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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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hinterlassen hatten – und ihm wurde plötzlich klar, dass er etwas dagegen tun konnte. »Sei nicht traurig«, sagte er sanft, »wirst sehen, jetzt wird alles gut.«
    Sie sagte nichts.
    »Hör zu«, sagte er, weil er wollte, dass sie wieder lächelte, dass sie wieder froh wurde, »wegen des Geldes: Vergiss die nächste Rate. Wir finden eine andere Lösung.« Er war einen Moment lang versucht, ihr zu sagen, wie sehr sich nun alles
ändern würde, aber selbst er war nicht verrückt genug, um das zu tun. »Isabel?«
    Etwas war anders an der Stille zwischen ihnen. Isabel hatte sich versteift, schien vor seiner Berührung zurückzuweichen.
    »Ich hab das noch nie getan«, sagte sie. Ihre Stimme klang auf einmal ganz kalt.
    »Was denn?« Er versuchte, ihr Gesicht zu erkennen.
    »Ich werde dir alles bezahlen, was ich dir schulde.«
    Er stand da, wie vom Blitz getroffen, konnte gar nicht fassen, was sie da dachte. »He, hör zu – deswegen bin ich doch nicht hergekommen … ich … Menschenskind!« Er stieß ein verblüfftes Halblachen aus, konnte nicht glauben, was er hörte. »Ich wollte doch nicht andeuten …« Er hatte sich falsch ausgedrückt. »Ich hab noch nie … ich hab noch nie im Leben dafür bezahlt.«
    »Und ich hab’s nie feilgeboten.« Ihr Ton war eisig. »Ich möchte, dass du jetzt gehst.«
    Kurz darauf stand Matt draußen im kalten Wind. Wie betäubt stapfte er zu seinem Lieferwagen. Sie musste verstehen. Er musste es ihr begreiflich machen. Immer noch konnte er nicht glauben, dass sie glaubte, es sei dabei um Geld gegangen. Doch noch während er über den knirschenden Kies schritt, hörte er, wie hinter ihm der Riegel vorgeschoben wurde, schwer und endgültig.
     
    Auf der anderen Seite der Tür sank Isabel mit einem stummen Schrei zu Boden, voller Selbsthass, voller Abscheu vor dem, was sie getan hatte. Was sie zugelassen hatte. Sie ließ den Kopf auf die Knie sinken, spürte den weichen Stoff unter ihren wunden Lippen, versteckte ihr Gesicht vor dem Verrat, den sie an sich selbst begangen hatte.
    Ihr tat alles weh, ihre Seele schmerzte vor Einsamkeit, ihr Herz vor Sehnsucht nach ihrem toten Mann, ihr Körper von der rauen Vereinigung mit einem Mann, der nicht Laurent
gewesen war. Sie war nüchtern, und sie fühlte sich leer, ausgehöhlt. So leer wie noch nie.
    Laurent! , schrie sie. Was hast du aus mir gemacht? Wozu hast du mich gebracht?
    Ihre einzige Antwort war Stille. Eine betäubende, erdrückende Stille.

VIERZEHN
    E s gab einen Zug, der zweistündig zwischen ihrem neuen Zuhause und London verkehrte, aber sie hatte sich ausgerechnet, dass sie, selbst wenn er pünktlich war, wahrscheinlich nicht rechtzeitig zum Schulschluss der Kinder zurück sein würde. Resigniert ließ sie den Blick durchs Abteil schweifen. Ihr gegenüber saß ein Mann, der sich systematisch durch seine Zeitung arbeitete. Rechts von ihr, auf der anderen Seite des Gangs, saßen zwei Rucksacktouristen, die sich in einer harten, nordischen Sprache unterhielten. Isabel ließ sich vom monotonen Rattern der Räder einlullen.
    Sie dachte an Mary, mit der sie sich auf einen Kaffee getroffen hatte. Sie hatten sich über die Schule und die Kinder unterhalten und darüber, wie sehr man durch die Schulzeiten angebunden war, das Hinbringen, das Abholen. »Sei froh, dass du das nicht in London machen musst«, hatte Mary fröhlich gesagt. »Ich verbringe mein halbes Leben im Auto.«
    Es war schön gewesen, sie wiederzusehen, eine Erinnerung daran, dass sie einst ein anderes Leben geführt hatte. Mary erkundigte sich begierig nach Kitty und Thierry, meinte, Isabel sehe schon besser aus (eine Höflichkeitslüge, wie Isabel vermutete), und versprach, bald einmal auf Besuch zu kommen. Aber es war klar, dass sie nun zu einer anderen Familie gehörte. Sie hatte einen ihrer neuen Schützlinge mitgebracht, ein rehäugiges Baby, das sie auf den Knien schaukelte und mit dem sie ebenso gelassen und selbstbewusst umging, wie sie es mit Isabels Kindern getan hatte.
    »Sie waren wohl nicht beim Einkaufen, was?«

    Isabel hob den Kopf und sah eine Sitzgruppe weiter vorne eine Frau, die ihr vage bekannt vorkam. Sie trug einen adretten pastellfarbenen Regenmantel und einen komischen Hut. Die Frau lächelte ihr zu.
    »Linnet. Deirdre Linnet. Wir kennen uns aus dem Laden der Vettern. Sie wohnen im Spanischen Haus.« Das sagte sie, als würde sie Isabel eine Neuigkeit erzählen. Sie wies auf die Beine der anderen. »Ich dachte, Sie waren vielleicht zum

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