühren.«
»Was meinen Sie? Ich verstehe nicht.«
Derek griff hinter sich und nahm einen Stapel Hochglanzflyer zur Hand. »Werfen Sie die bei den Leuten ein. Aber bitte in der besseren Gegend – Laurel Avenue, Arnold Road und unten bei der Schule. Hab die hier heute früh vom Drucker bekommen. Sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn’s uns nicht gelingt, den schicken Agenturen ein bisschen das Wasser abzugraben.«
Er knallte den Stapel auf Nicholas’ Schreibtisch.
Nicholas sah aus dem Augenwinkel, wie Paul höhnisch ins Telefon grinste. »Sie möchten, dass ich von Tür zu Tür gehe und Flugblätter verteile?«
»Tja, Paul und Gary sind dicht. Und Sie sagten ja gerade, dass Sie keine Termine mehr haben. Wozu sollten wir irgend so einen Rotzlöffel von Schüler dafür bezahlen? Der wirft die Blätter doch bloß in die nächste Mülltonne und düst ab in die Spielhalle. Nein, Nick«, er schlug dem Älteren herzhaft auf den Rücken, »bei Ihnen weiß ich wenigstens, dass die Arbeit ordentlich erledigt wird. Auf Sie ist Verlass.«
Sich streckend und reckend wie ein Sieger, schlenderte er zu seinem Schreibtisch zurück. »Tut Ihnen gut, sich ein paar Pfunde abzulaufen«, fügte er noch hinzu. »Sie werden mir hinterher dankbar sein.«
Wenn das mit den Flyern nicht gewesen wäre, dachte Nicholas später, hätte er Mike Todds Einladung zum Abendessen am Samstag sicher nie angenommen. Seit Diana ihn verlassen hatte, war sein Gesellschaftsleben gegen null gesunken, was teilweise daran lag, dass er nun weniger Einladungen bekam – Diana war immer die Geselligere von ihnen beiden gewesen -, hauptsächlich aber, weil er den Leuten, die ihn von früher kannten, seine neue
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