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Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso

Titel: Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Bartosch Edström
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»Er lag auf der Wiese. Nass und leblos. Obwohl ich mit eigenen Augen gesehen habe, dass er tot ist, verdränge ich es ständig und muss es mir immer wieder in Erinnerung rufen. Schließlich sitzen Sie hier und fragen mich aus. Also muss es wahr sein. Aber meine Gedanken schweifen die ganze Zeit ab, und dann lebt er plötzlich wieder. Dann ist es so, als sei er einfach in ein anderes Zimmer gegangen und als würden wir heute Abend wieder zusammen essen, genau wie an allen anderen Abenden. Dann wird er wieder spaßen und scherzen, wie er es immer tut.«
    Verwirrt lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Aber so ist es ja nicht. Er ist nicht mehr. Raoul kommt nie mehr zurück.« Als hätte sie sich plötzlich bei etwas ertappt, warf sie erst Ebba und dann Vendela einen besorgten Blick zu. »Sie glauben sicher, ich sei vollkommen übergeschnappt, weil ich solche Sachen sage.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, erwiderte Ebba beruhigend. »Ich bin so einiges gewöhnt.«
    Anna holte tief Luft, wurde dann aber von einer Hustenattacke geschüttelt. Zigaretten und Staub, dachte Vendela, ich weiß genau, wie das ist.
    »Ich habe nach unser Trennung mein eigenes Leben gelebt«, fuhr Anna fort, »natürlich. Ich war verheiratet und hatte diverse Beziehungen. Aber das mit Raoul … Raoul ist so einzigartig. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen können. Es gibt niemanden, der so ist wie er.« Sie rieb sich die Stirn. »Gewisse Menschen strahlen ganz einfach mehr als andere. Die Leere, die sie zurücklassen, ist ganz einfach viel schwerer zu ertragen. Ich werde über diese Trauer nie hinwegkommen. Nie.«
    Ebba nickte, wartete kurz und fragte dann: »W ie ist Raoul gestorben?«
    Wieder war Anna in sich selbst versunken, aber Ebba hatte nicht die Absicht, ihr das dieses Mal allzu lange zu gestatten. Sie verlieh ihrer Stimme eine neue Eindringlichkeit.
    »Anna … «
    Langsam sah Anna Ebba an und öffnete den Mund.
    »Er ist ertrunken … oder? Er muss nach Einbruch der Dunkelheit spazieren gegangen und ausgerutscht sein.«
    Ihre Pupillen weiteten sich, als erwarte sie von Ebba eine Antwort, und als diese nicht reagierte, wandte sie sich automatisch Vendela zu.
    »So war es doch, nicht wahr?«, rief sie mit schriller Stimme. Wieder liefen ihr die Tränen über die Wangen. Vendela sah Ebba mit hochgezogenen Brauen an, ohne dass Anna es sehen konnte.
    »Noch eine Frage«, sagte Ebba. »Heute Nacht sind Sie aufgestanden und im Haus herumgegangen. Was war los?«
    Anna schluckte und entspannte sich etwas.
    »Ich … erwachte von Geräuschen und Stimmen aus der Küche. Ich ging runter. Caroline war da mit einem Polizisten.«
    »Erzählen Sie von Caroline.«
    Anna zuckte zusammen. »W ie bitte? Was wollen Sie über Caroline wissen?«
    Ebba beugte sich etwas vor. »W arum war Caroline mitten in der Nacht auf?«
    »Sie war traurig. Sie war so verdammt traurig … Caroline.«
    »W egen Raoul?«
    Anna nickte.
    »W as taten Sie?«
    Anna hielt inne, um sich zu überlegen, wie sie fortfahren sollte. Irgendetwas schien sie ganz offensichtlich zu bedrücken. Ebba beugte sich etwas vor. Da richtete sich Anna auf, wie um sich zusammenzureißen, und als sie den Mund wieder öffnete, wirkte sie plötzlich erstaunlich gefasst.
    »Caroline brauchte Trost. Ich hatte das Gefühl, dass ich zumindest den Versuch machen sollte, ihr diesen Trost zu spenden. Das war nicht ganz einfach. Caroline und ich … verstehen uns eigentlich nicht so gut. Aber als ich sie dort stehen und am ganzen Körper zittern sah, als würde sie gleich zerbrechen, da tat sie mir richtig leid. Ich musste sie einfach in die Arme nehmen. Sie brauchte das.«
    »W ie reagierte Caroline?«
    »Sie ließ es tatsächlich zu, was eine große Erleichterung war.« Anna schniefte und schüttelte langsam den Kopf. »Dann brachte ich sie in ihr Zimmer und half ihr ins Bett. Sie wollte in Raouls Bett schlafen.«
    Ebba schielte auf ihre Uhr. »Okay, vielen Dank. Wir machen hier Schluss. Wir werden uns noch öffters unterhalten. Vendela und ich sind immer für Sie da, wenn Sie jemanden zum Reden brauchen.«
    Anna nickte und erhob sich dann im Zeitlupentempo. Ihre Kapuzenjacke war hochgerutscht, und Fettwülste kamen über der Jeans zum Vorschein. Vendela wandte den Blick ab, um die klägliche Rückseite eines in ihren Augen kläglichen Menschen nicht betrachten zu müssen.
    Als Anna in die Diele trat, sah sie Louise die Treppe herunterkommen. Anna setzte ihren Weg in die Küche fort, und Louise eilte ihr

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