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Der Klang des Herzens

Titel: Der Klang des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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nach und trank zu schnell eine halbe Flasche Wein. Doch das Kaminfeuer konnte sie heute Abend nicht trösten. Erleichtert stellte sie fest, dass im Fernsehen eine Sitcom lief, doch kaum hatte sie den Fernseher eingeschaltet, da knackte es laut, das Pixelbild schrumpfte auf Stecknadelkopfgröße zusammen und verschwand dann ganz. Auch die Lichter gingen aus. Isabel saß im Dunkeln. Sie empfand es fast als Beleidigung, als würde sich das große alte Haus über sie lustig machen. Reglos saß sie auf dem Sofa, nur das flackernde Kaminfeuer erhellte den Raum. Ihr Gesicht verzerrte sich, und sie begann zu schluchzen.
    »Verdammtes Haus!«, brüllte sie. »Scheiß Haus!«
    Sie stand auf und tastete nach Streichhölzern, dann suchte
sie nach Kerzen. Aber wo genau sie die hingetan hatte, wusste sie nicht mehr. Fluchend tappte sie im Haus herum. Draußen fegte heulend der Wind.
     
    Matt verbrachte den Rest des Nachmittags und den Abend im Long Whistle. Theresa mied er seit einiger Zeit, und sie hatte das mit ihrer feinen Antenne natürlich gemerkt. Zunehmend gereizt und schmollend ging sie hinter der Theke auf und ab und warf eindeutige Blicke in seine Richtung. Aber er begegnete ihren blitzenden Augen und ihren Annäherungsversuchen mit Gleichgültigkeit. Er hasste nichts mehr als eine Frau, die einen Wink nicht verstehen konnte.
    Außerdem hatte er anderes im Kopf.
    Er war ins Pub gegangen anstatt nach Hause, weil Laura zwar vieles übersehen konnte, seine zunehmende Unruhe und Rastlosigkeit aber nicht. Er fühlte sich eigenartig, als habe er sein inneres Gleichgewicht verloren. Vor seinem inneren Auge sah er Byrons Gesicht, wie er Isabel anstarrte. Etwas Rohes, Unverstelltes hatte in diesem Blick gelegen, etwas, das eine Saite in ihm selbst anschlug. Wenn er die Augen zumachte, sah er nicht Theresa vor sich oder seine Frau, sondern Isabel Delanceys weißes Schlüsselbein, die vereinzelten Sommersprossen dort, wo sie Sonne abbekommen hatte. Er sah sie vor sich, wie sie sinnlich lächelnd und mit wiegenden Hüften auf ihn zutänzelte, ganz versunken in ihre Musik.
    Byron hatte recht. Sie gehörte ihm nicht. Sie gehörte niemandem. Sie war ungebunden, nicht so wie er. Schon bei dem Gedanken, dass Byron sich an sie ranmachen könnte, stieß ihm sein Bier sauer auf. Er musste die Zähne zusammenbeißen, wenn er sich vorstellte, irgendein Kerl könnte bei ihr einziehen, in dieses Haus, das er von Grund auf kannte, dem er überall seinen Stempel aufgedrückt hatte.
    »Wird stürmisch heut Nacht«, bemerkte der Wirt, in ein Kreuzworträtsel vertieft.

    »Ja.« Matt leerte sein Glas und knallte es auf die Bar. »Kannste recht haben.«
    Ohne auf Theresas hektische Winke zu achten, wandte er sich zum Gehen. Er wusste selbst nicht, wie er sein spätes Heimkommen diesmal erklären sollte. Aus einem unerklärlichen Impuls, stieg er eine Viertelstunde vor Zapfenstreich in seinen Lieferwagen und fuhr in Richtung Little Barton.
     
    Unten im Heizungskeller brachte Byron die Hunde zur Ruhe, schaltete sein Radio aus und nahm ein Buch zur Hand, das er im Schein der Kerzen, die er heute Vormittag gekauft hatte, lesen wollte. Seltsam, wie schnell man sich an jede Umgebung anpassen konnte, solange man das Allernötigste hatte. Sein neues Zuhause verfügte nun sogar über mehr als das: einen Klappstuhl, sein batteriebetriebenes Radio, den Hundekorb und einen Spirituskocher. Das kleine Waschbecken hatte er gesäubert und konnte sich nun notdürftig dort waschen. Er konnte sich etwas Anständiges kochen und sich heißen Tee machen. Obwohl er natürlich alles andere als glücklich war, hatte er sich nun zumindest ein wenig mit seiner Lage versöhnt. Nur für drei Wochen, sagte er sich immer wieder, bis die Welpen groß genug sind, um sie verkaufen zu können. Ein Bauer im Ort hatte ihm bereits zweihundert für die robustesten versprochen. Wenn er für alle so viel bekäme, hätte er sich die Kaution schon halbwegs verdient.
    Sobald er finanziell wieder einigermaßen auf die Beine gekommen war, würde er sich irgendwo anders einen Job suchen. Die Arbeit mit Matt machte ihm zunehmend Kopfschmerzen. Irgendetwas stimmte nicht. Er konnte zwar nicht genau sagen, was, aber er hatte das deutliche Gefühl, dass Matt das Spanische Haus noch nicht aufgegeben hatte. Irgendwann würde alles in die Luft gehen, oder Mrs Delancey würde das Haus aufgeben müssen, aber das wollte Byron nicht erleben; dann wollte er schon weit weg sein.

    Es war fast elf, als sich

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