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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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sich die Pistole mit der einen Hand und ließ mit der anderen den Schuh wieder zu Boden sinken.
    »Man könnte fast glauben, heute Abend wäre Aschenputtel gegeben worden«, scherzte Ebba und blinzelte. Dann lächelte sie entwaffnend. Die Dame erwiderte ihr Lächeln nicht. Ihr Gesicht war aschfahl. Sie klammerte sich an zwei Stuhllehnen fest, um nicht ohnmächtig zu werden. Ebba schob ihre Pistole diskret in ihre Handtasche und tätschelte den Verschluss, wie um sich zu versichern, dass die Pistole auch dort lag, wo sie hingehörte.
    Als sei nichts geschehen, drehte sie sich um und ging auf den Ausgang zu. Sie suchte ihre Freundinnen, konnte sie in der Menge aber erst nicht finden. Als sie ihren Mantel aus der Garderobe holte, spürte sie eine Hand auf ihrem Arm. Sie drehte sich um. Es war Eva.
    »Champagner«, sagte diese energisch. »Sofort.«
    »Keine Sekunde zu früh«, pflichtete ihr Ebba bei. »V ielleicht brauchen wir ja auch was Stärkeres, um diesen Unsinn herunterzuspülen.«
    »Ich fand es gar nicht so schlimm«, meinte Marianne.
    »W o ist bloß deine Vernunft abgeblieben, Frau! Und du willst Richterin sein! Diese Inszenierung war kriminell schlecht!«, lachte Ebba. »Ich bin wirklich froh, dass ich nicht als Angeklagte vor dir stehe.«
    Als sie die große Treppe hinuntergingen, merkte sie am Vibrieren ihrer Handtasche, dass eine weitere SMS eingegangen war. Sie hatte jedoch nicht die Absicht, ihr Handy nochmals hervorzuholen. An diesem Abend würde sie nicht arbeiten. Karl-Axel musste eine andere Vertretung für Magnus auftreiben.
    Sie waren nur noch höchstens fünfzig Meter vom Portal des Operakällaren entfernt, als Ebba aus den Augenwinkeln auf der Norrbro einen Streifenwagen bemerkte. Sie beschleunigte ihre Schritte und zerrte ihre Freundinnen durch die trägen Massen des Premierenpublikums, die das Trottoir verstopften.
    Als sie an einem Tisch mit Aussicht auf das Schloss Platz genommen hatten, wurde es endlich ruhiger. Mit einer Speisekarte vor sich und einem perlenden Glas Champagner in der Hand versuchte Ebba, den Gedanken an die ungelesene SMS in ihrer Handtasche zu verdrängen. Sie brauchte schließlich kein schlechtes Gewissen zu haben. Ihre einzige Pflicht bestand darin, die fantastische Jugendstileinrichtung, die Kronleuchter, die opulenten Ölgemälde an den Wänden und das nächtliche Stockholm hinter den hohen Fenstern zu genießen.
    Ebba ließ die Augen über die wenigen, aber hervorragend komponierten Gerichte der Speisekarte wandern. Die Gänseleberterrine war ein Muss. Dazu vielleicht ein halbtrockener Weißwein, vielleicht ein Riesling? Sie betrachtete ihre Freundinnen und freute sich aufs Neue, nicht allein zu sein. Charlotte Martin und Eva Björnkvist gehörten zu ihren ältesten Freundinnen. Sie kannten sich seit der Schule. In der Mittelstufe hatten sie eine kurze Zeit eine der äußerst wenigen Punkbands des vornehmen Stadtteils Djursholm gebildet. Eva an der Gitarre, Charlotte am Bass und sie selbst am Schlagzeug. Sie hatten sich Svarta Ebba genannt und waren dreimal aufgetreten, als sie eines Tages den Song »Bewaffnet euch« im Radio gehört hatten. Aufruhr und Anarchie in Ehren, aber bereits bei den ersten Zeilen hatten sie eingesehen, dass sie selbst der Bourgeoisie angehörten, die der Sänger hinrichten lassen wollte. Als die Band aus dem berüchtigten Vorort Rågsved – so glaubten sie zumindest – zudem noch die Stirn hatte, auch ihren Namen zu klauen und zu Ebba Grön zu verschandeln, lösten sie Svarta Ebba aus Protest auf und gründeten stattdessen ein Klaviertrio. Sie traten zwar immer noch in Leder und mit Nietengürteln auf, spielten aber jetzt Ravel und Beethoven. Genau wie die Typen aus dem Vorort im Stockholmer Süden konnten sie ihre soziale Prägung nicht abschütteln.
    Charlotte und Ebba pflegten zweimal in der Woche im Hallenbad in Mörby schwimmen zu gehen, und zwar dienstags und freitags. Eva hatte einige Jahre im Ausland gelebt und den Kontakt zu ihren Freundinnen verloren. Eines Tages waren sie einander unerwartet mit ihren Söhnen an einer Eishockeybahn begegnet und hatten sofort wieder den Kontakt aufgenommen, als hätten sie einander nie aus den Augen verloren. Marianne Forss hatte Ebba erst kennengelernt, als ihre Fälle vor dem Amtsgericht verhandelt worden waren. Seit Marianne ihre Stelle am Obersten Gericht, dem Svea Hovrätt, angetreten hatte, sahen sie sich nicht mehr so oft in dienstlichen Zusammenhängen. Sie hatte sich jedoch sofort sehr

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