Der Klang des Todes - Bartosch Edström, C: Klang des Todes - Furioso
Schwangerschaftsabbruch durch und setzt sich zum Ziel, stattdessen von Raoul schwanger zu werden.«
»W ir suchen ständig nach Bestätigung. Das ist auch so ein Verhaltensmuster«, antwortete Ebba. »Eigentlich will sie gar kein Kind, sondern nutzt ihre Fruchtbarkeit nur, um sich Liebe und Geborgenheit zu sichern.«
»V ielleicht bekam sie ja nach dem Schwangerschaftsabbruch kalte Füße«, begann Jakob. »V ielleicht wollte sie es ja wiedergutmachen, indem sie mit Raoul ein Kind zeugte. Dann hätte sie so tun können, als sei nichts gewesen?«
»Und sie wähnt sich in Sicherheit, solange sie nur schwanger ist, ganz gleichgültig, wer der Vater ist«, meinte Vendela.
»Diese Möglichkeit besteht natürlich«, stimmte ihr Ebba zu. Dann wechselte sie jedoch das Thema. »W ie innig war das Verhältnis zwischen Helena und Raoul eigentlich? Fünfundzwanzig Jahre lang fährt sie für ihre heimlichen Schäferstündchen rund um den Globus, und dann entscheidet er sich für eine offizielle Beziehung zu ihrer Schwester, obwohl er sie nur wenige Tage gekannt hat. Das kann nicht leicht gewesen sein.«
»W er wusste eigentlich von dieser Affäre? Louise jedenfalls nicht, wenn ich sie richtig verstanden habe«, antwortete Vendela.
»Peder scheint es aber gewusst zu haben«, meinte Jakob.
»Peder ist aufmerksam und strebt seinen eigenen Zielen entgegen. Außerdem sagt er uns nicht die ganze Wahrheit«, erwiderte Ebba, dann sagte sie mehr zu sich selbst: »Peder und Helena … ich frage mich, was die beiden verbindet.«
»Offenbar hat Caroline den Eindruck gewonnen, dass es sich bei Raouls und Helenas Affäre um ein Einzelereignis von vor zwanzig Jahren handelte. Raoul hat ihr anscheinend keinen reinen Wein eingeschenkt«, sagte Vendela, »und das ist verständlich.«
»W ollte Raoul seine Affäre mit Helena fortsetzen? Peder sprach ja von einer amourösen Begegnung gestern Abend im Atelier. Warum konnte Raoul sie nicht gehen lassen, wo er sich doch so wahnsinnig in ihre kleine Schwester verliebt hatte? Das wäre durchaus ein Grund für Caroline gewesen, seinem Leben ein Ende zu setzen.«
»Nicht, wenn sie sein Kind erwartete«, wandte Jakob ein.
»Sie könnte einen weiteren Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen«, kommentierte Vendela krass.
Ebba hob die Hand. »Okay, genug spekuliert. Es reicht. Wir müssen uns auch auf die Fakten konzentrieren. Lasst uns mal darüber nachdenken, wie er ins Wasser geraten sein könnte. Er war zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Also hat ihn jemand ins Wasser geworfen.«
»Aber wie soll der eine Schuh dreißig Meter weit rausgetrieben sein?«, seufzte Jakob. »Das begreife ich nicht. Falls man die Leiche nicht ins tiefe Wasser gebracht hat, um sie dort zu versenken.«
»In diesem Zusammenhang ist das Motorboot interessant«, meinte Ebba. »Ich erwarte mit Spannung den Bericht der Spurensicherung.«
Vendela kratzte sich am Hinterkopf. »Und wie ist das mit diesem Arzneimittel? Hexens-Nochwas oder wie immer das heißt?«
»Dextropropoxifen«, meinte Jakob und erntete einen spöttischen Blick. Er fuhr fort: »V on wem stammten die Tabletten? Es muss sie bereits hier auf der Insel gegeben haben, oder jemand hat sie mit hierhergebracht.«
»V ielleicht war die Tat geplant?«, meinte Vendela. »V ielleicht hat der Mörder die Tabletten mitgenommen, um die Tat zu verüben. Vielleicht hatte er alles genauestens durchdacht?«
»Falls der Mord geplant war, dann erscheint auch der Allergieschock in einem ganz anderen Licht«, meinte Ebba. »Ich überlege mir schon eine Weile, welchen Stellenwert er haben könnte. Es könnte natürlich reiner Zufall sein, dass Raoul an einem Tag in einen lebensbedrohenden Zustand gerät und zwei Tage später wirklich ermordet wird. Falls eine Verbindung besteht, müssen wir diese finden. Die Flasche ist auf dem Weg ins Labor. Aber es würde mich wundern, wenn sich nicht unzählige verschmierte Fingerabdrücke daran befinden.«
Ebba stellte sich an das beschlagene Bullauge und schaute hoch zum Haus. Nirgends brannte Licht, das Gebäude sah bereits verlassen aus. Vendela ging an Deck, um zu rauchen. Jakob folgte ihr.
»Ich frage mich, wie lange die Schwestern noch bleiben«, meinte Vendela, als sie ihre Zigarette anzündete. »An ihrer Stelle hätte ich schleunigst den Heimweg angetreten, selbst wenn ich hätte schwimmen müssen.«
»W orüber sie wohl sprechen?« Jakob rauchte einen Zug von Vendelas Zigarette.
»Sicher klären sie die große
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